Mobilfunk:Netz ja, Mast nein

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Hässlich, aber leider notwendig: Mobilfunkmasten wie dieses Exemplar in der Uckermark erhitzen gerne mal die Gemüter. (Foto: Hubert Wetzel/imago)

Mit Mobilfunkmasten ist es ein bisschen wie mit Windrädern: So gut wie jeder will gutes Netz und grünen Strom. Aber so ein Monstrum vor der Haustür? Das sorgt schon mal für Diskussionen. In Percha muss die Politik demnächst über einen Standort entscheiden.

Von Linus Freymark, Starnberg

Was haben Mobilfunkmasten und Windräder gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch bei Debatten um Standorte für Funkmasten und Windräder gibt es eine Gemeinsamkeit: So gut wie jeder ist großer Befürworter des Endprodukts, kaum einer will heutzutage auf ein gutes Netz oder ökologischen Strom verzichten. Wenn es aber darum geht, wo die Dinger aufgestellt werden sollen, ist der erste Reflex oft: Bitte nicht vor meiner Haustür!

Dafür gibt es gute Gründe. Die Auswirkungen der Handystrahlung auf die menschliche Gesundheit werden noch immer erforscht, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sie im Jahr 2011 sogar als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Rotoren von Windrädern dagegen werfen störende Schatten, zuweilen klagen Anwohner über Lärmbelästigungen. Und dann ist da noch das Orts- und Landschaftsbild, das durch monströse Masten nicht gerade schöner wird. Aber wo kein Windrad, da kein grüner Strom. Und wo kein Funkmast, da kein stabiles Netz. Weil der mobile Datenverkehr jährlich um 20 bis 40 Prozent zunimmt, braucht man für guten Empfang eben immer mehr Masten.

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Vor diesem Problem steht man derzeit im Starnberger Ortsteil Percha: Sowohl Telekom als auch Telefonica haben dort vor einiger Zeit Bedarf für einen Funkmasten angemeldet. Bei der Standortauswahl haben die Telekommunikationsunternehmen vor allem eines im Blick: maximalen Ertrag bei minimalen Kosten. Die Stadt hat dabei ein Mitspracherecht: Sie kann unter Berücksichtigung des Orts- und Landschaftsbildes Einfluss darauf nehmen, wo der Mast aufgestellt werden soll. Im Idealfall läuft das - wie nun in Percha - so ab, dass sich die Stadt Diplom-Ingenieur Hans Ulrich als externen Gutachter ins Haus holt und dann gemeinsam mit den Mobilfunkunternehmen einen Standort bestimmt, der sowohl die Belange der Firmen als auch die Interessen der Stadt berücksichtigt.

Der Datenverkehr im deutschen Mobilfunknetz ist auf mehr als sechs Milliarden Gigabyte gestiegen

Dass der Bedarf da ist, steht für Ulrich außer Frage. Der Datenverkehr im Mobilfunknetz in Deutschland sei seit 2009 von 0,03 Milliarden Gigabyte auf mehr als sechs Milliarden gestiegen, rechnete der Experte am Donnerstag im Umweltausschuss des Stadtrats vor. Um das abzufangen, brauche man "Verdichtungsstationen", erklärte er, "und Percha ist so ein klassischer Fall". Das liegt unter anderem an der Nähe zur Autobahn. Eine Vorgabe der Bundesnetzagentur sieht vor, Autobahnen, Staats-, Land- und Bundesstraßen sowie Bahnstrecken "in verschiedenen Abstufungen mit mobilem Breitband zu versorgen".

In Percha gibt es dabei aber ein Problem: Die Bewerber haben unterschiedliche Präferenzen. Telefonica würde den Masten für eine optimale Abdeckung gern am Sportplatz installieren, die Telekom hingegen bevorzugt den Klosterberg südlich der Buchhofstraße. Auch bei der Masthöhe am Sportplatz gibt es Unterschiede: Die Telefonica veranschlagt eine Mindesthöhe von 30 Metern, die Telekom bräuchte gar 40 Meter; am Klosterberg hingegen würden wohl nur 25 Meter reichen. Das wäre mit Blick auf das Landschaftsbild deutlich weniger störend als am Sportplatz. Die Verwaltung präferierte auch deshalb den Klosterberg als Standort.

Der Umweltausschuss stellte das Thema nun erstmal zurück: Die Verwaltung soll Fotomontagen erstellen, erst danach will man sich entscheiden. Bis dahin dürfte das Thema auch anderswo aufploppen, mancherorts gründen sich - wie in Münsing - Bürgerinitiativen, um Standorte zu verhindern. Vor zwölf Jahren hatte ein geplanter Funkmast am Alersberg in Söcking einen anhaltenden Sturm der Entrüstung entfacht. Nur eines ist klar: Der Bedarf an einem lückenlosen Funknetz wird zunehmen. Die Skepsis aber dürfte bleiben.

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