SZenario:Ein einziger Ausnahmezustand

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Riva Krymalowski, elf Jahre alte Schauspielerin, bei der Premierenfeier des Films "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" im Arri Kino. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Schauspieler Oliver Masucci und sein Leben zwischen Filmpremieren und Drehtagen

Von Josef Grübl, München

Er ist wieder da, doch dieses Mal steht er auf der anderen Seite. Genauer gesagt kniet er sogar, neben seiner Kollegin Riva Krymalowski, die ein Kind ist und ihm deshalb noch nicht ganz auf Augenhöhe begegnen kann. Natürlich rein von der Körpergröße her - als Schauspielerin ist die elfjährige Berlinerin bereits eine Wucht. Sie leiht der Verfilmung von Judith Kerrs Jugendbuchklassiker "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" ihr Gesicht, ganz groß ist es auf den Filmplakaten zu sehen, vor sich trägt sie ein abgewetztes Stoffkarnickel.

Den titelgebenden Gröfaz umklammert sie natürlich nicht - er ist in ihren Augen ja ein Häschen-Dieb und außerdem den ganzen Film über nicht zu sehen. Ständig präsent ist er trotzdem.

So auch bei der Premiere am Sonntagabend im Arri Kino, wenngleich auch auf etwas andere Art: Denn "Er", von dem eingangs die Rede war, das ist Oliver Masucci. Der damalige Star des Wiener Burgtheaters wurde im Jahr 2015 durch die Mediensatire "Er ist wieder da" zum Filmstar, er spielte den wiederauferstandenen Adolf Hitler.

Seitdem ist der deutsche Schauspieler mit italienischen Wurzeln nicht mehr nur auf Theaterbühnen gefragt: Vor kurzem stand er für eine weitere Staffel der Netflix-Serie "Dark" vor der Kamera, aktuell dreht er einen Kinofilm in Wien. Dazwischen lässt er sich bei Premierenfeiern auf roten Teppichen ablichten: Vor einer Woche feierte das "Rosa Kaninchen" Deutschlandpremiere in Berlin, ein paar Tage später stellte er den Film in St. Moritz dem Schweizer Publikum vor.

Dem 51-Jährigen ist das wichtig, denn er spielt hier einen jüdischen Journalisten und Gegner der Nationalsozialisten - spätestens mit dieser Rolle dürfte er also den Hitler-Stempel los sein. "Was für ein geiler Beruf das ist", schwärmt er bei seiner Münchner Stippvisite, er komme viel herum und lerne ständig neue Leute kennen. Nur die Terminabstimmung, die sei weniger geil: In Berlin habe man ihm ein Flugzeug organisiert, das ihn nach der Vorstellung nach Wien bringen sollte, wo am nächsten Morgen eine Massenszene auf dem Drehplan stand - mit ihm als Hauptdarsteller. "Doch dann kam der Nebel und wir konnten nicht fliegen."

Also fuhr Masucci mit dem Auto, die ganze Strecke von Berlin nach Wien in einer Nacht, dreißig Minuten vor Arbeitsbeginn war er da. So ein Filmstarleben ist eben ein einziger Ausnahmezustand, sein Kollege Justus von Dohnányi dreht derzeit ebenfalls, auch er muss nach dem Münchner Premierentermin im Kino wieder weiter. Erst einmal bleiben darf die Regisseurin des Films, der am 25. Dezember in den Kinos anläuft: Caroline Link lebt in München, die meiste Arbeit liegt jetzt hinter ihr. Nach der Vorstellung begrüßt sie erst einmal ihre Freunde und Bekannten, einige von ihnen scheint sie länger nicht mehr gesehen zu haben. Doch keine Sorge: Sie ist wieder da.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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