Starnberg:Wenn aus Fremden Freunde werden

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Bei der Buchpräsentation dabei sind der ehemalige Starnberger Rathauschef und Partnerschaftsbegründer Heribert Thallmair, Margrit Perrier aus Frankreich, Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger, Archivar Christoph Aschermann, Vereinsvorsitzende Angelika Galata, Stadtarchivar Christian Fries, Delegationsmitglied Arnaud Salmon sowie Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik. (Foto: Georgine Treybal)

Die Verbindung der Kreisstadt zum bretonischen Dinard besteht nun seit 45 Jahren. Zum Jubiläum widmet sich der zwölfte Band der Stadtgeschichte nun dieser anekdotenreichen Beziehung.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Essen verbindet, zumal wenn man in Dinard, der bretonischen Partnerstadt von Starnberg, mit dem Besten verwöhnt wird, was Frankreich zu bieten hat. Wenn der deutsche Gast dort Austern, Hummer oder Meeresspinnen serviert bekommt, denkt er unweigerlich, dass der Erfinder des Spruchs "Leben wie Gott in Frankreich" das Städtchen an der Smaragdküste vor Augen hatte. Umgekehrt verachtet der verwöhnte bretonische Gaumen auch nicht die bayerische Küche. Als der frühere "Undosa"-Wirt Siegfried Hirt im Jahr 1981 zusammen mit Gastronomen, Metzgern und Bäckern aus der Kreisstadt im Casino von Dinard ein 60 Meter langes bayerisches Buffet auffahren ließ, war sogar der damalige bretonische Gastronomie-Papst M. Tirel voll des Lobes. Doch noch mehr als gutes Essen und unermüdliches Engagement der beiden Vereine "Amis de Starnberg" sowie "Freunde von Dinard", sind es die persönlichen Freundschaften, die die Städtepartnerschaft seit nunmehr 45 Jahren am Leben erhalten.

Und diese sind durch gegenseitige Delegationsbesuche, Schüleraustausch, der Zusammenarbeit der Feuerwehren oder von Kunst-, Kultur- und Sportvereinen entstanden. Es gab nicht nur die Radler, die die knapp 1300 Kilometer lange Strecke mit ihrem Fahrrad zurücklegten, auch ein Chorprojekt lief höchst erfolgreich und die Französische Woche auf dem Starnberger Kirchplatz ist seit Jahrzehnten Kult. Pünktlich zum Besuch der Delegation aus Dinard anlässlich des 45-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft wurde am Freitag der zwölfte Band der Starnberger Stadtgeschichte mit dem Titel "Es lebe unsere gemeinsame Freundschaft! Vive notre amitié" vorgestellt. Im Beisein der Gäste aus Dinard, des Starnberger Bürgermeisters Patrick Janik sowie seiner Amtsvorgänger Heribert Thallmair und Ferdinand Pfaffinger und zahlreicher Vereinsmitglieder wurde auf das wahrlich gewichtige, 453 Seiten starke Werk im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg mit Sekt angestoßen.

"Ohne unsere Bürgerinnen und Bürger wäre unsere Städtepartnerschaft nicht das, was sie heute ist", sagte der Mitbegründer der Städtepartnerschaft, Heribert Thallmair, der die Partnerschaftsurkunde 1977 als damaliger Starnberger Rathauschef zusammen mit dem Dinarder Bürgermeister Yvon Bourges unterschrieb. "Es lebe Starnberg - Dinard, es lebe die deutsch-französische Freundschaft, aber es lebe auch ein vereintes Europa." Ebenso wie seine Vorgänger, ist auch Bürgermeister Janik der Städtepartnerschaft sehr verbunden, schließlich nahm er schon 1991 am Schüleraustausch teil. "Aus Fremden wurden Freunde", erklärte Janick in seiner Rede, die er auch in Französisch hielt.

Dabei war die Freundschaft zu Beginn der Partnerschaft nicht selbstverständlich. Als der Stadtrat von Dinard eine Straße nach der Partnerstadt "Rue de Starnberg" benannte, waren bei den offiziellen Feierlichkeiten zur Namensgebung an jedem zweiten Haus über den geschlossenen Fensterläden schwarze Fahnen zu sehen, schreibt Thallmair im Buch. Doch diese Feindseligkeiten und Ressentiments gehören schon lange der Vergangenheit an. Beim Besuch der Starnberger in Dinard im Jahr 2009 bewiesen zwei Delegationsteilnehmer, dass sie die Freundschaft mit den Franzosen notfalls sogar mit Fäusten verteidigen würden. Damals wurde der Bus beim Zwischenstopp in Paris von zwei Jugendlichen überfallen. Dass die Ganoven nicht nur die Kasse des Busfahrers, sondern auch die Gastgeschenke für die Franzosen mitgehen lassen wollten, löste eine so große Empörung bei den beiden Vereinsmitgliedern im besten Rentenalter aus, dass sie sich den Dieben mutig entgegenstellten. Diese ließen sich von den bajuwarischen Fäusten derart einschüchtern, dass sie schnellstens das Weite suchten.

Das Buch entstand unter der Federführung der Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins "Freunde von Dinard", Angelika Galata, sowie des Starnberger Stadtarchivs. Galata und ihre Dinarder Amtskollegin Margit Perrier, sowie viele ehemalige Lehrer und Freunde haben Texte gesammelt, Fotos zusammengesucht und gesichtet, Korrekturen gelesen und Verbesserungen angeregt. Herausgekommen ist ein in mühevoller Kleinarbeit zusammengestelltes, aufwendig gemachtes Buch voller Sachkenntnis, das einen Überblick über alle Aktivitäten der vergangenen 45 Jahre gibt. Jetzt wünscht sich Galata, dass es auch in Zukunft noch viel Stoff geben wird, um vielleicht einen Folgeband zu schreiben.

Das Buch ist im Kulturverlag der Stadt Starnberg erschienen und ist für 29,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

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