SZ Talentiade:Motivations- und Bewegungskünstler

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Drei Sonderpreise für Handballer, Fußballer und Schulsportler.

Von Johannes Schnitzler und Ralf Tögel

Für die ganz große Handballkarriere sei es schon zu spät, sagt Yannis Schwarzer. Eine reife Selbsteinschätzung für einen 18-Jährigen. Zumal Yannis erst kürzlich mit dem TSV Allach in die Jugend-Bundesliga aufgestiegen ist, jene Klasse, in der genau die Vereine präsent sind, in denen man eine ganz große Karriere machen kann: die Rhein-Neckar Löwen, Frisch Auf Göppingen oder Balingen-Weilstetten im Süden, in den anderen Gruppen Kiel, Flensburg oder die Füchse Berlin. Die deutschen Topklubs haben Internate und können so eine komplette Ausbildung bieten. In Allach ist das Meiste Eigeninitiative. Für Yannis dürfte es dennoch zu einer ansehnlichen Karriere als Handballer reichen, idealer Weise beim eigenen Klub. Dafür aber sollten die Männer nochmals aufsteigen. Die Bayernliga sollte es schon sein für einen A-Jugendlichen, der aus der Bundesliga in den Erwachsenenbereich aufrückt. "Noch besser wäre natürlich dritte Liga", sagt Yannis, sonst könnte auch die Konkurrenz gefährlich werden. Nachbar Fürstenfeldbruck spielt eben dort und hat bereits Teamkollege Cedric Riesner per Zweitspielrecht erfolgreich gelockt.

So jubeln Weltmeister: Dominik Klein (vorne rechts) feiert mit den Nachwuchshandballern des TSV Forstenried, Arno Hartung (hinten rechts) von der Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung freut sich mit den Sonderpreisträgern. (Foto: Stephan Rumpf)

Yannis will Allach treu bleiben. Sehr zur Freude von Cevriye Fent-Asanamutlu, der Jugendleiterin des TSV Allach, neben dem TSV Forstenried einer von zwei Preisträgern des mit 5000 Euro dotierten Handball-Sonderpreises der Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung. Der Klub tut einiges dafür, die Strukturen dem Erfolg der A-Junioren anzupassen und Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Alle Nachwuchsteams im männlichen Bereich sind mindestens zwei- bis dreifach besetzt, auch bei den Mädchen sind alle Klassen vertreten. "Wir können den Breiten- und den Leistungssport bedienen", sagt Fent-Asanamutlu. Die Jugendlichen werden früh in den Erwachsenenbereich eingebunden. "Viele spielen schon per Doppelspielrecht mit", so sei ein sanfter Übergang gewährleistet. Besonders wichtig seien für das Gemeinschaftsgefühl die Heimspieltage, sagt Fent-Asanamutlu, wenn die Jugendlichen die Herren- oder Frauenteams anfeuern: "Alle sind da, wie bei einer großen Familie." Zudem werden die älteren Jahrgänge bereits in den Trainingsbetrieb eingebunden. "Sie trainieren Jüngere und schnuppern ins Geschäft rein, dann machen sie den Übungsleiterschein." So werde auch sichergestellt, dass gute Jugendtrainer vorhanden sind, das A und O.

Der Aufstieg in die Jugend-Bundesliga soll kein Kurzabenteuer bleiben. Nächstes Ziel ist der Aufstieg der Männer in die Bayernliga. "Dort wollen wir uns etablieren, um irgendwann in die dritte Liga zu kommen", sagt Fent-Asanamutlu. "Wenn wir das konsequent weiterführen, schaffen wir das." Zur Motivation gab es aus den Händen von Dominik Klein, Weltmeister von 2007 und seit 1. Juli für die Talentförderung beim Bayerischen Handball-Verband verantwortlich, einen Scheck über 3000 Euro. 2000 Euro des geteilten Preisgelds erhält der TSV Forstenried, der wegen Sanierungsarbeiten seit zwei Jahren ohne eigene Halle ist und den Trainings- und Spielbetrieb in sechs Ausweichunterkünften organisieren muss. "Wir hatten am Anfang große Sorge", sagte Janine Murr, Handball-Jugendleiterin beim TSV. Aber dank des großen Engagements vieler Eltern und vielfältiger Aktionen zählen die Forstenrieder Handballer heute mehr Mitglieder als vor dem Beginn des Umbaus.

Einen Sonderpreis, gestiftet vom Bayerischen Fußball-Verband, erhält die U17 des SE Freising: Ihr versprach der Vorsitzende des Spielkreises München, Bernhard Slawinski, einen neuen Trikotsatz. Der erstmals vergebene Schulsportpreis "Klasse!" geht an die Gruppe "Bewegungskünste" des Gilchinger Christoph-Probst-Gymnasiums, wo Karin Ganslmeier seit fast 30 Jahren freitags nach dem Unterricht Schülerinnen und Schüler in Jonglieren, Akrobatik und anderen spielerischen Bewegungsformen anleitet. Mit zwei heftig beklatschten Kostproben ihres Könnens demonstrierten die Gilchinger bei der Preisverleihung ideal die Talentiade-Ziele: Spaß am Sport und Freude an der Bewegung zu fördern.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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