Kritik:Prüfung bestanden

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Alles so schön bunt hier: Die Kostüme verursachen zwar leichte Zahnschmerzen, sind aber angeblich aus recyceltem Material. (Foto: Lioba Schoeneck)

Die Theaterakademie überzeugt mit Shakespeares "Twelfth Night" in einer Musical-Version.

Von Klaus Kalchschmid

William Shakespeares große Verwechslungs-Komödie "Was ihr wollt" assoziiert in ihrem Originaltitel "Twelfth Night" den Karneval und erlebt nicht zufällig am 11. 11. im Prinzregententheater als rundum gelungene Produktion der Theaterakademie August Everding zum 25. Jubiläum des Studiengangs Musical seine rauschende Premiere.

Der Abend ist eine Prüfung für jede Menge Studierende, die alle, wie zu hören war, glanzvoll und zu Recht bestanden haben. Zu Beginn ist das berühmte Zitat "Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt fort!" Thema aller, und die geschickt verdichtete Fassung von Kwame Kwei-Armah und Shaina Taub (Musik und Liedtexte) sowie Mike Burn (Arrangement für Keyboard, Saxofon, Trompete, Posaune, Gitarre, Bass und Schlagzeug) hat ihren prägnanten Beginn. Wenn gesprochen wird, geschieht dies zur klassischen Übersetzung August Wilhelm Schlegels, was dem Abend eine schöne Authentizität und mehr als einen Hauch originalen Shakespeare gibt.

Gespielt und gesungen wird durchweg hervorragend: Roberta Monção als Viola ist das Zentrum des Abends, in Männerkleidern hin und her gerissen zwischen Johannes Summer als Orsino, einem wahrlich staatlichen Mann, den sie liebt und der sie als seinen Pagen ebenfalls "liebt", und Olivia (Danai Simantiri). Die wiederum wird von Orsino verehrt, sie aber hat sich in den Liebesboten Cesario/Viola verguckt. Wie schön, dass Wolfram Föppl als Sebastian tatsächlich als ihr Zwillingsbruder durchgehen könnte, was die Verwirrungen des Ganzen, man ahnt es, zu Hochform auflaufen lässt.

Unter all den leicht Zahnschmerz verursachenden denkbar knallbunt schrillen Kostümen (angeblich alles aus recyceltem Material) ragt das des verspotteten Malvolio (grandios wie Leopold Lachnit seine Unsicherheit unter einem rasend komischen Stechschritt zu verbergen sucht) trotzdem heraus als eigentlich gar nicht so unelegant: Kariertes Sakko unter schicker Weste mit roter Krawatte, aber gelben Strümpfen, kreuzweise unter dem Knie über behaarten nackten Beinen gebunden! Anders als bei Shakespeare, wo alle Frauenrollen von Knaben oder Burschen gespielt wurden, geben hier Salomé Ortiz den Sir Toby und Emily Mrosek den Sir Andrew, und auch der Narr ist weiblich: Jacky Smit.

Die kleine sexy Combo unter Leitung von Andreas Kowalewitz spielt erhöht auf der Bühne einen Sound, der zwischen Jazz á la New Orleans und Pop-Balladen changiert, selten aber sich zu zündenden Nummern verdichtet, außer beim Outcast Malvolio! Trotzdem ist dies insgesamt ein Riesenspaß auf variabler Bühne mit überbautem Orchestergraben (Harald B. Thor), und es kommt in pausenlosen 90 Minuten keine Sekunde Langeweile auf.

Twelfth Night, weitere Aufführungen am 15., 17. und 19. November, jeweils 19.30 Uhr, Prinzregententheater

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