Tierschutz:Wenn Welpen leiden

Lesezeit: 2 min

Hier fühlen sich die drei Welpen wieder pudelwohl: Lia, Ennox und Jounges in der Quarantänestation des Starnberger Tierheims. (Foto: Nila Thiel)

Das Starnberger Tierheim und das Veterinäramt warnen vor vermeintlichen Schnäppchen und illegalem Handel mit kranken und nicht geimpften Hundebabys.

Von Christian Deussing, Starnberg

Süße Hundebabys zu einem verlockenden Preis - für manch einen ist der Kauf sicher verlockend, besonders in der Zeit vor Weihnachten. Doch das vermeintliche Schnäppchen kann in einem Fiasko enden. Im Oktober etwa waren drei erst wenige Wochen alte Welpen-Mischlinge mit gefälschten Papieren vermutlich aus Ungarn in einem Kofferraum ins Fünfseenland verfrachtet worden.

Der Käufer suchte danach einen Tierarzt auf - und der wurde misstrauisch. Denn die drei Bichon-Malteser waren noch viel zu jung, um gegen Tollwut geimpft zu sein. Die abgemagerten Welpen, die auch unter Durchfall litten, landeten in der Veterinärstation des Starnberger Tierheims, wo sie mit Muttermilch und hochwertigem Futter noch immer versorgt werden müssen. Für den betrogenen Tierhalter war der Kauf ein böser Reinfall, der im Nachhinein teuer werden dürfte.

Angesichts dieses Beispiels appellieren das Veterinäramt und das Tierheim: "Stopp dem illegalen Welpenhandel." Derartige Geschäfte seien verboten, zumal die Tiere "auch enorm unter den schlechten Aufzucht- und Transportbedingungen leiden", erklärt Susanne Stöckl, Leiterin des Veterinäramtes. Zudem könne nun für die drei Jungtiere leicht ein fünfstelliger Betrag zusammenkommen für Rechnungen von insgesamt mehr als 10 000 Euro.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

"Der vermeintlich günstige Kauf geht nicht auf", mahnt auch der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU). Im Idealfall sollte man sich vor dem Erwerb eines Tieres ausführlich informieren und "auf gar keinen Fall im Internet oder über Social-Media-Kanäle" Tiere kaufen.

In einem Aufruf des Landratsamtes zum Thema wird darauf verwiesen, dass das genannte Beispiel kein Einzelfall an bayerischen Veterinärämtern ist. Bei der Einfuhr von Tieren gelten hohe Anforderungen, bei denen es auch um den gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung geht.

Tierheim-Leiterin Tanja Wieber freut sich, dass die Bichon-Malteser wieder stabil sind. (Foto: Nila Thiel)

Daher wird dringend davon abgeraten, junge Tiere ohne ausreichenden Impfschutz vor Tollwut aus dem Ausland zu Hause aufzunehmen. Vielmehr sei es wichtig, sich vorher intensiv mit der Tierart, deren Herkunft und Ansprüchen an die Haltung sowie mit den laufenden Kosten zu befassen. Die Kreisbehörde rät dazu, einen Welpen aus lokaler Zucht oder aus dem Tierheim zu erwerben. Hilfreich ist zudem, die Seriosität des Züchters zu prüfen und darauf zu achten, dass beim ersten Besuch auch das Muttertier anwesend ist.

Überdies müssen die Tiere gesund sein, dem angegebenen Alter entsprechen, und das hygienische Umfeld muss stimmen. Würden etwa Hunde im Kofferraum, auf Parkplätzen oder frei Haus angeboten, sollten mögliche neue Besitzer gewarnt sein. Es sei dann ratsam, dies dem Veterinäramt oder der Polizei melden, heißt es im Appell.

Die drei Welpen aus dem Kofferraum sind jetzt über den Berg

Der Zustand der drei "Kofferraum-Hunde" war seinerzeit erbärmlich. "Es handelte sich um arme Geschöpfe", berichtet Tanja Wieber, Leiterin des Starnberger Tierheims. Das aufgepäppelte Mischlings-Trio aus Ungarn heißt jetzt Lia, Ennox und Jounges. Die Welpen seien mittlerweile über den Berg, sagt Wieber. In dieser Woche sollen die drei jungen Hunde ihre Impfung gegen Tollwut erhalten. Dies ist endlich möglich.

Sucht ein neues Zuhause - aber erst nach Weihnachten: Einer der drei "Schleuserwelpen" aus Ungarn. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Laut Wieber warten derzeit unter anderem 20 Hunde, rund 30 Katzen und 19 Kleintiere im Tierheim auf ein neues Zuhause. Allerdings gibt es derzeit einen Vermittlungsstopp, damit kein Tier nicht doch noch spontan unter dem Christbaum landet.

Weitere Informationen und ein Merkblatt, worauf beim Welpenkauf zu achten ist, gibt es unter www.bmel.de/welpenhandel.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusArchitektur
:"Eine Stadt besteht nicht nur aus Häusern, sie lebt von den Räumen dazwischen"

Die Architekten Marco Goetz und Walter Waldrauch möchten den Bahnhof See in Starnberg aufwerten. Grund für ein Gespräch über bürgerschaftliches Engagement, die Bedeutung des Denkmalschutzes und die Frage: Was macht eine Stadt eigentlich lebenswert?

Interview von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: