Nepomuk:Auf ein Wort

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In Utting gibt es wie vielerorts eine Ratschbank. (Foto: Gemeinde Utting)

Das Bankerl als Statement: Dort kann man sitzen, ratschen, Gemeinsamkeiten entdecken und noch so allerhand.

Ganz im Vertrauen, das bleibt jetzt also unter uns: Auf einem kleinen idyllischen Fleckchen an der Würm hat es früher einmal ein sogenanntes Kiffer-Bänkchen gegeben. Das war natürlich nichts Offizielles, lag ein wenig abgelegen und versteckt. Aber die Eingeweihten wussten dann schon Bescheid. Und ihr wisst ja, der Nepomuk: immer eingeweiht, immer vorne dran und bestens informiert. Dagegen sind Influencer hinter dem Mond respektive dem Ofen.

Dort werden jetzt die Uttinger hervorgeholt. Seit Neuem gibt es nämlich am Ammersee ganz offiziell eine Ratschbank. Vielmehr sogar derer zwei: im Summerpark und beim Fußballplatz an der Mühlbachstraße. "Ein Ort, der zum Verweilen und Plaudern einlädt", wie die Gemeinde auf Facebook mitteilt, quasi einem digitalen Nachfolger der Ratschbank. Sowohl kurze Gespräche seien dort möglich als auch tiefere Unterhaltungen, gemeinsame Momente, neue Bekanntschaften oder gegenseitige Inspiration. Man glaubt es kaum, wozu das Sitzmöbel am Ammersee dienen kann. Nicht wie sonst, wo oft verdrießlich und jeder für sich allein einfach nur rumgehockt wird.

Auf der Uttinger Bank gehe es "nicht nur um das Sitzen, sondern vor allem um das Miteinander", verdeutlicht die Rathausverwaltung. Bürgermeister Florian Hoffmann und Gemeinderat Helmut Schiller haben nicht nur das Schildchen mit der entsprechenden Gebrauchsanweisung angeschraubt, sondern das mit der Inspiration und dem gemeinsamen Moment gleich erfolgreich ausprobiert.

Immer weniger Banken, dafür mehr Bankerl. Ist als Alternative vielleicht auch ganz praktisch für eventuell schon betagtere und nicht so online-affine Menschen, die mangels Bankschalter ohnehin nicht mehr so recht wissen, wie sie an Bargeld kommen sollen, um im Lokal einen Kaffee zu bezahlen, und sich nun - von Kreis und Kommune motiviert - auf einen Ratsch unter freiem Himmel treffen können.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Insgesamt erlebt das Bankerl in verschiedenen Funktionsvariationen geradezu einen Trend, wenn nicht Boom. In Tutzing etwa dienten zwei nahe beieinander positionierte Sitzgelegenheiten dem Protest. Die Worte "Bürokratenbankerl" und "Schikane 5.0" waren da in Schildchen an der Lehne eingraviert. Da hat sich wohl jemand über die Baubehörde geärgert. Üblicherweise wird an der Stelle eigentlich lobend an den Stifter erinnert, den jeweiligen Verschönerungsverein etwa, den Alt-Bürgermeister oder eine honorige, oft auch wohlhabende Familie.

Immer mehr Mitfahrbankerl sind außerdem zu entdecken, an der Grubmühlerfeldstraße und beim Bahnhof in Gauting zum Beispiel, dort sogar mit Richtungsanzeigetaferl. Diese Möbel müssen wahnsinnig gut funktionieren, weil ich hab' da ehrlich gesagt noch nie jemanden sitzen sehen. Vermutlich, weil die dann immer unverzüglich mitgenommen werden und weg sind. Ganz anders als mit der S-Bahn, wo die Leute oft stundenlang noch da sind.

Wenn ihr übrigens diese Woche auf so einer Wegfahr-, Ratsch- oder Einfach-so-Bank einen arg eingestaubten Senior entdeckt habt: Das muss nicht sein, dass der schon so wahnsinnig lang gesessen ist. Mit Saharastaub und Pollenflug konnte das auch flugs gehen.

Aber jetzt muss ich echt los nach Utting, mal lauschen, was da so erzählt wird auf der Ratschbank. Nicht aus Neugier natürlich, aber man will ja informiert sein.

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