"Faire Bezahlung für alle!" und "Operiert Euch doch selbst!" stand auf den Plakaten: Knapp 100 Ärztinnen und Ärzte haben am Mittwoch vor der Artemed-Klinik in Tutzing für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. Die Mitarbeiter aus den Kliniken in Feldafing, Tutzing und der Klinik München-Süd fordern, dass der private Betreiber mit dem Landesverband des Marburger Bunds Tarifverhandlungen aufnimmt. Die Artemed-Geschäftsführung lehnt Gespräche bislang ab, wie es in einer Mitteilung der Ärzte-Gewerkschaft heißt. Artemed berufe sich bei der Ablehnung von Tarifverhandlungen auf "christliche Werte und ein familiäres Miteinander".
Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Der Klinikkonzern hat in den vergangenen Jahren systematisch Krankenhäuser aufgekauft. Die Mitarbeiter würden im Schnitt deutlich unter Tarifniveau vergütet, auch die Arbeitsbedingungen seien schlechter, erklärt Andreas Botzlar, Vorsitzender des Marburger Bunds Bayern. "Die angestellten Ärztinnen und Ärzten bei den Artemed-Kliniken stehen im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen bayerischen Krankenhäusern mit arztspezifischen Tarifverträgen deutlich schlechter da."
Rechtsanwalt Klaus-Martin Bauer ergänzt: "Ohne einen Tarifvertrag verstoßen Arbeitszeiten - mit Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft - über zehn Stunden täglich und überdurchschnittlich 48 Stunden wöchentlich gegen das Arbeitszeitgesetz." Artemed bewege sich hier rechtlich auf sehr dünnem Eis.