Landtagswahl im Landkreis Starnberg:Mehr Mitbestimmung und bezahlbare Wohnungen

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Auf dem Podium diskutieren (v. li.) Jugendbeirat Paul Friedrich, Ute Eiling-Hütig (CSU), Jacob Koch (Grüne), Britta Hundesrügge (FDP), Walter Haefeker (ÖDP) und Jugendbeirätin Anna Chatziordanidou. (Foto: Arlet Ulfers)

Jugendliche adressieren auf Einladung des Tutzinger Jugendbeirats ihre Wünsche an die Direktkandidaten der Landtagswahl - insofern diese überhaupt Interesse zeigen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Tutzing

Die Jugendlichen in Tutzing interessieren sich zwar durchaus für Klimaschutz, doch Probleme, die sie direkt betreffen, stehen für sie im Vordergrund. Dies war das Fazit der Diskussion mit den Landtagskandidaten, zu denen der Tutzinger Jugendbeirat am Mittwoch ins örtliche Kino eingeladen hatte. Nicht alle Parteien nutzten die Chance, um die Erstwähler zu überzeugen. Freie Wähler und SPD hatten nach Angaben des Jugendbeiratsvorsitzenden Paul Friedrich kurzfristig abgesagt und die Grünen hatten Jakob Koch aus dem Nachbar-Wahlkreis Bad Tölz Wolfratshausen geschickt. Der 25-Jährige mit gerade bestandenem Examen für Sonderpädagogik fand jedoch schnell einen direkten Draht zu den jungen Besuchern. ÖDP-Kandidat Walter Haefeker indes konnte mit seinem nicht näher konkretisierten Schlagwort "Rettet die Enkel" nicht punkten.

Knapp 30 Jungbürger aus Tutzing und etwa zehn Erwachsene waren gekommen. Zunächst allerdings diskutierten lediglich Erwachsene. Grünen-Vorstandsmitglied Thorsten Kerbs lieferte sich so lange einen Schlagabtausch mit CSU-Kandidatin Ute Eiling-Hütig, bis ihn Bürgermeisterin Marlene Greinwald (FW) aus dem Publikum aufforderte, "hier soll die Jugend reden". Erst dann meldeten sich auch junge Besucher zu Wort und verlangten konkrete Vorschläge, wie sich die Kandidaten in den kommenden fünf Jahren für die Jugend engagieren wollten.

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Wie Friedrich später einräumte, sei zwar der Eindruck entstanden, die Jugendlichen trauten sich nicht. Doch ein Großteil der Fragen sei von den Moderatoren abgedeckt worden, da sich der Jugendbeirat bereits im Vorfeld über soziale Netzwerke und Vereine informiert hatte. Die Hauptthemen waren unter anderem: Die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre, ein verpflichtender Jugendbeirat für jede Gemeinde, Bildung, Lehrermangel und Wohnungsmangel insbesondere unter jungen Leuten, die von zuhause ausziehen. Beim Wahlalter zeigte sich lediglich Eiling-Hütig skeptisch. Das Wahlrecht müsse mit der Geschäftsfähigkeit einhergehen, sagte sie. Junge Menschen könnten sich über die Fraktionen und die Bürgermeister einbringen. Während Britta Hundesrügge (FDP) und Koch sich für das Wahlalter ab 16 Jahren aussprachen, ging Haefeker noch weiter. Ein Wahlrecht ab der Geburt könnte von den Eltern ausgeübt werden, damit Probleme nicht mehr länger auf kommende Generationen verschoben werden, sagte er.

Einig ist man sich, dass im Bereich Bildung Handlungsbedarf besteht

Dass im Bereich Bildung dringender Handlungsbedarf besteht und eine praktische Berufsausbildung dem Studium gleichzusetzen ist, darüber herrschte Übereinstimmung. Es sei jedoch die Unterstützung von Unternehmen und Eltern dringend erforderlich, so Eiling-Hütig. Auf den Einwand eines Besuchers, damit könne der Fachkräftemangel nicht behoben werden, erklärte Koch, es müssten alle jungen Menschen gefördert werden, auch Benachteiligte und Migranten. Laut Hundesrügge, selbst Mutter von drei Kindern, müsste die Kinderbetreuung verbessert werden, damit Müttern der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert wird. Haefeker sprach sich für die Umschulung von Arbeitskräften aus, die in der Autoindustrie nach dem Umstieg auf die E-Mobilität "freigesetzt" würden. Damit sich wieder mehr Menschen für den Lehrerberuf entscheiden plädierte er ebenso wie Hundesrügge für mehr Freiheiten und weniger Vorschriften.

Lehrer sollten nach Ansicht der FDP-Kandidatin ihren Arbeitsplatz frei wählen dürfen und höhere Löhne bekommen. Zudem sollten sie Koch zufolge nicht mehr für Aufgaben herangezogen werden, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben, wie etwa die IT-Betreuung. Eine Lösung ist laut Eiling-Hütig schon bald in Sicht. Nach ihren Angaben werden in den kommenden Jahren neue Stellen geschaffen werden für 6000 Lehrer, 200 Verwaltungsmitarbeiter sowie für 600 Systembetreuer und Schulpsychologen. "Die Stellen sind jetzt ausgeschrieben, wir brauchen aber auch die Köpfe", betonte sie. Was für die junge Generation fehlt, sind bezahlbare Wohnungen. Durch Abbau von Vorschriften und Bürokratie könnten beispielsweise Dienstwohnungen in Gewerbegebieten geschaffen werden, hieß es. Beim Klimaschutz vertraten Grüne und ÖDP ihre bekannten Ansichten, während sich CSU und FDP dafür aussprachen, statt Verboten lieber Anreize zu setzen.

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