Kommunalwahl in Dießen:Sandra Perzul zieht ins Rathaus ein

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Die 39-Jährige wird Nachfolgerin von Bürgermeister Herbert Kirsch. Sie setzt sich gegen ihren Mitbewerber Florian Zarbo durch.

Von Armin Greune, Dießen

Das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen bleibt diesmal aus: Bei der Stichwahl um das Dießener Bürgermeisteramt liegt Sandra Perzul schon nach den ersten drei ausgezählten Briefwahlbezirken mit etwa 55 Prozentrecht deutlich vor Florian Zarbo von den Freien Wählern. Um 19.15 steht das vorläufige Endergebnis fest und die Kandidatin der Dießener Bürger hat in allen sechs Bezirken klar gewonnen: Mit einem Anteil von 55,8 Prozent erhält die 39-jährige Verwaltungswirtin 708 Stimmen mehr als ihr Gegenkandidat. Die Wahlbeteiligung beträgt 70,6 Prozent.

Perzul wird die erste Frau sein, die im Dießener Rathaus das Sagen hat. Sie ist im Ort vor allem als Sprecherin des Katholischen Frauenbunds bekannt und war bislang noch nicht Mitglied im Gemeinderat. Die Dießener Bürger stellen also weiter wie in den 24 Jahren zuvor mit Herbert Kirsch den Bürgermeister. Der erst 25-jährige Florian Zarbo bleibt so der Nachbargemeinde Utting als Geschäftsführer erhalten. Er lässt aber keinen Zweifel zu, dass er "natürlich" auch sein ehrenamtliches Mandat im Dießener Gemeinderat wahrnehmen wird.

Der unterlegene Bewerber ist im Gang der Carl-Orff-Volksschule der erste Gratulant: Zarbo und Perzul schütteln ganz unzeitgemäß die Hände, nachdem der Dießener Geschäftsführer Karl-Heinz Springer das Resultat verkündet hat. Als zweite beglückwünscht Gabriele Übler (Grüne) die künftige Bürgermeisterin mit einem Ellenbogencheck: Sie hatte sich im ersten Wahlgang ein höchst dramatisches Rennen mit Perzul geliefert: Hinter Zarbo, der seinerzeit 26,2 Prozent erhielt, zog Perzul mit 21,4 Prozent erst nach Auszählung des letzten von 17 Stimmkreisen noch an Übler vorbei, 24 Stimmen gaben den Ausschlag.

Um 19.23 Uhr kann Perzul dann ihren Sohn Lukas umarmen: Der Bub, der vor drei Tagen neun wurde, stürmt in seine Schule und ist dabei schneller als sein Vater Martin. "Ohne meinen Mann würde das gar nicht funktionieren", sagt die frisch gekürte Rathauschefin, "ich bin sehr glücklich, dass es geklappt hat". Bis zum Amtsantritt am 1. Mai bleibt für sie viel zu tun: Noch leitet sie die Pressestelle der Agentur für Arbeit in Weilheim; ein Amt, das wie so viele durch die Corona-Krise gerade vor besonderen Herausforderungen steht. Und auch die Arbeit im Dießener Rathaus wird Perzul unter neuen Vorzeichen aufnehmen: Sie hofft, "dass wir dann alle über die Parteigrenzen zusammenarbeiten, um durch die Krise zu kommen".

Im Gemeinderat muss sie - wie bisher Kirsch auch - Mehrheiten mit den anderen Fraktionen finden: Auf die Freien Wähler entfallen sechs Mandate, auf Grüne und Dießener Bürger je fünf (für Perzul rückt Beatrice von Liel auf der Liste nach), die CSU hat vier Sitze, die SPD zwei; UBV, Die PARTEI und Bayernpartei haben je einen Sitz. Einen einwöchigen Lehrgang für Bürgermeisterkandidaten hat Perzul bereits in Fürstenfeldbruck absolviert und dafür Urlaub geopfert. Wann und wie sie weitere Einführungskurse für Rathauschefs belegen kann, steht wegen der Corona-Krise gerade in den Sternen.

Mit großer Spannung ist der Ausgang der Stichwahl auch im Nachbarort Utting verfolgt worden. Dort ist Zarbo Kämmerer, Geschäftsleiter und kaufmännischer Vorstand des Wohnbau-Kommunalunternehmen. Zarbos Abwandern nach Dießen hätte erhebliche Personalprobleme zur Folge gehabt. Im Uttinger Bau- und Umweltamt wird ja schon für Florian Hofmann Ersatz gesucht, der bei der Wahl vor zwei Wochen zum Bürgermeister befördert wurde.

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