Prozess um Attacke vor Münchner Club:"Als ich ihn dann als Psychopathen bezeichnete, rastete er völlig aus"

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Ein Kfz-Meister wehrte sich vor dem Starnberger Amtsgericht gegen einen Strafbefehl. (Foto: Georgine Treybal)

Ein 22-Jähriger soll seine Ex-Freundin niedergeschlagen und dann weiter auf ihren Kopf eingeprügelt haben. Die Gewalttat wird gefilmt und ins Netz gestellt - daraufhin bekommt der mutmaßliche Täter Besuch von einer Gruppe mit Softairwaffe.

Von Christian Deussing, Starnberg

Bereits beim ersten Faustschlag war seine zierliche Ex-Freundin nach einem Streit vor einem Münchner Club im Mai vergangenen Jahres zu Boden gegangen. Trotzdem drosch der junge Mann weiter auf den Kopf der 18-Jährigen ein, laut Anklage mindestens 15 Mal. Eine Freundin hatte die Szene in der Nacht mit dem Handy gefilmt. Das Video kursierte in den sozialen Medien. Zudem wurde die Adresse des Täters ins Internet gestellt; von wem, ist unklar. Nun musste sich der heute 22 Jahre alte Mann, der am Starnberger See wohnt, wegen vorsätzlicher Körperverletzung vor dem Jugendschöffengericht in Starnberg verantworten.

"Ich war alkoholisiert, nicht Herr meiner Sinne und habe mich komplett falsch verhalten", erklärte der Angeklagte im Prozess, in dem das Video mit den Attacken gezeigt wurde. Er habe damals mit Freunden in dem Club gefeiert und sei zufällig auf seine frühere Freundin getroffen. Sie habe ihm Vorwürfe gemacht, ihn beleidigt und ihm einen Drink ins Gesicht geschüttet, sagte er. Dann sei er von der Security aus dem Club geworfen worden; den Grund dafür nannte der Angeklagte nicht.

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In der Verhandlung sagte das Opfer, sie sei von ihrem Ex-Freund als "Schlampe" tituliert worden und habe von ihm "eine geschmiert" bekommen. Daraufhin habe sie dem Angeklagten ihr Getränk ins Gesicht geschüttet. Den Ermittlungen zufolge hatte der einstige Freund die 18-Jährige und ihre Begleiterin später vor deren Auto abgepasst. Dort habe er sie erneut beleidigt, berichtete das Opfer. "Als ich ihn dann als Psychopathen bezeichnete, rastete er völlig aus und schlug auf mich ein", erzählte die Penzbergerin mit brüchiger Stimme.

Bei dem Angriff erlitt die junge Frau laut Klinik-Attest unter anderem ein Schädelhirntrauma, eine Gesichtsprellung und eine Platzwunde an der Oberlippe. Seit dieser Attacke leide sie unter psychischen Problemen, und es falle ihr schwer, Männern zu vertrauen. Der ehemalige Partner habe ihr schon vor der Trennung einmal ins Gesicht geschlagen, er sei wegen Kleinigkeiten schnell ausgerastet, erinnerte sich die heute 19-Jährige.

Sechs junge Leute suchten den Schläger zu Hause auf, um ihn einzuschüchtern

Etwa drei Monate nach dem Vorfall erhielt die Penzbergerin einen maschinell geschriebenen Entschuldigungsbrief von ihrem Peiniger. Später zahlte er ihr 4000 Euro Schmerzensgeld. Womöglich auch deshalb, weil ihn neun Tage nach seiner Tat sechs junge Leute zu Hause aufgesucht hatten. Sie hatten das Video im Netz gesehen, in dem auch die Adresse des Täters mitgeteilt wurde. "Wir wollten ihn nicht bedrohen, sondern nur Angst machen", sagte ein Zeuge aus jener Gruppe vor Gericht. Er hatte eine Softairwaffe gezogen, beteuerte aber, das erst getan zu haben, als der Angeklagte mit einer Axt in der Hand der Gruppe gedroht habe.

Der 22-Jährige ist einschlägig vorbestraft. Schon vor der Tat hatte er eine andere Freundin im Streit beleidigt, an den Haaren aus ihrem Auto gezogen und sie geschlagen. Dafür erhielt er eine neunmonatige Jugendstrafe auf Bewährung. In diesem Prozess muss sich der Angeklagte zudem wegen einer riskanten Fahrt mit Tempoverstößen auf der Garmischer Autobahn verantworten. Kurz danach soll er zwei Polizisten auf einem Parkplatz tätlich angegriffen haben. Der Prozess dauert an.

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