Klinikcampus Thalkirchen:"Die Gefahr einer Hochhaus-Skyline ist nicht aus der Welt"

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Visualisierung der geplanten Hochhäuser am Isarkanal in Thalkirchen. (Foto: Kuehl & Welzien FRESHIMAGES GbR)

Der Gesundheitscampus an der Isar soll erweitert und modernisiert werden. Kritik gibt es an den geplanten 40 Meter hohen Wohntürmen.

Von Jürgen Wolfram

Dem Gesundheitscampus in Thalkirchen stehen beträchtliche Veränderungen bevor. Sowohl das Internistische Klinikum München-Süd als auch das Artemed-Klinikum München-Süd (vormals Rinecker-Klinik) sollen modernisiert und erweitert werden. Zudem sind zwei Wohntürme geplant, die vorrangig dem Krankenhauspersonal vorbehalten bleiben sollen. Für den gesamten Komplex im Bereich Isarkanal, Tierpark- und Schäftlarnstraße wird ein neuer Bebauungsplan ("Am Isarkanal") aufgestellt.

Der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hat dazu jetzt eine umfassende Stellungnahme abgegeben. Tenor: Erhalt und Modernisierung der Kliniken, Schaffung preiswerter Werkswohnungen, Wege durch das Gelände für die Allgemeinheit, Erhalt wertvoller Bäume - alles begrüßenswert. Abgelehnt werden lediglich die vorgesehenen Gebäudehöhen von bis zu 40 Metern.

Lieber mehr Baurecht als hohe Türme: Die Lokalpolitiker sind mit Teilen der Planung von Goergens und Miklautz nicht einverstanden. (Foto: Kuehl & Welzien Freshimages GbR)

"Die Gefahr einer Hochhaus-Skyline an der Isar, die schon in der Stadtgestaltungskommission zur Sprache kam, ist nicht aus der Welt", erklärte die SPD-Fraktionsvorsitzende Dorle Baumann. Die geplanten Hochpunkte dürften "maximal so hoch ausfallen, wie in der Hochhausstudie der Stadt vorgesehen", forderte sie - also niedriger. Bei den baulichen Dimensionen die Sensibilität des Standorts zu berücksichtigen und die dortige Infrastruktur nicht zu überlasten, war ebenso CSU-Sprecherin Claudia Küng ein Anliegen. Deutlich weiter ging Conrad Lausberg (ÖDP): Um den dörflichen Charakter der Gegend nicht zu verfälschen, müssten die geplanten elf- und dreizehnstöckigen Wohnhäuser auf sieben bis acht Etagen gestutzt werden, verlangte er.

In Anbetracht derartiger Vorbehalte zog es die größte Bezirksausschuss-Fraktion, die der Grünen, vor, der Stellungnahme nicht zuzustimmen. "Bauhöhen von 35 Metern müssen in einer Großstadt möglich sein", forderte kategorisch Alexander Aichwalder (Grüne), "andernfalls verzichten wir auf preisgedämpfte Wohnungen, die wir dringend brauchen". Henriette Holtz, Fraktionsvorsitzende der Grünen im BA, nannte es gar "abstrus", die Entwicklung des Klinikgeländes am Idyll eines Dorfkerns auszurichten, das faktisch längst nicht mehr existiere. Mehr Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen mahnte Anne-Margret Struck (Grüne) an: "Mit Veränderungen müssen wir leben."

Hoffnungen gibt es im Hinblick auf autofreies Wohnen

Dennoch war die Mehrheit des Gremiums eher bereit, eine Verdoppelung des Baurechts hinzunehmen, als für Thalkirchen ungewohnt hohe Gebäude zu akzeptieren, jedenfalls wenn der üppige Baumbestand auf dem Gelände zwischen Isarkanal und Schäftlarnstraße garantiert erhalten bleibe. Wichtig ist der Stadtteilvertretung ferner eine vertragliche Regelung, die sicherstellt, dass der Mietwohnungsbau überwiegend für das Klinikpersonal erfolgt. Ein "durchdachtes Mobilitätskonzept" soll Möglichkeiten für autofreies Wohnen eröffnen.

Mit der Neuordnung des Klinikviertels rücken auch die Verkehrsverhältnisse in der Schäftlarnstraße in den Blick. Diese sei "stark sanierungsbedürftig" und müsse stärker "an den Belangen der Fußgänger und Radfahrer" ausgerichtet werden. Gegenwärtig sei die Schäftlarnstraße für schwächere Verkehrsteilnehmer "ein gefährliches Hindernis". An ihrem Umbau führe kein Weg vorbei.

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