Tutzing:Besondere Schätze für gute Freunde

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Anne Benzenberg gibt ihr Geschäft "Galerie am Rathaus" in Tutzing auf. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die "Galerie am Rathaus" in der Kirchenstraße schließt. Anne Benzenberg zieht in das frühere Lebensmittelgeschäft Eisele nach Garatshausen um.

Von Katja Sebald, Tutzing

Zum Abschied gab es in den vergangenen Wochen noch einmal eine kleine Konzertreihe, ganz zum Schluss bestückte der Maler Reiner Wagner den schönen Ausstellungsraum mit den lange versprochenen Bildern vom Starnberger See. Ende des Monats wird die Antiquitätenhändlerin Anne Benzenberg ihre "Galerie am Rathaus" schließen. Ans Aufhören aber denkt sie noch lange nicht: Die neuen, kleineren Räume in Garatshausen sind bereits renoviert und eingerichtet. Auch das eigentliche Möbellager in Wielenbach ist immer noch reich bestückt.

Anne Benzenberg lebt seit 1974 in Tutzing und handelt seit 40 Jahren mit Antiquitäten und Kunst. Für schöne alte Dinge interessierte sie sich bereits als Kind: "Bei uns zuhause war auf dem Speicher ein Biedermeier-Zimmer eingelagert", erinnert sie sich, "zu meinem zehnten Geburtstag habe ich mir diese Möbel für mein Kinderzimmer gewünscht." Später arbeitete sie als Hausdame in großen Hotels, fing aber auch dort bald an, sich um Renovierungen und Neugestaltungen von Räumen mit vorhandenen Antiquitäten zu kümmern. "Besonders reizvoll finde ich es, Neues mit Altem zu kombinieren", erzählt sie. Auch privat ist sie mit alten Erbstücken und modernen Möbeln eingerichtet. Und so wurde aus ihrer Leidenschaft nach und nach ein Beruf: "Ich habe irgendwann alte Möbel für Freunde besorgt, bald hatte ich ein Lager im Keller - und irgendwann musste ich den ersten Laden mieten."

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Vor mehr als 20 Jahren schließlich eröffnete Benzenberg die "Galerie am Rathaus" in der Kirchenstraße. Das typische Tutzinger Bürgerhaus aus den 1920er Jahren bot endlich den idealen Rahmen für ihre zahlreichen Fundstücke aus Haushaltsauflösungen und von Flohmärkten: Biedermeiermöbel und andere Antiquitäten, Spiegel, Gemälde, Porzellan und Silber. Im Erdgeschoss des Hauses, das einst für den Kunstschlosser Wolfgang Bodemann erbaut wurde, befand sich ursprünglich eine Eisenwarenhandlung, die eigentliche Schlosserwerkstatt war in einem Anbau untergebracht. In der ehemaligen Schlosserei war Platz für einen Flügel und kleine Konzerte, vor allem aber für Ausstellungen mit Bildern von verschiedenen zeitgenössischen Malern.

Öl auf Leinwand: In der letzten Ausstellung in der "Galerie am Rathaus" sind auch Bilder von Reiner Wagner zu sehen, hier die "Große Spiegelung Ambach". (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Der Starnberger See in seiner ganzen Pracht - ebenfalls in der Tutzinger Galerie zu sehen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Stillleben mit Wiesen, Bäumen, See und Bergen: Ein weiteres Werk des Malers Reiner Wagner mit dem Titel "Tutzing, Ilkahöhe". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Einer von ihnen ist Reiner Wagner aus Ambach: Im Lauf der Jahre hat Anne Benzenberg ihm fünf Ausstellungen ausgerichtet. Wagner, 1942 in Hildesheim geboren, studierte Anfang der 1960er Jahre an den Akademien in München und Berlin, zuletzt bei Heinz Trökes. Seit 1969 lebt er abwechselnd am Starnberger See und auf Korsika. Ausstellungen in der renommierten Münchner Galerie Günther Franke hatten ihn in den Siebzigerjahren als Landschaftsmaler weithin bekannt gemacht, seine Bilder waren - und sind immer noch - in ganz Deutschland zu sehen. Anne Benzenberg schätzt insbesondere diejenigen seiner Bilder, die Landschafts- und Lichtstimmungen am See zeigen. Etwa das oft gesehene Motiv der ziegelroten Dächer vom Ambach inmitten sattgrüner Wiesen und dunkler Bäume. Das baumbestandene Ostufer mit den langen Schatten in der Morgensonne. Ein dramatischer Wolkenhimmel über den flachen Hügeln des Westufers. Und schließlich im diesigen Morgenlicht der Blick nach Süden auf die violette Bergkulisse mit der silberblauen Zuspitze. Das aber sind zugleich die begehrtesten - und deshalb stets knappen - Bilder des Malers. Diesmal aber konnte Anne Benzenberg aus dem Vollen schöpfen: Man könnte meinen, Wagner habe ein halbes Jahr lang nur für sie gemalt, denn alle gezeigten Bilder sind neueren Datums.

Spiegel, Kerzenleuchter, Kristall und Deko: Alles muss raus, Anne Benzenberg zieht nach Garatshausen um. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Benzenberg schließt ihre Galerie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auch künftig wird sie einen ehemaligen Laden, das frühere Lebensmittelgeschäft Eisele in Garatshausen, bespielen, in dem ihre Tochter Sonja Conrads bis vor kurzem die "Galerie Starnberger See" betrieb. Das neue Geschäft bedeutet für Anne Benzenberg deutlich weniger Belastung, auch werden ihre beiden Töchter sie dort unterstützen. Aber gleichzeitig verbindet sie viele schöne Erinnerungen und interessante Begegnungen mit den Räumen in der Kirchenstraße. Ihre ersten Kunden waren Freunde, für die sie besondere Schätze aufgestöbert hat. Im Lauf der Jahre aber seien viele Kunden zuerst Stammkunden und schließlich gute Freunde geworden, erzählt sie. Zum Schluss bietet sie nun alten und natürlich auch neuen Kunden noch einmal besondere Schnäppchen und Sonderpreise auf das gesamte Sortiment an.

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