SWM:Einzige Frau in der Führungsriege der Stadtwerke geht

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Erna-Maria Trixl wird ihren Vertrag nicht verlängern. (Foto: ANGELIKA BARDEHLE)
  • Erna-Maria Trixl, Geschäftsführerin Vertrieb bei den SWM, wird ihren Vertrag nicht verlängern.
  • Der läuft Ende des Jahres aus, ob sie so lange bleibt, ist aber unklar.
  • Intern war durchaus bekannt, dass es im Vertrieb Reibereien zwischen Trixl und den ihr direkt unterstellten Managern geben soll.

Von Heiner Effern, München

Die Stadtwerke München suchen gerade nach einem soliden Weg in die Zukunft. Der Konzern macht wie alle großen Energieunternehmen schwierige Zeiten durch, die Chefetage sitzt deswegen in diesen Wochen mit Unternehmensberatern an einer Strategie bis zum Jahr 2022. In dieser schwierigen Phase biegt allerdings die einzige Frau aus der Führungsriege der Stadtwerke in eine ganz andere Richtung ab. Erna-Maria Trixl, Geschäftsführerin Vertrieb, wird ihren Vertrag nicht verlängern. Das bestätigte eine Sprecherin der Stadtwerke am Freitag der Süddeutschen Zeitung. Trixl wolle noch einmal eine neue Aufgabe in einem anderen Umfeld übernehmen.

Bis Freitag wurde der bevorstehende Abschied der Geschäftsführerin streng geheim gehalten. Ihr Vertrag läuft Ende des Jahres aus, ob sie so lange bleibt, ist aber unklar. Intern war durchaus bekannt, dass es im Vertrieb Reibereien zwischen Trixl und den ihr direkt unterstellten Managern geben soll. Von einem Machtkampf ist auch zu hören, in dem es um die Ausrichtung des Vertriebs gehen soll, aber auch um den Umgang untereinander.

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Geschäftsführerin Trixl war angetreten, um im Endkundengeschäft neue Felder zu erschließen, zum Beispiel Kleinfotovoltaikanlagen für Verbraucher. Auch die E-Mobilität galt ihr als wichtiger Zukunftsbereich. Die teils lang etablierte Führungsriege unter ihr soll wenig begeistert von ihren neuen Ideen gewesen sein. Und von Trixl selbst. Das soll zu spürbaren Differenzen geführt haben, die sich auch in einer Umfrage unter Führungskräften niedergeschlagen haben sollen.

Trixl selbst äußerte sich auf Anfrage nicht, so bleibt offiziell von Seiten der Stadtwerke stehen, dass sie für "eine Verlängerung des Vertrags nicht mehr zur Verfügung stand". Diese Personalie fällt in eine sensible Zeit. Das Geschäft mit der Energie, das über viele Jahre für volle Kassen gesorgt hatte, trägt wegen der niedrigen Preise und dem absehbaren Ende der fossilen und atomaren Kraftwerke nicht mehr für die Zukunft.

Als Alternative sehen die Stadtwerke ihr internationales Engagement in erneuerbare Energien, die hohen Investitionen dort bergen, aber auch Risiken. Zudem musste der Konzern wegen seiner Beteiligung am Kernkraftwerk Isar 2 hohe Rücklagen bilden. Das führte neben anderen Faktoren dazu, dass die Stadtwerke 2015 erstmals seit langer Zeit einen Verlust ausweisen mussten, der mit 538 Millionen schmerzhaft hoch ausfiel. Im Jahr 2016 soll es wieder besser ausgesehen haben, die Stadt rechnet für ihren Haushalt 2017 damit, dass die Stadtwerke wieder Gewinn abführen können.

Dennoch sieht die Geschäftsführung der SWM den Bedarf, den Konzern mit etwa 9000 Mitarbeitern auf seine Zukunftsfähigkeit zu überprüfen und gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen. Dafür wurde auch eine Unternehmensberatung engagiert. Ziel und Zweck sei es, effizienter zu werden und mögliche Synergien zu nutzen, sagte die SWM-Sprecherin. Dafür werde der Konzern nun genau angeschaut, etwa auf seine Strukturen hin oder die Verteilung der Aufgaben.

Das könnte auch Auswirkung auf die bisher fünfköpfige Geschäftsführung haben. Ob Trixls Position wieder besetzt werde, stehe noch nicht fest, ist aus dem Aufsichtsrat zu hören. Das hänge mit der zukünftigen Ausrichtung der Stadtwerke zusammen und somit mit dem Ergebnis der derzeitigen Beratungen. Die befänden sich allerdings momentan "noch in der ersten Phase", erklärte die Konzernsprecherin. Erste Zwischenergebnisse seien frühestens Mitte Februar zu erwarten.

Die Geschäftsführung könnte künftig also aus vier Männern bestehen, von denen zwei erst seit kurzem im Amt sind. Für die in den Ruhestand verabschiedeten Herbert König (Verkehr) und Stephan Schwarz (Technik) hatte der Aufsichtsrat im April 2016 Ingo Wortmann und Helge-Uve Braun berufen. Sie werden mit Florian Bieberbach, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, und Werner Albrecht (Personal und Soziales) die Entscheidung treffen, wohin der Weg der Stadtwerke mittelfristig führt.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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