SZ-Adventskalender:"Ich muss immer stark sein"

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Der 13-jährige Sohn von Lena Maier würde gerne mit dem Vater Fußball spielen. Doch der hat keine Zeit. (Symbolbild) (Foto: Catherina Hess)

Manchmal reicht am Ende des Monats das Geld nicht einmal mehr für Essen. Vom Vater ihrer Kinder kann Lena Maier jedoch keine Hilfe erwarten. Vor allem für den 13-jährigen Sohn ist die Situation besonders belastend.

Von Inga Rahmsdorf, München

Lena Maier versucht ihren Kindern immer wieder zu erklären, warum sie nur das Notwendigste kaufen können. Manchmal reicht das Geld am Ende des Monats nicht mehr, um Essen besorgen zu können. "Wir müssen mit dem, was wir haben, zufrieden sein", sagt Maier. Die Münchnerin hat versucht, eine Arbeitsstelle zu finden, die kompatibel ist mit ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter. In ihrem Beruf als medizinische Fachangestellte war das nicht möglich. Lena Maier hat keine Familie in München und niemanden, der morgens früh oder am späten Nachmittag auf die Kinder aufpassen kann. Oder wenn ihr Sohn und ihre Tochter krank sind. Sie möchte nicht, dass ihre richtigen Namen in der Zeitung stehen. Zu sehr schämen sie und ihre Kinder sich dafür, dass sie finanziell in so armen Verhältnissen leben müssen.

Seit Lena Maier und ihr Mann sich vor sieben Jahren getrennt haben, trägt die Mutter die Verantwortung für ihre Kinder ganz alleine. Der Vater kümmert sich nicht und unterstützt die Familie auch finanziell nicht. Besonders große Sorgen macht sich die Mutter um ihren 13-jährigen Sohn Paul. Er ist sehr einsam, vermisst den Vater, zieht sich immer mehr zurück. Manchmal ruft der Junge seinen Vater an und sagt: "Papa, ich brauche dich. Spielst du mit mir Fußball?" Doch der hat nie Zeit. Paul hat große Angst, seinen Vater ganz zu verlieren. "Ich wollte immer meine Kinder schützen, habe nie schlecht über ihren Vater gesprochen", sagt Lena Maier. Besonders für ihren Sohn sei der Vater ein großes Vorbild. Es belastet die Mutter sehr, jeden Tag zu sehen, wie sehr Paul darunter leidet. "Für seinen Vater wäre es ganz einfach, er könnte den Knoten aufmachen, einfach indem er für seinen Sohn da wäre. Ich kann ihnen den Vater aber nicht ersetzen."

"Als Alleinerziehende muss ich immer stark sein", sagt Lena Maier. Oft hat sie aber das Gefühl, dass sie keine Energie mehr hat, dass sie einfach nur noch erschöpft ist. Doch den Kindern möchte sie das nicht zeigen. Dann versucht sie, Kraft aus ihrem christlichen Glauben zu schöpfen. Ihr größter Wunsch ist, dass es ihrem Sohn besser geht, dass er mehr Kontakt zu anderen Kindern bekommt, einen Sportkurs macht. Auch in der Schule bräuchte der Junge Unterstützung, eine Nachhilfe in Mathematik und Deutsch. Doch leisten kann sie sich das alles nicht.

Die drei leben in einer kleinen Wohnung in München, die Küche ist kaputt, von den Wänden bröckelt die Farbe. Doch Geld, um sie neu zu streichen, hat Lena Maier nicht. Sie würde ihre Tochter Marie auch gerne für einen Sportkurs anmelden. Das siebenjährige Mädchen ist sehr lebendig. Ihre Freundinnen besuchen Tanz-, Akrobatik- oder Ballettkurse. Das kann Maier sich aber nicht leisten. Jetzt hat sie auch noch Angst, dass sie aus ihrer Wohnung ausziehen muss, weil das Haus verkauft wird. "Als Alleinerziehende mit zwei Kindern haben wir doch überhaupt keine Chance, in München irgendetwas zu finden", sagt Lena Maier.

Und was würde sie für sich selbst wünschen? Sie zögert einen Moment. Dann sagt sie leise: "Ich würde mir Erholung wünschen. Irgendwie muss man ja auch mal auftanken."

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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