Verkehr:Mit Tempo 30 durch Utting

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Geschätzt sind in Utting 326 Menschen am Tag und 246 Menschen in der Nacht vom Durchgangsverkehr belastet. (Foto: Arlet Ulfers)

Mehr als 11 000 Fahrzeuge sind jeden Tag auf der Staatsstraße durch den Ort unterwegs. Mit einem Lärmaktionsplan will die Gemeinde eine Geschwindigkeitsreduzierung durchsetzen.

Von Renate Greil, Utting

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk hat Bürgermeister Florian Hoffmann (LWG) für die Uttinger Bürger im Visier. Er hofft, dass bis zum Jahresende die Lärmaktionsplanung der Gemeinde in Kraft treten kann. Damit würde es - parallel zum benachbarten Schondorf - auch in Utting möglich, dass auf den Staatstraßen Tempo 30 gilt. Die beiden Gemeinden arbeiten aufgrund der ähnlichen Problematik weitestgehend zusammen.

Bei einer Sondersitzung des Uttinger Gemeinderates stellte Korbinian Grüner vom Büro Accon GmbH in Greifenberg den Entwurf vor. Die Verkehrsdichte auf der Staatstraße 2055 nimmt Richtung Süden zwar ab, aber es sind mit zwölf am Tag und 14 in der Nacht deutlich mehr Häuser als in der Nachbargemeinde, die unter die Lärmschutzrichtlinie fallen. Hier wird der Verkehrslärm als gesundheitsgefährdend eingestuft. Betrachtet wurde neben der Ortsdurchfahrt der St 2055 mit der Schondorfer Straße und der Dießener Straße, auch die St 2347 auf der Landsberger Straße. Nicht in die Planung einbezogen wurde die Auraystraße.

Die Gemeinde wünscht sich, dass ein lärmarmer Fahrbahnbelag verbaut wird. (Foto: Arlet Ulfers)

Ingenieur Grüner stellte zunächst die Lärmkarte vor, die das Bayerische Landesamt für Umwelt 2022 erstellt hat. Voraussetzung dafür ist, dass auf den Hauptstraßen mehr als 8 200 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind. Der Lärmaktionsplanung der Gemeinde liegt eine weit detailliertere aktuelle Verkehrszählung zugrunde. Die Lärmbelastung berechnete Grüner nach einem 3D-Modell. Demnach sind 75 Häuser in drei Abstufungen betroffen. Geschätzt sind in Utting 326 Menschen am Tag und 246 Menschen in der Nacht belastet, abgeleitet wurden 66 Fälle starker Belastung und 17 Fälle mit starken Schlafstörungen.

Mehr als 11 000 Fahrzeuge jeden Tag

Mehr als 11 000 Fahrzeuge passieren die St 2055 am nördlichen Ortseingang jeden Tag, am südlichen Ortseingang sind es weniger als 8000 Fahrzeuge. Von Achselschwang kommend mündet die St 2847 in die St 2055 ein, was nochmal ein kleines Plus auf über 11 500 Fahrzeuge pro Tag zur Folge hat. Am Ortsausgang Landsberger Straße werden dagegen weniger als 2000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Dass diese Straße dennoch Teil der Lärmaktionsplanung werden soll, ist den neuen großen Wohnanlagen, den Schmucker-Häuser, geschuldet.

In der Landsberger Straße liegen zwar nur Überschreitungen nach der niedrigsten Stufe, den Immissionsgrenzwerten, vor, aber auch hier empfiehlt Grüner Tempo 30 auszuweisen, da dies eine erhöhte Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer bedeute. Zudem wird der Verkehr verstetigt, was bedeutet, dass nicht innerhalb kurzer Strecken beschleunigt und gebremst wird. Bürgermeister Hoffmann sagte dazu, dass Tempo 30 in diesem Bereich laut der Einschätzung des beratenden Rechtsanwaltes eventuell vom Straßenbauamt Weilheim, das darüber entscheidet, kritisch gesehen werden könnte.

Im Gemeinderat war man der Meinung, dass man es auf jeden Fall versuchen sollte. Hingewirkt werden soll auch darauf, dass auf der Durchgangsstraße zeitnah ein lärmarmer Fahrbahnbelag verbaut wird. Hoffmann berichtet von einem Gespräch im vergangenen Jahr mit dem Straßenbauamt. Demnach ist Utting erst in vier bis fünf Jahren mit einer Sanierung an der Reihe.

Nun erhofft man sich, in der Prioritätenliste weiter nach vorne zu kommen. Wie Ralf Stief (CSU) anmerkte, ist in die Berechnungen nicht der aktuell schlechte Zustand der Straßen eingeflossen. Gewünscht wurde im Gemeinderat auch, dass die Anordnung von Tempo 30 jeweils bei den Ortschildern gelten soll. Hier hatte der Entwurf für die St 2055 Beginn und Ende bei der Einmündung Industriestraße bis etwa Einmündung Auraystraße vorgesehen.

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