Christuskirche Utting:Süßer die Glocken nie klingen

Lesezeit: 2 min

Musik baut auf: Veronika Seiler (Querflöte), Francesca Rappay (Violine) und Walter Erdt (Orgel) bei ihrem Benefizkonzert für den Wiederaufbau der Uttinger Christuskirche. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Wiederaufbau des vor acht Monaten abgebrannten Gotteshauses soll 2023 beginnen. Mit Benefizkonzerten wie am vergangenen Samstag will ein Förderverein ein neues Geläut mit harmonischer Tonfolge finanzieren.

Von Patrizia Steipe, Utting

Der Platz an der Laibner Straße in Utting ist leer. Die Ruine der evangelischen Christuskirche, die im August 2021 abgebrannt war, ist längst abgerissen. "Es fehlt etwas am Ammersee", steht auf dem Flyer, mit dem der 93 Mitglieder starke Förderverein "Evangelische Gemeinde Ammersee West" Spenden für den Wiederaufbau erbittet. Darüber sieht man das Bild eines weißen Schattens, der die Umrisse der ehemaligen Kirche zeigt. Bei einem Benefizkonzert, das der Förderverein mit dem Rotary-Club Ammersee-Römerstraße unter dem Motto "für einen neuen Glockenton" veranstaltet hatte, lauschten rund 60 Besucher den Musikern Walter Erdt (Orgel), Francesca Rappay (Violine) und Veronika Seiler (Querflöte). Sie spielten Musik von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Gabriel Fauré und Zoltán Gárdonyi. "Es tut gut, wieder eine Orgel zu hören", fasste ein Zuhörer die Stimmung in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung in Worte.

Die erst 30 Jahre alte Orgel der Christuskirche war dem Brand zum Opfer gefallen. Klaus von Reibnitz, Vorsitzender des Fördervereins, war der Schrecken über das Unglück immer noch anzumerken: "Der Dachstuhl brach ein, der Altar ging kaputt, das Taufbecken zerbarst, die Orgelpfeifen schmolzen." Immerhin hing das Glockengeläut noch, doch die eisernen Glocken hatten Sprünge bekommen. "Sie sind irreparabel verloren", bedauerte er. "Sie können auch nicht geschweißt werden", so Walter Erdt. Der Weilheimer Kirchenmusikdirektor ist als einer von sechs Glockensachverständigen für die bayerische Landeskirche tätig.

Abgebrannt: Mehr als 100 Feuerwehrleute versuchen im August 2021, den Brand der Christuskirche zu löschen, und können das angebaute Pfarrzentrum retten. (Foto: Feuerwehr Utting)

Jetzt soll das Gotteshaus wieder aufgebaut werden. Die Versicherung wird voraussichtlich den Großteil übernehmen. Architekt Wolf-Eckart Lüps, der Ende der 1980-er Jahren für die Sanierung des Kirchen-Innenraums zuständig war, und sein Sohn, Architekt Mauritz Lüps, planen bereits. Von der Landeskirche ist Architekt Bernhard Heidberg mit dem Projekt betraut. Die neue Kirche soll optisch an die alte Holzknüppelkirche erinnern und gestalterische Elemente aufgreifen, doch der Bau soll modernen Standards wie Energieeffizienz und Nachhaltigkeitgerecht werden sowie technisch besser ausgestattet sein. Die Kirchengemeinde rechnet damit, dass etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus Eigenleistungen und Spenden aufgebracht werden muss. Darunter sind auch Mehrkosten für eine der drei neuen Glocken, die einen anderen Ton haben wird.

Bisher hatten die Uttinger Glocken in den Tönen "c", "f" und "as" geläutet. Das "as" soll jetzt durch eine "es"-Glocke ersetzt werden. "Das Intervall war zu groß, so wird es harmonischer klingen", versicherte Glockenfachmann Erdt. Übrigens werden die Glocken mit den Tönen der katholischen Glocken abgestimmt, damit es keine Missklänge gibt. Die wie bisher mit der Hand betriebenen Glocken werden aus Bronze gegossen. "Europaweit gibt es keine Eisengießerei für Glocken mehr", erklärte Erdt. Bronzeglocken hätten sowieso einen besseren Klang. Die Mehrkosten für die neue "es"-Glocke muss die evangelische Kirche übernehmen. Der Glockenton ist nämlich tiefer als der bisherige. Das bedeutet, die Glocke wird größer und damit teurer. Violinistin Francesca Rappay, deren Gedanken über Glocken beim Konzert verlesen wurden, erinnerte daran, dass das Geläut nicht nur die Zeit anzeige, sondern auch an Gottesdienste, Feiertage, Hochzeiten, Taufen erinnere und ein Stück Heimat repräsentiere. Sie wünsche sich, dass die neue "as"-Glocke dem Frieden und der Freiheit gewidmet werde.

Pfarrer Jochen Eberhard betreut die rund 4000 evangelischen Christen in Utting, Dießen, Schondorf, Windach und Eching. Er hofft, dass die Baumaßnahmen im nächsten Jahr begonnen und abgeschlossen werden. Bis dahin werden die Sonntagsgottesdienste weiterhin im katholischen Pfarrsaal abgehalten. "Es tut gut, Solidarität zu erfahren", versicherte Eberhardt. Gruppentreffen finden wieder im evangelischen Gemeindezentrum statt. Die Brandschäden dort sind seit Dezember 2021 behoben.

Für den Wiederaufbau sind weitere Spendenaktionen geplant. Am 30. April soll es einen Spendenlauf geben, zu Pfingsten werden alle evangelischen Kirchengemeinden in Oberbayern zu einer Solidaritätsspende aufgerufen und im Herbst folgen drei weitere Konzerte.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: