Streit um Olympia-Bewerbung:Olympia 2018 - ein Kostenrisiko?

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In einem Bericht weist das Bundesinnenministerium auf finanzielle Risiken der Bewerbung hin. Olympia-Gegner sehen sich bestätigt.

Heiner Effern

Das Bundesinnenministerium sieht für Olympische Winterspiele 2018 in München und Garmisch-Partenkirchen "eine Reihe von finanziell bedeutsamen Unsicherheiten beziehungsweise Risiken". Das geht aus einem Bericht hervor, den der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière am 3. November im Kabinett vorgestellt hat.

Der Innenminister warnt in einem Bericht vor "einer Reihe von finanziell bedeutsamen Unsicherheiten beziehungsweise Risiken". Für das Organisations-Budget sind 1,3 Milliarden Euro geplant. (Foto: dpa)

Das Papier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, bezieht sich dabei auf das Budget des späteren Organisationskomitees. Als Gefahrenquellen werden der Ticketverkauf, die eingeplanten Mittel von Sponsoren, der Wechselkurs von Euro und Dollar sowie steigende Kosten für Bauten genannt.

Die Bewerbungsgesellschaft hat für das Organisations-Budget 1,3 Milliarden Euro eingeplant. Einnahmen und Ausgaben halten sich dabei die Waage. Sollte tatsächlich ein Minus herauskommen, würden der Bund, das Land und die Stadt München jeweils ein Drittel des Fehlbetrags übernehmen.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann sieht in dem "deutlichen Warnhinweis" aus Berlin seinen Vorwurf bestätigt, dass die Planer die Bilanz mit Gewalt schönrechnen. "Da werden alle Ausgaben so niedrig und alle Einnahmen so hoch wie möglich angesetzt, um auf die schwarze Null zu kommen." Der Bericht des Innenministers zeige, dass mit dem Ticketverkauf und dem Sponsoring die Hälfte der geplanten Einnahmen risikobehaftet sei.

Dagegen seien im Durchführungsbudget zum Beispiel nur 31,8 Millionen Euro für die Sicherheit veranschlagt - das kanadische Vancouver habe da schon vor dem 11.September 2001 mehr eingeplant.

Auch die bayerische Staatsregierung hält die geplanten Einnahmen insbesondere durch Sponsoren für "ambitioniert". Dafür seien "erhebliche" Erfolge bei der Akquise notwendig und bei den Ausgaben eine strenge "Kostendisziplin". So steht es in einem Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden des Landtags, das wenige Tage vor der ersten Lesung des bayerischen Olympiagesetzes am 14.Oktober 2010 versandt wurde.

Die Bewerbungsgesellschaft weise den Vorwurf der Schönrechnerei "entschieden zurück", sagte Geschäftsführer Bernhard Schwank. "Alle Berechnungen im Budget sind konservativ angesetzt." Das gelte auch für die vier kritisierten Punkte im Organisationsbudget. Der Innenminister habe dem Kabinett empfohlen, die Bewerbung zu unterstützen, sagte Schwank.

Auch im Bundesinnenministerium kann man die Aufregung der Olympiagegner nicht verstehen. Es sei "doch nur seriös", acht Jahre vor einem Ereignis darauf hinzuweisen, dass manche Posten mit Risiken behaftet seien. Der Bund rechnet laut Bericht des Ministers abgesehen vom Durchführungsbudget mit Kosten von 582 Millionen Euro für Straßen und Schienen. Daneben fordere das Land Bayern, heißt es, weitere 800 Millionen Euro für den Straßenbau und 2,5 Milliarden Euro für Schienenprojekte, die mit Olympia in Verbindung stünden. Eine Arbeitsgruppe von Bund und Land werde darüber verhandeln.

© SZ vom 19.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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