Das Tutzinger Gymnasium ist ein Sanierungsfall - und das schon seit vielen Jahren. Ganze Listen von Baumängeln sind dem Landratsamt bekannt, das nunmehr seit fast vier Jahren für das Schulhaus zuständig ist. Eltern und Lehrer, vor allem aber die Schüler leiden unter den zum Teil mangelhaften Zuständen. Die neueste schlechte Nachricht machte in der vergangenen Woche per Elternbrief die Runde: Die Turnhallen sind wegen baulicher Mängel gesperrt.
Dabei sollten dort eigentlich - wie auch in den vergangenen Jahren - die Abiturprüfungen geschrieben werden, die in dieser Woche begonnen haben. Nun musste kurzfristig umdisponiert werden. Stattdessen wird auf die Mensa und verschiedene Klassenzimmer ausgewichen. Dafür sind wiederum doppelt so viele Aufsichten notwendig wie bisher. "Es ist zum Heulen", sagt Schulleiter Andreas Thalmaier, "diese Nachricht kommt zur absoluten Unzeit".
Denn die kurzfristige Hallensperrung hat einige Auswirkungen: Die für das Abitur belegten Räume stehen nicht für den regulären Unterricht zur Verfügung. Für die gesamte Mittelstufe fallen in der kommenden Woche am Freitag die ersten beiden Unterrichtsstunden aus. Wegen der sogenannten Hörverstehensaufgaben in kleinen Gruppen, für die konzentrierte Ruhe nötig ist, wird der gesamte Südbau blockiert.
Der Sportunterricht findet jetzt im Freien statt - sofern das Wetter es zulässt. Eltern sollen ihren Kindern daher entsprechende Kleidung mitgeben. Im Schneetreiben, das es in diesen Tagen gelegentlich gab, dürfte der Sport eher ausgefallen sein. Direktor Thalmaier versucht derweil, "noch ein paar weitere Hallenzeiten zu ergattern", wie er im Elternbrief schreibt. Die Würmseehalle käme dafür zwar grundsätzlich in Betracht, ist ihrerseits jedoch wegen eines Wasserschadens nicht nutzbar.
Dass es sich bei der Turnhalle des Gymnasiums um einen "Problemfall" handelt, war im Landratsamt schon länger bekannt. Besonderes Augenmerk galt Dach, Böden und Bauzustand, erklärt Landratsamtssprecher Stefan Diebl. Sicherheitshalber lasse der Landkreis die Halle regelmäßig von Fachleuten überprüfen. Das aktuelle Gutachten empfiehlt nun aber, die Halle wegen des baulichen Zustandes zu sperren.
Die Trägerschaft des Gymnasiums an der Hauptstraße hatte der Landkreis im August 2020 von der Gemeinde übernommen. Seither wurden schon mehr als 1,3 Millionen Euro in Gebäudeunterhalt und Digitalisierung investiert. Unterdessen wird auch eine Generalsanierung vorbereitet. Die Planungen dafür sollen im Laufe dieses Jahres beginnen, das Baugenehmigungsverfahren im Jahr 2025. Schulleiter Thalmaier rechnet frühestens für 2026 mit einem Baubeginn. Zwei bis drei Jahre veranschlagt das Landratsamt für den Umbau.
Bis es so weit ist, müssen sich Lehrer und Schüler noch mit einigen Einschränkungen arrangieren. Der Landkreis hat zusammen mit der Schule eine Zwischenlösung erarbeitet, die "wirtschaftlich vertretbar" sein soll, wie es im Schulausschuss im Januar hieß. Es geht um defekte Fenster und Türen, Folien gegen zu starke Sonneneinstrahlung, den störungsfreien Betrieb der Heizungen und Wasserschäden an der Fassade. Und das sind nur einige Punkte.
Die baulichen Mängel haben so manchen Schüler die ganze Schullaufbahn begleitet. Die Toiletten beispielsweise sollen zeitweise in so einem desolaten Zustand gewesen sein, dass es gerade die Mädchen möglichst vermieden haben, sie zu benutzen. "Wir sind heilfroh, wenn wir aus der Schule raus sind", sagt rückblickend die Mutter einer Abiturientin.
Wie lange die Hallen gesperrt sein werden, sei bisher nicht abzusehen, teilte das Starnberger Landratsamt mit. Von der Schließung sind auch örtliche Vereine betroffen: der Tanzsportclub Tutzing-Traubing, der FC Traubing und der TSV Tutzing.
