Untergiesing/Harlaching:Besserung in Sicht

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Bei der Bürgerversammlung stehen die Verkehrsprobleme im Vordergrund. Die Stadt verspricht, dass zumindest die Trambahnlinie 15 demnächst wieder normal verkehrt

Von Julian Raff, Untergiesing/Harlaching

Es ist noch nicht lange her und doch kaum mehr vorstellbar, dass die einzige Mobilitätsfrage zwischen Menterschwaige und Wettersteinplatz lange lautete: "Heute Auto oder Tram?" Einstige Innenstadtthemen wie Parklizenzgebiete oder Zugausfälle bei der MVG haben längst die Bürgerversammlung des 18. Stadtbezirks erreicht. Inklusive der städtischen Funktionäre und Politiker waren heuer 485 Teilnehmer in die Sporthalle an der Säbener Straße gekommen. Die Beteiligung reicht damit, nach einigen schwächeren Jahren, knapp an die 500er-Rekordmarke von 2014 heran. Offenbar wollten sich viele Gäste mit Blick auf die Kommunalwahl in erster Linie informieren, die aktive Teilnahme blieb mit 38 Anträgen und Anfragen jedenfalls im Schnitt.

Seit Mitte Oktober mussten viele Harlachinger und Giesinger feststellen, dass die Tramlinie 15 tageweise komplett ausfiel, während die MVG via Anzeigetafel oder Internet lediglich einzelne Ausfälle einräumte, wie sie schon in den Sommermonaten vorgekommen waren. Zwar wird die Trasse durch die 25er Tram nach Grünwald mit bedient, deren Züge seien allerdings an den fraglichen Tagen derart überfüllt gewesen, dass Eltern mit Kinderwagen nicht hinein kamen und zähneknirschend zum Autoschlüssel griffen.

Entsprechende Berichte und Beschwerden hatten Bezirksausschuss-Chef Clemens Baumgärtner (CSU), der auch Münchens Wirtschaftsreferent ist, schon vor der Versammlung erreicht, weshalb er Besserung vom kommendem Montag an in Aussicht stellte. MVG-Mitarbeiter Andreas Braun präzisierte: Es fehle stadtweit schlicht an funktionsfähigen Bahnen. Triebwägen fielen durch Unfälle oder Verschleiß aus und könnten nicht immer zügig instand gesetzt werden. Dies dürfte bis zu Sanierung und Ausbau des Betriebshofs an der Ständlerstraße so bleiben, also bis 2026, oder zumindest bis zum Start einer Interimswerkstatt ab 2020/21.

Dass die Harlachinger ihre 15er Tram ab Montag trotzdem zurückbekommen, verdanken sie laut Braun der Großbaustelle am Romanplatz: In Nymphenburg werden die Tramlinien 16 und 17 bis zum 15. Dezember stillgelegt, die Wagen können also auf der 15er eingesetzt werden. Das klang zunächst nach Stückwerk, allerdings bauen Braun und seine Kollegen auf rechtzeitige Zulassung neuer, dreiteiliger Züge, die ab Mitte Dezember auch in Harlaching fahren könnten. Sicherheitshalber forderte die Versammlung mit großer Mehrheit trotzdem die rasche Wiederherstellung des 4- bis 6-Minuten-Taktes.

Ein komfortabler Wechsel vom Pkw in die U 1 ist im Bezirk längst nicht mehr möglich. Das Parkchaos um den Wettersteinplatz reicht in weit entfernte Seitenachsen wie die Latemar- und Terlanerstraße hinein, wie eine Anwohnerin anhand einer eindrucksvollen Fotostrecke komplett zugeparkter Gehsteige belegte. Eine Station weiter stadteinwärts, am Candidplatz, hat sich die Situation für Pendler und Anwohner zusätzlich verschärft, seit die Stellplätze unter der Candidbrücke ins Parkraummanagement aufgenommen wurden. Rund um die Schönstraße hat sich der Parkdruck entsprechend verstärkt, weshalb Anwohner und Versammlung eine schnellere Umsetzung der bereits beschlossenen Lizenz-Zonen fordern.

Noch weiter südlich, am Tierpark, bezweifeln Anwohner, dass die ebenfalls ins Auge gefassten, noch nicht umgesetzten Lizenzzonen allein genügen. Sie fordern, mit Unterstützung der Versammlung, die Alemannen-, Brehm- und Nithartstraße als Anliegerstraßen auszuweisen. Das umstrittene Projekt eines Zoo-Parkhauses in Siebenbrunn ruht unterdessen nicht nur wahlkampfhalber: Wie Baumgärtner unter Berufung auf Tierparkchef Rasem Baban berichtete, hat in Hellabrunn derzeit die Sanierung einiger Tierhäuser Vorrang. Isarseitig, am Tierpark-Haupteingang, kommen sich offenbar verstärkt Autofahrer und Fußgänger in die Quere, trotz des Zebrastreifens. Ein Anwohner berichtete, er sei beim Joggen schon mehrmals beinahe angefahren worden und regte mit breiter Unterstützung der Versammlung ein zusätzliches Warnblinklicht an.

Von Zoobesuchern und Isargrillern mal abgesehen: Über Tierparkstraße und Thalkirchner Brücke quält sich täglich auch ein Teil des großen Münchner Ost-West-Verkehrsstroms, was die Bürgerversammlung noch 2018 dazu bewogen hatte, für die Wiederbelebung des Projekts Autobahn-Südring zu votieren. In der aktuellen, von OB-Kandidatin Christina Frank (CSU) wiederbelebten Debatte setzten die Harlachinger und Untergiesinger nun den Kontrapunkt: Zum Schutz des Perlacher Forsts forderten sie auf Antrag von BA-Mitglied Christa Knappik (SPD) fast einstimmig: "Hände weg vom Südring!"

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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