U-Bahn München:"Wir brauchen Fahrzeuge, keine Stehzeuge"

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Schick und modern - aber leider fahruntüchtig: ein U-Bahn-Zug vom Typ C2 in München. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Seit Jahren sollen in München U-Bahnen des Typs C2 fahren, doch die Züge bekamen zunächst keine Zulassung.
  • Kaum eingesetzt, liegt ein neuer Defekt vor: An den Wagen werden Überspannungen verursacht, in deren Folge die Stromabnehmer beschädigt werden.

Von Andreas Schubert

Seit Wochen stehen die U-Bahnzüge vom Typ C2 fahruntüchtig im Depot in Fröttmaning. Und noch immer ist der Fehler nicht gefunden, der die Überspannungen verursacht, in deren Folge die Stromabnehmer beschädigt werden. Und noch immer fehlt den meisten der 21 bereits im Jahr 2010 bestellten Züge die Betriebszulassung durch die Regierung von Oberbayern. Und das, obwohl die Züge für den U-Bahnbetrieb dringend benötigt werden. Der SPD-Fraktion im Rathaus reicht es jetzt. In einem Antrag fordert sie, dass die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) künftig nur noch Züge kauft, die im Betrieb auch zuverlässig fahren.

Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Reissl ist der Ausfall der Bahnen ein "ärgerlicher und inakzeptabler Zustand, der die Leistung des U-Bahnverkehrs einschränkt und ihn anfälliger für Störungen macht". So etwas, sagt Reissl, dürfe in Zukunft nicht mehr passieren. "Wir brauchen Fahrzeuge, keine Stehzeuge. Die Kunden der Münchner U-Bahn erwarten zurecht, dass für ein System, das in seinen Grundbestandteilen seit über 50 Jahren besteht, auch kompatible und funktionstüchtige Fahrzeuge beschafft werden."

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"Die jüngsten Äußerungen der SPD-Stadtratsfraktion können nur verwundern", meint dagegen der FDP-Fraktionschef Michael Mattar. Die SPD stelle die gesamte Führung der Stadtwerke. Wenn dort Fehler bei der Anschaffung von U-Bahnen gemacht wurden, solle die SPD auch die Verantwortung übernehmen. Das Problem mit dem Stromabnehmer habe man Siemens als Serienschaden gemeldet, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. "In diesem Zusammenhang wird auch über die Kompensation für den entstandenen Schaden zu verhandeln sein." In der letzten November-Woche sollen die Bahnen wieder rollen. Dies erscheine als möglich, da die Untersuchungen zur Stromabnehmer-Problematik ergeben hätten, dass von den Überschlägen kein Sicherheitsrisiko ausgeht. "Die eigentliche Ursache ist jedoch noch nicht gefunden", so Korte.

Die Zulassung der weiteren Züge vom Typ C2 könne forciert werden, wenn die derzeit nicht einsatzfähigen Fahrzeuge wieder im Betrieb seien und damit entsprechende Kapazitäten frei sind, sprich: wenn Platz im Betriebshof ist und Zeit für eine Abnahme der Züge. Die MVG gehe davon aus, dass im Schnitt etwa ein Zug pro Monat dazukommt, so dass die Zulassung aller Züge bis spätestens Ende 2018 abgeschlossen wäre.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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