Jahresbilanz:Tierheim schafft mehr Platz für Hunde - und will neue Maßstäbe setzen

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Das Hundehaus des Tierheims ist bald fertig: Auch Gusti (links) und Pino sollen hier einziehen. (Foto: Florian Peljak)

Noch in diesem Jahr soll das neue Hundehaus im Münchner Tierheim fertig werden. Der Verein muss immer mehr Kampfhunde aufnehmen, Heidi Klum zum Beispiel.

Von Thomas Anlauf

Die Unterkünfte sind fast fertig. Es gibt Fenster zum Hof oder mit Blick auf das Freigelände, sogar kleine Terrassen stehen für die meisten Gäste zur Verfügung. Nur jene, die künftig abends von der Polizei an die Riemer Straße 270 gebracht werden, müssen in zwei Zellen übernachten. Spätestens Ende dieses Jahres soll es nun also eröffnet werden: das neue multifunktionale Hundehaus des Tierschutzvereins.

Seit eineinhalb Jahren entsteht auf dem Tierheimareal neben dem neuen Katzenhaus ein Flachbau mit 1600 Quadratmetern Geschossfläche. Mindestens 60 Hunde können künftig dort untergebracht werden. Es wird eine Station für Fundhunde geben, in der von der Polizei aufgegriffene Tiere auch nach Geschäftsstellenschluss untergebracht werden können, dahinter liegt eine separate Krankenstation. Außerdem wird das Hundehaus einen großen Quarantäne-Bereich sowie eine Abteilung ausschließlich für Welpen haben, in der auch mal Tierpfleger übernachten können, um nach den Jungtieren zu sehen. Jede Abteilung in dem Hundehaus erhält eine eigene Schleuse, damit sich die Tiere nicht anstecken können, außerdem gibt es auch überall separate Küchen.

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Direkt neben dem Hundehaus entsteht derzeit zudem ein neues Tierarztzentrum. "Wir versuchen hier, neue Maßstäbe zu setzen", sagte der Vorstandsvorsitzende Kurt Perlinger bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag. In dem neuen Zentrum wird es getrennte Wartebereiche für Hunde und Katzen, zwei Behandlungszimmer, Räume für Ultraschall und Röntgen, eine Apotheke sowie zwei OP-Säle mit Aufwachräumen für die Tiere geben. Auch an die Mitarbeiter des Tierheims ist beim Bau des Tierarztzentrums gedacht worden: Im Ober- und Dachgeschoss entstehen vier 55 bis 65 Quadratmeter große Wohnungen.

Finanziert werden die Neubauten vom Tierschutzverein und zu einem Teil von der Stadt. Insgesamt 3,3 Millionen Euro netto betragen die Baukosten, dazu kommen eine Million Euro an Nebenkosten. "Ich halte es für dringend geboten, den Tierschutzverein zu unterstützen", sagte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) am Dienstag. "Ich weiß nicht, was wir ohne den Tierschutzverein täten." Denn die Aufgaben, die von den Haupt- und Ehrenamtlichen übernommen werden, sind enorm. Aufgefundene oder beschlagnahmte Tiere werden in der Riemer Straße unter Quarantäne gestellt und medizinisch behandelt, Fundtiere dort untergebracht.

Direkt neben dem Hundehaus entsteht derzeit zudem ein neues Tierarztzentrum. (Foto: Florian Peljak)

Im vergangenen Jahr wurden 7534 Tiere betreut, neben jeweils rund eintausend Hunden und Katzen auch mehr als 2300 Kleintiere wie Kaninchen oder Vögel. "Ein echtes Problem werden zunehmend die Wildtiere", sagt Perlinger. Auf mehr als 3000 Tiere summierte sich der Bestand im vergangenen Jahr, das ist sechsmal so viel wie vor zwölf Jahren. Vor allem Jungvögel und Igel bringen Tierfreunde vorbei. Doch Perlinger mahnt, dass möglichst nur Tiere aus der Natur ins Tierheim gebracht werden sollten, die sonst nicht überleben würden.

Ein wachsendes Problem für das Tierheim ist aber auch die steigende Zahl an sogenannten Listenhunden, also Tieren, die in Bayern als Kampfhunde eingestuft werden. Immer häufiger werden Welpen dieser Hunderassen illegal nach München gebracht und dort verkauft. Erst vor kurzem entdeckte die Polizei drei junge American Staffordshire Terrier, die verkauft werden sollten. Sie wurden ins Tierheim gebracht. Die zwei Rüden namens "George" und "Clooney" fanden bereits neue Besitzer in anderen Bundesländern, wo die Auflagen für Listenhunde nicht so streng wie in Bayern sind. Lediglich ein Weibchen ist noch da. Nach Aussagen der Tierpfleger ist die Terrier-Dame übrigens gar nicht kämpferisch. Sie hört im Münchner Tierheim auf den Namen Heidi Klum.

Die Betreuung Tausender Tiere geht natürlich ins Geld. Allein für Tierarztkosten und Sozialleistungen musste der Verein im vergangenen Jahr 1,08 Millionen Euro ausgeben, der Unterhalt des Gnadenhofs in Kirchasch mit 150 verhaltensauffälligen, alten und schwer zu vermittelnden Tieren verschlang 366 000 Euro. Insgesamt wendet der Verein 50 Prozent für Tierschutzaufgaben und 14 Prozent für Tierärzte, aber nur 4,2 Prozent für die Verwaltung auf. Die Stadt zahlte dem Tierschutzverein im vergangenen Jahr 864 000 Euro für die Betreuung von Fundtieren, der Landkreis München 110 000 Euro. Einen Großteil seiner Einnahmen erzielt der Verein über Erbschaften (45 Prozent) und Spenden (19 Prozent), insgesamt waren es im vergangenen Jahr 8,14 Millionen Euro. Immerhin hat sich die finanzielle Lage der Münchner Tierschützer mittlerweile wieder stabilisiert. Nach Jahren hoher Verschuldung im Millionenbereich gibt es seit 2014 Überschüsse, zuletzt waren es knapp 443 000 Euro.

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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