SZ-Adventskalender:Der Gewalt entkommen

Lesezeit: 3 Min.

Für die gemeinsame Wohnung wird unter anderem auch ein Kühlschrank benötigt. (Foto: Florian Peljak)

Eine Mutter und ihr Sohn haben harte Zeiten hinter sich. Jetzt wollen sie ihr Leben zu zweit in einer neuen Wohnung meistern, in der aber noch ein paar Einrichtungsgegenstände fehlen.

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Es sind schwere Zeiten, die hinter Katharina A. und ihrem neunjährigen Sohn Viktor (Namen geändert) liegen: Häusliche Gewalt, Eigenbedarfskündigung, Krankheiten, Schulden - wenn die von Grund auf fröhliche und optimistische Frau an die vergangenen Jahre zurückdenkt, dann wird sie ganz schwermütig.

Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Vor 23 Jahren kam Katharina A. gemeinsam mit ihrem Mann aus Osteuropa nach Deutschland, um hier ein besseres Leben aufzubauen. Ihr Partner, ein ausgebildeter Gastronom, war ein gefragter Mann und fand schnell eine feste Anstellung. Katharina A. hatte die Möglichkeit, als Verkäuferin Geld zu verdienen. Die Familie hatte es sich in einer Wohnung in einem kleinen Ort am Starnberger See gemütlich gemacht. Das gemeinsame Kind krönte das Glück des Paares. Doch schon bald begannen die Probleme.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Ihr Mann begann sie zu überwachen. "Er war krankhaft eifersüchtig", erinnert sich Katharina A. Die Situation eskalierte: Er beschimpfte sie und wurde auch gewalttätig. Der kleine Sohn war nur allzu oft Zeuge der heftigen Ausfälle. Das hatte Auswirkungen auf die Psyche des Kindes: Im Kindergarten fiel Viktor durch aggressives Verhalten auf, konnte sich nicht konzentrieren und war häufig verstört. Schließlich wurde bei ihm ADHS diagnostiziert. Katharina A. hätte ihr Kind gerne in Therapie gegeben, doch der Vater blockierte dies und verweigerte seine Zustimmung.

Die häusliche Gewalt ging weiter, die Polizei musste kommen

Dann der nächste Schicksalsschlag: Der Vater erlitt eine schwere Krankheit, es folgten mehrere Krankenhausaufenthalte. Und für den Buben, der an seinem Vater hängt, war das eine weitere Belastung - in dieser Situation brachte es Katharina A. nicht übers Herz, sich von ihrem Mann zu trennen. Doch die häusliche Gewalt ging weiter. Die Polizei musste kommen. Der Mann musste die Wohnung verlassen und bekam ein Kontaktverbot. "Die letzten Jahre waren der Horror", berichtet Katharina A. Irgendwann zog sie einen Schlussstrich und reichte die Scheidung ein. Seit drei Jahren hat sie nun auch das volle Sorgerecht für Viktor.

Eigentlich hätte jetzt alles besser werden können, aber dann erhielt die kleine Familie eine Eigenbedarfskündigung. Sorgen und schlaflose Nächte folgten. Die Wohnungssuche gestaltete sich äußerst schwierig: Niemand wollte einer alleinerziehenden Mutter mit einem schwierigen Kind ein neues Zuhause geben. Doch sie hatte Glück. Über eine Freundin fand sie eine Vermieterin, die Verständnis für ihre Situation hatte. Seit ein paar Wochen leben die beiden nun in einer Zweizimmerwohnung. Auch für Viktor gibt es neue Perspektiven: Er war ein halbes Jahr lang in einer Tagesklinik, in der eine passende Therapie für ihn gefunden wurde. Seit ein paar Wochen ist er wieder zu Hause. "Es ist schon viel besser geworden", freut sich seine Mutter.

Durch den Umzug besucht Viktor eine neue Grundschule, an der er bereits Freunde gefunden hat. Nachmittags geht er in eine heilpädagogische Tagesstätte, wo er auch seine Therapien wahrnimmt. Katharina A. möchte nun endlich wieder auf eigenen Beinen stehen. Sie möchte ihre Computerkenntnisse auffrischen und hat vom Jobcenter eine Fortbildung angeboten bekommen. Vielleicht kann sie bald in einem Büro arbeiten und einer geregelten Arbeit nachgehen, um vom Bürgergeld wegzukommen und ihre Schulden abzutragen.

Die Wohnung ist nur mit dem Nötigsten ausgestattet

Der Umzug war teuer, kurzzeitig musste sie zwei Wohnungen parallel bezahlen, was zu weiteren Schulden geführt hat. Die Schuldner- und Insolvenzberatung am Starnberger Landratsamt kümmert sich um eine geordnete Rückzahlung. Die Wohnung aber ist deswegen nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Katharina A. würde sich daher über einen Zuschuss für Einrichtungsgegenstände freuen. Ein Teppich wäre schön, Lampen, Vorhänge und ein Kühlschrank. Und dann wäre da noch ein Herzenswunsch: Wieder einmal mit ihrem Sohn unbeschwerte Tage im Urlaub verbringen, vielleicht an einem Ort mit Strand oder Schwimmbad, vielleicht sogar mit Kinderbetreuung. Denn Katharina A. muss ihren Alltag ganz alleine bewältigen. Viktors Großeltern sind bereits gestorben und als Einzelkind hat Katharina A. keine Verwandten, die ihr mal das Kind abnehmen könnten. Eine Spende an den Adventskalender könnte der kleinen Familie helfen, den Neuanfang zu erleichtern.

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMMXXX

www.sz-adventskalender.de , www.facebook.com/szadventskalender

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusInterview mit Wigald Boning
:"Man muss nicht in die Karibik, Füssen ist die bessere Lösung"

Der Comedian Wigald Boning schwimmt seit knapp 500 Tagen täglich im Freien und hat darüber ein Buch geschrieben. Ein Gespräch über deutsche Wasser-Oasen, falschen Ehrgeiz und eine besondere Community.

Interview von Carolin Fries

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: