Die Rallye sollte bis nach Transsilvanien gehen, in die Heimat des untoten Grafen Dracula. Doch das wirklich Gruselige war der Zustand etlicher teilnehmender Autos. Und so hat die Polizei das etwa 400-köpfige Starterfeld des niederländischen "Carbage Run" schon ausgedünnt, ehe es am Montagfrüh in Taufkirchen überhaupt los ging auf die 2500 Kilometer lange Strecke.
"Carbage" - das Kunstwort aus "Car" für Auto und "Garbage" für Schrott ist Programm. Keines der Fahrzeuge, das ist Bedingung der Veranstalter, darf mehr wert sein als 500 Euro. Und so basteln die Teilnehmer selbst an ihren Schrottlauben herum, tackern riesige Stofftiere aufs Dach, schweißen selbst gebastelte Bullengitter vor die Kühlerhaube und malen die Autos bunt an, damit der Rost wenigstens noch vom Lack zusammengehalten wird. Immerhin sollen die Autos ein paar tausend Kilometer durchhalten. Unterwegs können bei Aufgaben Punkte gesammelt werden, Schnelligkeit spielt keine Rolle.
Abenteuer:Im 28 Jahre alten Feuerwehrauto mehr als 7500 Kilometer auf Tour - ohne Navi
Die "Ammerseedrivers" wollen mit dem ausrangierten Wagen in 16 Tagen eine Rallye rund um die Ostsee bewältigen. Die Fahrt durch zehn Staaten dient einem guten Zweck.
Für den Sieger gibt es am Zielpunkt - bei der am Sonntag gestarteten Rallye ist das Bratislava in der Slowakei - 1000 Euro, der Zweite bekommt 500 Euro, der Dritte 250. Auch der Fahrer des originellsten Autos wird mit 500 Euro bedacht - wer das ist, darüber stimmen die Teilnehmer selbst demokratisch ab. Carbage-Rallyes werden in verschiedenen Ländern veranstaltet, die deutsche Ausgabe soll Ende Juli vom Schwarzwald aus nach Katalonien führen. Das deutsche Rennen startete auch schon einmal von Kopenhagen aus, die Niederländer wählten nun eben Taufkirchen als Startpunkt. Mit 400 Euro ist ein Team - bestehend aus einem Auto und zwei Teilnehmern - dabei, jeder zusätzliche Teilnehmer zahlt weitere 49 Euro.
Die Idee zu dem Motorsportevent hatte der Niederländer Bram Eigenraam im Jahr 2009. Auch die Autos, die am Sonntag auf dem Airbus-Parkplatz an der Hugo-Junkers-Straße in Taufkirchen von der Polizei inspiziert wurden, hatten niederländische Zulassungen. Den Fahrern beanstandeter Gefährte half das freilich nichts: "Auch Fahrzeuge mit ausländischen Zulassungen müssen verkehrssicher sein, um in Deutschland am Verkehr teilnehmen zu können", stellt Polizeisprecher Oliver Timper klar.
Und genau das waren etliche der Schrottwägen nicht oder nicht mehr. Insgesamt beanstandeten die Polizisten 16 Fahrzeuge. Die zwischen 22 und 64 Jahre alten Verkehrssünder mussten Bußgelder in Höhe von bis zu 250 Euro bezahlen. Wenn sie ihre Eigenkreationen so weit zurückbauen konnten, dass sie deutschen Verkehrsvorschriften entsprechen, durften sie anschließend an den Start gehen. Drei Autos befand ein technischer Sachverständiger für irreversibel verkehrsunsicher. Diese Fahrzeuge wurden von der Polizei aus dem Verkehr gezogen.
Ein 28 Jahre alter Holländer darf dagegen nach Zahlung einer Sicherheitsleistung weiter mitmachen - allerdings nur noch als Beifahrer. Weil bei ihm der Verdacht bestand, dass er unter Drogeneinfluss gefahren war, musste er zur Blutentnahme. Ihn erwartet nun ein Ordnungswidrigkeitenverfahren mit einem Monat Fahrverbot.