50 Jahre Freundeskreis zur Förderung der Musik:Edle Klänge zum Jubiläum

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Jubiläumskonzert in der Sporthalle: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Tutzinger Förderkreises zur Förderung der Musik gab das Georgische Kammerorchester Ingolstadt unter Leitung von Professor Reiner Ginzel ein Gastspiel. (Foto: Georgine Treybal/Georgine Treybal)

Mit einem Konzert in der Tutzinger Würmseehalle begeistert das renommierte Georgische Kammerorchester. Gespielt wurden unter anderem Mozart und Schubert - sowie eine temperamentvolle georgische Interpretation von Brahms.

Von Reinhard Palmer, Tutzing

Jeder fängt in der Regel mal klein an - nicht so dagegen die Musikfreunde Tutzing mit ihren Schlosskonzerten. Die gibt es, weil Christa Maria Friedrich, die einstige Schulmusikerin in Tutzing, von Beginn an größere Konzerte realisieren wollte. Es musste also Geld her, und auch eine gewisse Infrastruktur. Und da mit Alfred Leclaire seinerzeit ein findiger und tatkräftiger Bürgermeister gerade in Gemeinde am Westufer des Starnberger Sees das Sagen hatte, entwickelten sich die Dinge: Vor 50 Jahren wurde in Tutzing der "Freundeskreis zur Förderung der Musik" gegründet.

So ein halbes Jahrhundert will natürlich musikalisch in der Würmseehalle angemessen gefeiert werden, wobei die bei dieser Gelegenheit angediehene Wertschätzung für die geleistete Arbeit den aktuellen Vereinsvorsitzenden und künstlerischen Leiter der Schlosskonzerte, Reiner Ginzel, stellvertretend für alle Mitglieder schon sehr freute. Mit einem Eintrag ins goldene Buch der Gemeinde nahm er den Hausenstein Kulturpreis aus den Händen der Ersten Tutzinger Bürgermeisterin, Marlene Greinwald, in Anwesenheit von Landrat Stefan Frey entgegen. Das Votum im Gemeinderat sei einstimmig gefallen, betonte Greinwald. Eine große Auszeichnung gönnte sich der Verein aber auch selbst mit der Einladung des renommierten Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt als Protagonisten des Jubiläumskonzerts.

Mit einem Eintrag ins goldene Buch der Gemeinde nahm Reiner Ginzel den "Hausenstein Kulturpreis" aus den Händen der Ersten Tutzinger Bürgermeisterin, Marlene Greinwald, in Anwesenheit von Landrat Stefan Frey entgegen. (Foto: Georgine Treybal/Georgine Treybal)

Ein Jahr vor Auflösung der Sowjetunion setzte sich der Klangkörper - damals das 1964 gegründete Georgische Staatskammerorchester - geschlossen nach Deutschland ab und ist seither wohl das erfolgreichste Exil-Ensemble nicht nur in Europa. Um Bläser und Pauken ergänzt, sind dem Repertoire des vielköpfigen Orchesters kaum Grenzen gesetzt. So stellte Ginzel als Dirigent und Komponist ein sinnenfreudig-sinfonisches Programm für das Jubiläumskonzert zusammen. Neben Werken von Mozart und Schubert bearbeitete er selbst Werke von Brahms, die mit dessen historischem Besuch in Tutzing in Verbindung stehen, und setzte sie in spannungsvolle Beziehung zu einem eigenen Thema, das aus Tonbezeichnungen in Reiner (Hans-Jürgen) Ginzels Namen gebildet ist: Die "Brahms Metamorphose II" ging hier in Uraufführung.

Georgier sind auch für ihr großartiges Musikantentum mit hochanspruchsvoller Volksmusik bekannt

Das Markenzeichen des Georgischen Kammerorchesters ist zweifelsohne der musizierfreudige Zugriff mit lustvoller Formung einer satten Klangsubstanz. Georgier sind auch für ihr großartiges Musikantentum mit hochanspruchsvoller Volksmusik bekannt, von dem auch das Spiel des Orchesters profitiert. Es kann ordentlich zupacken und poltern, aber auch pastoral schwärmen und süßlich singen.

Dieses Kontrastieren wie feinsinnige Changieren zwischen den musikalischen Extremen sollte vor allem der fünften Schubert-Sinfonie B-Dur (D 485) zugute kommen. Als Arbeit eines 19-Jährigen ist die Sinfonie allerdings kein Jugendwerk, sondern vielmehr die erste reife Sinfonie des Komponisten. Für Schubert war B-Dur eine Tonart mit edlem Klang, der hier im warmtonigen Andante, insbesondere in den pastoralen Passagen betörte. Ginzel dirigierte detailliert und mit beredsamen Gesten, was geradezu die Absichten visualisierte - insbesondere bei Schubert, dessen Sinfonie damit zur vergnüglichen Landpartie wurde. Das Menuett gedachte nicht mehr der höfischen Ursprünge und tanzte mit Leidenschaft, durchsetzt mit melodiösen Wogen.

Die Wahl dieser Sinfonie war nicht zufällig, denn darin klingt Mozarts Sinfonie g-Moll (KV 550) an, die das Konzert in Tutzing eröffnete. Etwas gewagt, denn allzu populär und nicht selten abgedroschen. Ginzel wollte es unbedarft neu interpretieren, was mit dem Georgischen Kammerorchester aussichtsreich war und auch gelang. Die Leichtigkeit, Geschmeidigkeit und galant-tänzerische Beschwingtheit ging dabei Mozart nicht verloren. Ginzel wagte aber stärkere Kontraste, schon mal mit schrofferen Passagen und musikantischer Wucht. Das war an der Stelle durchaus sinnvoll, um die anschließende "Brahms Metamorphose II" im Programm nicht zum Fremdkörper zu machen. Der Kontrast zwischen dem freitonalen Thema Ginzels und den Brahms-Zitaten wie dem majestätischen Haydn-Thema (aus den Variationen von Brahms) stand so als Weiterentwicklung in einer logischen Folge. Wie der mitreißende Ungarische Tanz Nr. 5 von Brahms in einer temperamentvollen georgischen Version in der Zugabe.

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