Umbau im Landtag:So wird im Maximilianeum umgebaut

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Bei mehr als 70 000 Besuchern im Jahr braucht der Landtag einen zweiten Aufzug. (Foto: cab48 - Fotolia)

Der Landtag bekommt einen zusätzlichen Aufzug. Damit sollen sich Politiker, Mitarbeiter und Besucher nicht länger in die Quere kommen

Von Alfred Dürr

Im Maximilianeum hat nach den Sommerferien der Politikbetrieb des Bayerischen Landtags gerade erst wieder begonnen. Zur Ruhe gekommen ist das traditionsreiche Abgeordnetenhaus in den vergangenen Monaten allerdings nicht. Vor allem die Bauarbeiter waren im Haus aktiv, und sie sind es nach wie vor.

Einer der repräsentativsten Räume des Maximilianeums, der Senatssaal, wurde über den Sommer teilweise wieder in seinen Originalzustand von 1874 versetzt. Und dann gibt es noch eine zweite Großbaustelle: Um das historische Gebäude für die zahlreichen Besuchergruppen, die jedes Jahr das Maximilianeum besichtigen, attraktiver zu machen, entsteht eine Aufzuganlage, mit der die Gäste künftig vom Eingang bis hoch auf die Ebene des Plenarsaals fahren können sollen.

Von außen ändert sich schon aus Denkmalschutzgründen nichts - im Gegensatz zum Senatssaal, aus dem der Blick nun durch ein neues Fenster ins Freie fällt. (Foto: Florian Peljak)

Eigentlich sei baulich gar nicht so viel passiert, erläutert Margot Meuer von der Landtagsverwaltung. Trotzdem bietet der Senatssaal ein deutlich anderes Erscheinungsbild als zuvor. An der Ostseite des Saales wurde das raumhohe Fenster freigelegt, das Bestandteil der ursprünglichen Planung war, später aber zugemauert worden ist.

König Maximilian II., der das Maximilianeum nach den Plänen des Architekten Friedrich Bürklein erbauen ließ, hatte in dem Bauwerk zwei große Galerieräume vorgesehen, in denen Monumentalgemälde ausgestellt wurden. Diese Säle wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus und mit dem Einzug des Bayerischen Parlaments entstanden der heutige Plenarsaal und der benachbarte Sitzungssaal für die Ständekammer, den Bayerischen Senat.

Nach dessen Auflösung im Jahr 2000 sollte der Saal ein Forum für Vorträge, Diskussionen, Tagungen und andere Veranstaltungen werden. Dafür brauchte er eine Komplettsanierung. Beleuchtung, Lautsprecher, Beamer und Kameras sowie die Klimaanlage integrierte man diskret in das nach historischem Vorbild rekonstruierte Ambiente. Im Sommer 2007 begannen die Arbeiten, sie dauerten fast ein Jahr.

Margot Meuer von der Landtagsverwaltung demonstriert, wie der Raum bisher ausgesehen hat. (Foto: Florian Peljak)

Zwei überdimensionale Bilder beherrschen nach wie vor den Raum: "Die Seeschlacht bei Salamis" von Wilhelm von Kaulbach und "Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich der Löwe in Chiavenna" von Philipp Foltz. Ein spezieller Blickfang war aber bislang der fast quadratische Wandteppich mit einer Seitenlänge von über sechs Metern an der Stirnseite des Senatssaales.

Der riesige Gobelin, den Hermann Kaspar (1904 bis 1986) entwarf, hing lange im Plenarsaal und bildete dort mit dem Staatswappen und den Wappen der bayerischen Bezirkshauptstädte - auf dem Teppich erschien dabei auch noch Speyer in der Pfalz, die einst zu Bayern gehörte - die Kulisse für die parlamentarischen Sitzungen.

Mit der Modernisierung des Plenarsaals im Januar 2005 sollte der Gobelin, der nicht nur den "Webfehler" mit der Pfalz enthielt, nicht mehr eines der gestalterischen Hauptelemente sein. Hermann Kaspar galt als glühender Sympathisant der Nationalsozialisten. Im Senatssaal fand der Landtag den Wandteppich zunächst gut aufgehoben. Nun aber steht das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg vor der Eröffnung; als Zeitdokument kommt der Gobelin endgültig dorthin.

Früher saßen hier Mitarbeiter in ihren Büros, nun führt ein neuer Aufzugschacht, derzeit noch mit Brettern gesichert, einmal durch das Maximilianeum. (Foto: Florian Peljak)

Allerdings wollte man im Senatssaal keine nackte weiße Wand zurücklassen. Die Lösung bestand darin, das Fenster freizulegen. Im benachbarten Plenarsaal gibt es eine ähnliche Öffnung nach draußen. "Damit bekommen wir eine einmalige Blickachse von Nord nach Süd parallel zur Isar", sagt Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Das habe ja schon Architekt Bürklein so vorgesehen. Für den Wandteppich sei das Museum in Regensburg ein guter Ort: "Dort wird auch die Auseinandersetzung mit dem Künstler und Schöpfer des Gobelins eine Rolle spielen."

An einer anderen Ecke des Maximilianeums wird an einer Gebäudeachse nach oben gebaut - ein aufwendiges Verfahren. Büros und andere Räume müssen dem neuen Aufzug weichen. Bisher benutzten Besucher, Politiker und Landtagsmitarbeiter alle denselben Lift. Das führte zu Engpässen. Im kommenden Jahr soll das besser werden. Speziell für die Besucher ist der neue Aufzug gedacht. Die Kabinen werden zimmergroß, so dass jeweils Gruppen Platz finden. "Das hilft uns, unserem Anspruch als offenes Haus gerecht zu werden", sagt die Landtagspräsidentin. Bei mehr als 70 000 Besuchern im Jahr brauche man eine leistungsfähige zusätzliche Anlage, die diesen Kapazitäten gerecht werden kann.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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