SZ-Adventskalender:Geld für Hosen und Stiefel

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Seit sich Lisa F. allein um ihre drei kranken Kinder kümmert, fehlt es der Familie am Nötigsten. Das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung hilft.

Von Carolin Fries, Starnberg

Lisa F. (alle Namen geändert) funktioniert nur noch, wie sie selbst sagt. Seit eineinhalb Jahren ist die 45-Jährige alleinerziehend, der Vater nimmt die drei Kinder nur alle zwei Wochen für 24 Stunden zu sich. Kinder wohlgemerkt, die eine besondere Betreuung brauchen. Die 13 Jahre alte Mia ist aufgrund eines Gendefekts ein Pflegefall, ihr jüngerer Bruder Paul, 11, hat ADHS, der neunjährige Luis ist schwerhörig. "Für zwei Elternteile ist das schon eine große Aufgabe", sagt Barbara Schachtschneider von der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM), die die Familie betreut. "Ein Elternteil alleine ist verloren."

Zunächst hat die Mutter versucht, nach der Trennung weiterhin als Krankenschwester in Teilzeit zu arbeiten. Kaum wurde Mia morgens vom Fahrdienst zur Förderschule abgeholt, machte sie sich auf den Weg nach München in die Klinik. Doch schon bald merkte sie, dass sie damit die Kinder überforderte - und auch sich selbst. Sie wechselte in eine Praxis in der Nähe, reduzierte die Stundenzahl. Zu viel Zeit verbrachte sie freilich immer noch in der Arbeit, weshalb Mia seit September stationär in einer Einrichtung lebt und nur noch alle zwei Wochen übers Wochenende nach Hause kommt. Erst der Vater weg, dann die große Schwester - den beiden jüngeren Kindern Paul und Luis fehlen die Familienmitglieder besonders. Aber auch Mutter Lisa leidet. Sie telefoniert regelmäßig mit der Einrichtung, wenn die Sehnsucht zu groß ist, besucht sie Mia, obwohl sie dafür zwei Stunden mit dem Auto braucht.

Den Familienalltag hat die Mutter inzwischen gut organisiert, doch die finanzielle Situation bleibt angespannt. So zahlt der Vater für die Kinder zwar Unterhalt, doch auch mit Kindergeld und ihrem Lohn reicht das Geld in Summe nicht, um die monatliche Warmmiete von 2200 Euro zu bezahlen, geschweige denn die laufenden Kosten von Telefon über Auto bis zu Lebensmitteln. Teurere Hobbys wie etwa das geliebte Reiten hat Lisa F. ihren Kindern bereits gestrichen. In wenigen Wochen ziehen sie in eine kleinere Wohnung in einem anderen Ort im Landkreis. "Es geht nicht anders", sagt Lisa F.. Dass sie damit Paul und Luis auch noch das gewohnte Umfeld und die Freunde nimmt und damit zusätzlich belastet, zerreißt ihr fast das Herz. Doch das Gesparte ist längst aufgebraucht, jeden Monat macht Lisa F. in der Haushaltsführung ein dickes Minus. Sie spart, wo es geht, dennoch fehlt es überall: Mia gehen die Hosen aus, die Buben haben keine warmen Schuhe für den Winter. Im Moment gehen die Kinder mit Turnschuhen in die Schule. Für Mia wünscht sich Lisa F. außerdem eine Therapiedecke. Und für sich selbst? "Ich bin glücklich, wenn die Kinder glücklich sind", sagt sie. Das heißt: Ein Thermomix würde ihr helfen, schnell Mahlzeiten für die Kinder zubereiten zu können - vor allem für Mia, die Nahrung nur passiert zu sich nimmt.

Lisa F. weiß, dass sie für ihre Kinder noch lange funktionieren muss. Ohne einen freien Abend, ein kinderfreies Wochenende oder mal Urlaub zwischendurch. Manchmal hat sie dann Angst, dass ihr die Kraft ausgehen könnte.

© SZ vom 03.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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