Neuer Geschäftsführer, neue Ideen:Zeitenwende in der Tollwood-Zeltstadt

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"Man muss sich mich auch trauen": Werner Buss hat große Pläne für das Tollwood-Festival. (Foto: Tollwood)

"Mr. Varieté" Werner Buss verstärkt die Festival-Spitze und stellt auch als Künstlerischer Leiter das Programm auf den Kopf: keine Dinner-Shows mehr, dafür eigene Produktionen.

Von Michael Zirnstein

Es war mehr als eine gewöhnliche Pressekonferenz in dem kleinen Schwabinger Co-Working-Space, es war eine Fanfare für einen Zeitenwechsel. Tollwood-Macher kamen, aber auch Kollegen vom Gärtnerplatztheater, vom GOP-Varieté, Musiker, eine Mitarbeiterin vom Cirque du Soleil, Show-Granden wie Detlef Winterberg ebenso wie der Jung-Regisseur Gabriel Drouin - und mittendrin der Mann mit der orangenen Wollmütze, um den sich alles drehte: Werner Buss, in der globalen Szene ehrfürchtig "Mr. Varieté" genannt.

Buss hat das Revue-Format in Deutschland revolutioniert, war 28 Jahre lang kreativer Motor, also Herz und Hirn, der GOP Entertainment Group mit derzeit acht Filialen und 1000 Mitarbeitern. Und jetzt ist er bei Tollwood eingestiegen, als dritter Partner der Geschäftsführung neben Rita Rottenwallner und Anja Lechner - und als Künstlerischer Leiter.

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Einen solchen Schub hat das größte Münchner Festival mit jährlich eineinhalb Millionen Zuschauern seit Jahren nicht erlebt. Es sei ein "mutiger Schritt", sagte der 60-Jährige - für ihn, aber vor allem auch für den seit 35 Jahren laufenden Kultur-Jahrmarkt: "Man muss sich mich auch trauen."

Wie kam es dazu: 2021 hatte Werner Buss seine "Liebesbeziehung" mit dem GOP, seinem "Baby", beendet, hatte länger als gedacht daran "emotional zu knabbern", wollte lieber "keine neue Familie", stattdessen "beruflich Single bleiben". Dann rief im Mai Tollwood-Gründerin Rita Rottenwallner an, für ihn und die Szene "eine der wenigen Kult-Frauen". Im Dezember saßen sie zusammen, hätten eine kreative Seelenverwandtschaft verspürt, sagt Buss, beim zweiten Treffen im Januar "ging es gleich um Inhalte".

Also, wo geht die gemeinsame Reise hin? Buss hat schon (wie immer) "den Kopf voller Ideen": Der ausgebildete Hotelkaufmann und systemische Coach will "Klebstoff" für das Team sein, als "Gesicht" des Festivals die Kommunikation nach außen stärken: "Zusammenhalt", der Slogan fürs Sommer-Tollwood 2024, ist auch sein Motto. Tollwood sei ein eigener Kosmos sagt er, aber auch Teil eines Systems, das will er mit den Münchner Freunden fortan deutlicher zeigen.

Wo geht die Reise hin? Werner Buss hat für das Festival mit seiner Sommer- und seiner Winter-Ausgabe (hier der Hochseil-Artist Friedi Kühne) viele Ideen. (Foto: Robert Haas)

Als künstlerischer Leiter sieht Buss Tollwood als "eine fantastische Spielwiese", er stellt gerade das bewährte Konzept fürs Winter-Programm auf den Kopf: Schon heuer wird bei den Zirkus-Shows das Abendessen fürs Publikum gestrichen, dafür wird es mutigere Produktionen geben, zwei, gerne auch drei, eine mit echtem Cirque nouveau, aber auch mal Tanz und Musik.

"Das ist erst der Anfang!" Buss will nicht nur Shows in der Welt entdecken und nach München holen, er will auch seine Produktions-Erfahrung aus 350 Programmen einbringen. "Tollwood war immer Vorreiter. Warum sollte Tollwood nicht künstlerisch selbst etwas erschaffen, das dann zu den großen Festivals wie dem Edinburgh Fringe geht und Kulturagenten nach München lockt?" Man nimmt ihm das sofort ab, genau dafür ist er jetzt da.

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