Radfahren in Starnberg:Tempo 30, Garage, Schilder: Wie Starnberg fahrradfreundlicher werden soll

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Der Ausschuss der Kreisstadt bringt ein 52 000 Euro-Paket auf den Weg. Auf schnelle Umsetzung dürfen Radfahrer allerdings nicht hoffen - genau wie auf tiefgreifende Veränderungen.

Von Peter Haacke, Starnberg

Jahrzehntelang ist die Fahrradinfrastruktur in Starnberg zugunsten einer autogerechten Stadt vernachlässigt worden, eine Radltour durch die Stadt kann sich durchaus abenteuerlich gestalten. Doch nun soll einiges nachgeholt werden. Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität hat ein 52000-Euro-Antragspaket beschlossen, das im Jahr 2023 umgesetzt werden soll. Geplant sind Fahrradschutzstreifen und -straßen, Tempo-30-Abschnitte, eine Radlgarage am Bahnhof und eine bessere Beschilderung - allerdings unter Vorbehalt: Die radfreundliche Gestaltung ist abhängig von der Absegnung des Stadtrats, den personellen Kapazitäten der Stadtverwaltung und der Finanzlage.

Ein Arbeitskreis - bestehend aus Mitarbeitern der Verwaltung, des Starnberger Nachhaltigkeits-AKs "Stagenda" und dem ADFC - unterbreitete dem vorberatenden Ausschuss seine Vorschläge. Doch nicht alle Ideen trafen auf ungeteilte Gegenliebe. Insbesondere eine Gehwegverbreiterung der Himbselstraße für 245 000 Euro oder eine angedachte Umwidmung der Ferdinand-Maria-Straße zur Fahrradstraße erregte den Unmut von Charlotte Meyer-Bülow. Die CSU-Ortsvorsitzende bezweifelte mit Blick auf die BMS-Fraktion, die einen üppigen Wunschzettel eingereicht hatte, den "Realitätssinn einiger Anträge" angesichts der klammen städtischen Finanzen. "Ist es zwingend notwendig, das dies alles gemacht wird?", fragte sie.

Die Haushaltskasse gibt kaum Spielraum her

Radfahren ist schwer angesagt in der Kreisstadt. Politische Gruppierungen wie das Bündnis Mitte Starnberg buhlen schon länger um die Gunst der Radfahrer-Lobby. Doch die Kreisstadt ist knapp bei Kasse und damit auch der Spielraum für radlfreundliche Investitionen begrenzt. Doch immerhin: Nach dem Willen des Ausschusses soll auf der Riedeselstraße zwischen der Bushaltestelle Wankstraße und Hadorfer Straße ein Fahrradschutzstreifen entstehen. Voraussichtliche Kosten: rund 20 000 Euro. Für die Himbselstraße ist anstelle der teuren Gehwegverbreiterung ein einseitiger Schutzstreifen nebst Einbahnstraßenregelung angedacht (8000 Euro).

Auf Antrag von Matthias Frühauf (CSU) sollen an der Berger Straße ebenfalls Aufstellflächen und Schutzstreifen entstehen. Ob in der Buchhofstraße künftig Tempo 30 gelten könnte, liegt im Ermessen des Landratsamtes. Für Unterhalt und Überprüfung der Beschilderung des Radroutennetzes wurden 12 000 Euro veranschlagt. Noch in diesem Herbst sollen die Bereiche Von-der-Tann-/Mühlbergstraße sowie Uhde-/Percha- und Josef-Jägerhuber-Straße als Fahrradzonen markiert werden.

Als "illusorisch" bezeichnete Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU) einen Schutzstreifen entlang der Possenhofener Straße im Bereich zwischen Oberer und Unterer Seeweg ("Wird es nicht geben"). Und auch Tempo 30 zwischen Starnberg und Söcking - Söckinger bis Andechser Straße - ist unwahrscheinlich: Eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung des gesamten Straßenzuges ist aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht möglich. In der Beschlussvorlage heißt es, dass laut Gutachten die Lärmschutzwerte keine Anordnung von Tempo 30 rechtfertigen. Im nächsten Jahr soll nun geprüft werden, ob Tempo 30 wenigstens in bestimmten Abschnitten möglich wäre. Alles andere bleibt eine Frage des Geldes: Die Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 beginnen demnächst, und wie im Vorjahr wird jeder einzelne Posten kritisch geprüft.

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