Trudering:Schwarzer Tag für die Gegner

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Die Bürgerinitiative Fauststraße 90 erleidet im jahrelangen Kampf gegen ein Vorhaben im Landschaftsschutzgebiet eine Niederlage: Der Planungsausschuss stimmt dem Bau von 80 Wohnungen zu

Von Ilona GerdoM und Sebastian Krass, Trudering

Es ist noch nicht der Schlusspunkt, aber eine Vorentscheidung im jahrelangen Ringen um den Bau von 80 Wohnungen im Landschaftsschutzgebiet an der Fauststraße: Mit einer Mehrheit der Fraktionen von SPD/Volt, CSU und FDP/Bayernpartei hat der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch den Billigungsbeschluss zum Bebauungsplan Fauststraße gefasst. Dagegen stimmten Grüne/Rosa Liste, Linke und München-Liste (die zur Fraktion von ÖDP/Freie Wähler gehört). Nun folgt noch eine Öffentlichkeitsbeteiligung, in der Einwände vorgebracht werden können - womit angesichts des gut formierten Widerstands einer Bürgerinitiative zu rechnen ist. Seinen Abschluss nimmt das Verfahren voraussichtlich mit einem Satzungsbeschluss des Stadtrats, der in der Regel keine großen Änderungen mehr mit sich bringt.

Das etwa 20 000 Quadratmeter große Areal, um das es geht, liegt am Ostende der Truderinger Grenzkolonie. 1971 hatte die "Neue Heimat" dort eine Sportanlage eröffnet. Im Jahr 2012 kaufte die Optima-Ägidius-Firmengruppe den Großteil des Geländes, obwohl das Planungsreferat eine Bebauung kritisch sah. Die Lage änderte sich, als 2014 Stadträte von CSU und SPD den Bau von 50 Reihenhäusern beantragten. "Ich hätte es so nicht gemacht", sagte Stadtbaurätin Elisabeth Merk in einem kurzen, an die Stadträtinnen und Stadträte gerichteten Rückblick. "Aber wenn Sie uns den Auftrag geben, und das ist Ihr gutes Recht, dann ist es mein Anspruch, dass wir das Beste rausholen und Ihnen das vorlegen."

Mitten im Wald: Die Sportanlage aus den 60er-Jahren wird dem Bau von 80 Wohnungen weichen. (Foto: MP München Projekt GmbH)

In der weiteren Planung befand das Referat drei- bis viergeschossige Mehrparteienhäuser aus ökologischer Sicht für besser, weil damit weniger Fläche versiegelt werde. Das Verfahren zur Realisierung startete der Stadtrat 2016. Heute sieht der Entwurf sieben Gebäude mit etwa 80 Wohnungen im Westteil des Grundstücks vor, außerdem eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen. Gegen die Pläne formierte sich die Bürgerinitiative "Fauststraße 90". Sie führt an, dass die Fläche im Landschaftsschutzgebiet und am Rand eines Wasserschutzgebiets liegt. Und weil die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr nicht gut sei, fürchte man mehr Verkehr und Lärm durch eine Wohnanlage.

Die Stadtratsfraktion der Grünen trug 2016 das Bauvorhaben noch mit, Anfang 2019 - zu dem Zeitpunkt noch in der Opposition - jedoch schloss sie sich einem Antrag der Linken zum Stopp des Vorhabens an. Und sie bleibt auch jetzt, als inzwischen größte Fraktion, bei dieser Position: Christian Smolka erklärte, er sehe kaum einen Gewinn "für einen preisgünstigen Wohnungsmarkt", weil nur knapp über 20 geförderte Wohnungen entstehen, die auf 25 Jahre gebunden sind. Zudem entstehe in nur einem Kilometer Entfernung ein neues Wohngebiet mit 1300 Wohnungen. Mit einem Zuwachs von 40 000 Bewohnerinnen und Bewohnern leiste der Stadtbezirk bereits einen erheblichen Beitrag. Dirk Höpner (München-Liste) bezeichnete den Bebauungsplan als "einziges Desaster. Wer für Umwelt und Naturschutz einsteht, muss Nein sagen".

Fabian Ewald (CSU) räumte ein, dass die "verkehrliche Anbindung derzeit mangelhaft" sei und zu verbessern sei. Was die Versiegelung der Flächen angehe, sei man weiterhin der Meinung, dass trotz neuer Wohnkomplexe künftig weniger versiegelt sei als mit der bisherigen Sportanlage. Die neue Grünverbindung zwischen den angrenzenden Wäldern kompensiere zudem den Verlust von Bäumen. Christian Müller (SPD) erklärte, dass man die "Situierung der Gebäude für gelungen" halte.

Jörg Hoffmann (FDP) gab am Ende der Debatte zu Protokoll, er sei Aufsichtsrat beim Investor Optima Ägidius, habe sich aber an keiner Stelle für das Projekt eingesetzt und mit Wortmeldungen zurückgehalten. Er habe aber rechtlich klären lassen, dass er mit abstimmen könne.

© SZ vom 04.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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