Streit um die Altstadt:Es gibt Wichtigeres als den Kommerz

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Erhalten oder umbauen? Die Diskussion um die Alte Akademie hat sich längst zu einem Grundsatzstreit zugespitzt. Einen entscheidenden Fehler hat der Freistaat Bayern gemacht.

Kommentar von Alfred Dürr

Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang, der sich im Rathaus im Zusammenhang mit der Modernisierung der Alten Akademie abspielt. Der bevorstehende Beschluss über den Umbau der geschichtsträchtigen Immobilie im Zentrum der Stadt läuft auf eine offene Konfrontation zwischen der parteilosen Stadtbaurätin Elisabeth Merk und einer Mehrheit aus CSU und SPD hinaus.

Der Konflikt um die Erhaltung oder den Verlust der Arkaden an den Fassaden des denkmalgeschützten Komplexes hat sich längst zu einem Grundsatzstreit zugespitzt: Leidet die Innenstadt unter dem Anspruch der Investoren, das Maximum aus ihren Immobilien herauszuholen? Die Stadtbaurätin hält konsequent ihren Kurs. Manche sagen auch, sie lege ein stures Verhalten an den Tag. Aber eine klare Linie zu haben, ist besser als den Problemen aus dem Weg zu gehen. Und das bringt Elisabeth Merk am Ende wohl mehr Respekt ein, als dass es ihr schadet.

Die nach dem Krieg wieder aufgebaute Alte Akademie gilt als ein Paradebeispiel für den Wandel in der Innenstadt und für den Umgang Münchens mit seiner baulichen Vergangenheit. Entscheidend ist, dass die Alte Akademie durch den Umbau ihre Würde als historisch bedeutsames Gebäude im Stadtgefüge nicht verliert. Das Schweizer Architektenbüro Morger und Partner hat einen behutsamen und stimmigen Modernisierungsentwurf vorgelegt, der auf große Akzeptanz gestoßen ist.

Ein Fehler war es, dass der Freistaat Bayern beim Verkauf seiner Prestigeimmobilie keine Vorgaben für eine kulturelle Nutzung gemacht hat. Der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser hatte gute Ideen, dann musste er abtreten und seine Pläne wurden Makulatur. Von seinem Nachfolger Markus Söder gingen keine Initiativen aus.

Es geht nicht allein um die Arkaden an der Kapellenstraße. Wichtig ist, wie die Öffentlichkeit von der Alten Akademie profitiert. Dazu gehören nicht nur das Bummeln in den Geschäften oder das Ausruhen im Schmuckhof. Auch hin zur Fußgängerzone sollte die Alte Akademie den Bürgern attraktive Aufenthaltsflächen um den Richard-Strauss-Brunnen bieten. Nicht der Kommerz darf dabei die Hauptrolle spielen, sondern mehr Lebensqualität für die Passanten.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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