Utting:Ein Treffpunkt für Holzhausen

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Die Holzhauser Dorfbewohner würden dieses Haus gern bis 2026 als Dorfgemeinschaftshaus herrichten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit es kein Wirtshaus mehr im Ort gibt, fehlt eine Begegnungsstätte. Die Dorfbewohner wollen deshalb ein altes Haus herrichten.

Von Renate Greil, Utting

Der kleine Uttinger Ortsteil Holzhausen ist ein besonders reizvoller Flecken, mit der historischen Kirche St. Ulrich als erhöhten Mittelpunkt. Hier leben 417 Menschen und bilden eine lebhafte Gemeinschaft aus Alteingesessenen und Zugezogenen, regelmäßig finden Dorffeste statt. Seit geraumer Zeit gibt es kein Wirtshaus mehr im Ort und es fehlt eine Begegnungsstätte. Mehrere Versuche, Ersatz zu schaffen, schlugen bisher fehl. Recht rührig ist dabei auch der Erhaltungs- und Verschönerungsverein "Unser Dorf". Nun gibt es einen neuen Anlauf und dieser hat Aussicht auf Erfolg. Das liegt vor allem am großen Engagement der Dorfbewohner, die sich in einer Projektgruppe für das "Dorfgemeinschaftszentrum Holzhausen" einsetzen.

Ausgesucht für ein neues Dorfgemeinschaftshaus hat sich die Projektgruppe ein derzeit leer stehendes kleines Haus, das die Gemeinde zuletzt als Werkstatt an Handwerker verpachtet hatte und welches direkt neben dem Telos-Kinderhaus liegt. Das ist aus zweierlei Gründen ein Vorteil, denn zum einen könnten die vorhandenen Parkplätze mitgenutzt werden und zum anderen könnte das neue Zentrum ein Ausweichquartier für die Waldkindergartengruppe Telos-Kindergarten im Naturhaus "Dachsbau" sein. Warum das nötig ist, erklärte Johanna Seefelder, die mit Karl Wilhelm senior, Jennifer Hercik-Süßmann und Philipp Süßmann das Projekt erstmals bei der jüngsten Uttinger Gemeinderatssitzung öffentlich vorgestellt hat. Bei Sturm zum Beispiel dürfen sich die 18 Kindergartenkinder aus dem Dachsbau nicht im Wald aufhalten und kommen zusätzlich in das Telos-Kinderhaus, das mit drei Gruppen allerdings voll belegt ist. Deshalb soll das geplante Dorfgemeinschaftszentrum laut Konzept von 8 bis 14 Uhr für die Kindergartenkinder reserviert sein.

Als Ersatz der Dorfwirtschaft sollen Veranstaltungen der Vereine dort ebenso stattfinden wie ein Zusammensein nach Beerdigungen oder Taufen - oder einfach so. Von der Krabbelgruppe bis zum Seniorentanz reicht die Bandbreite, auch kulturelle Veranstaltungen sind vorgesehen. Die Atmosphäre im idyllischen Holzhausen am Ammersee schätzten schon früher Künstlerinnen und Künstler, die in der Künstlerkolonie Ammersee von 1890 an gearbeitet und gelebt haben. Die bekannte Künstlervereinigung "Scholle" bestand von 1899 bis 1911 unter anderem mit Fritz Erler, Walter Georgi und Adolf Münzer. Die Kulturstiftung kuk.art kümmert sich um das hoch kulturelle Erbe Holzhausens. Gepflegt werden soll aber auch das volkstümliche Erbe.

Die Pläne sind schon recht konkret: Das schmale Haus in der Ammerseestraße soll an der Westseite erweitert werden, so entstünde ein 56 Quadratmeter großer Raum, erklärte Wilhelm senior. Dazu gäbe es eine kleine Küche sowie Toiletten. Die Zwischendecke soll herausgenommen werden, dazu käme der Einbau einer Heizung und auch die Elektrik müsse neu gemacht werden. Wilhelm brachte eine Aufstellung der Kosten mit. Die Arbeiten sollen gänzlich in Eigenleistung erfolgen, außerdem haben ortsansässige Firmen "sehr wohlwollende" Angebote für das Material abgegeben, berichtete Wilhelm. Mit Puffer kalkuliert er für alles 140 000 Euro. Die Trägerschaft soll über den Verein "Unser Dorf" laufen, das Haus für zwanzig Jahre von der Gemeinde gepachtet werden. 2026 wird Holzhausen 1250 Jahre alt. Bis dahin, so der Wunsch, soll auch das Dorfgemeinschaftszentrum fertig sein. Auch über die Finanzierung hatte sich die Projektgruppe bereits Gedanken gemacht und mehrere Fördertöpfe ins Visier genommen. Zudem sollen Spenden gesammelt werden.

Fördergelder der Gemeinde wird es wohl nicht geben

Bürgermeister Florian Hoffmann dämpfte aber die Hoffnungen auf Fördermittel. Von der Lokalen Aktionsgruppe Ammersee Leader flossen bereits rund 126 000 Euro für den Bürgertreff in Utting, beantragt sind zudem 87 500 Euro für das evangelische Gemeindezentrum im Zuge des Wiederaufbaus der abgebrannten Christuskirche, beides ähnliche Vorhaben.

Zudem ist laut Bürgermeister für 2025 schon eine Nutzung vorgesehen, denn in dem Häuschen wird "Das mobile Atelier - zeitgenössische Kunst in den Regionen" acht Wochen Station machen. Bei dieser bayernweiten Initiative des BBK-Landesverbands wird vor Ort künstlerisch gearbeitet. Deshalb wird es wohl schwierig, den gewünschten Zeitplan einzuhalten. Aber mit ihrem Konzept rannten die Holzhauser offene Türen ein, denn alle Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, dass die Verwaltung mit der Projektgruppe Finanzierung und Baupläne des neuen Dorfgemeinschaftszentrums prüft.

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