Feinkost in Starnberg:Alles Käse

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Flugbegleiterin Sherry Vicario-Abeltshauser hat die Corona-Krise für einen Neustart genutzt und am Starnberger See die "Cheese Boutique" eröffnet. Wie sich Gouda und Brie shoppen lassen.

Von Carolin Fries, Starnberg

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sherry Vicario-Abeltshauser hat sich mit dem eigenen Geschäft einen Traum erfüllt.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es gibt außerdem in der Käseboutique auch Schokolade.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Wilde Hilde" ist nur eine der vielen Sorten, die man bei der 28-Jährigen erstehen kann.

Für Sherry Vicario-Abeltshauser muss ein Käse vor allem cremig sein. Und bloß nicht zu intensiv. "Deshalb mag ich am liebsten Gouda", sagt die 28-Jährige. Als sie vor zwei Jahren aus den Niederlanden nach München zog, fand sie zwar in jeder Kühltheke Gouda - doch keiner war so, wie sie ihn kannte und liebte. Auch darum hat die Flugbegleiterin vor wenigen Wochen in Starnberg ein Käsegeschäft eröffnet: um immer guten Käse vorrätig zu haben. Doch auch beruflich wollte sich die junge Frau neu ausrichten. "Mit dem Fliegen wäre es ohnehin schwierig geworden in der Corona-Krise", sagt sie.

"Wenn man in Holland aufwächst, ist immer Käse da", sagt Vicario-Abeltshauser und ergänzt: "Das ist kein Klischee." In Deutschland indes würde Käse vernachlässigt und vor allem: nicht angemessen präsentiert, eher im "Tante-Emma-Ambiente". Das Geschäft der jungen Unternehmerin am Bahnhofsplatz direkt gegenüber des Sees heißt auch deshalb "Cheese Boutique". Soll heißen: Auch Käse kann man shoppen. Der Geschäftsraum ist hell und in Creme- und Brauntönen gestaltet. Wie beim Juwelier der Schmuck liegen die angeschnittenen Käselaibe ansprechend in großen, verglasten Vitrinen auf Augenhöhe. Von der Decke hängen dekorativ ein paar Weingläser, in der Mitte steht ein runder Präsentationstisch, an dem auch verkostet wird. Darauf lagert aktuell ein Laib 24 Monate gereifter Büffelparmesan ebenso wie Vicario-Abeltshausers geliebter "Cheese Boutique"-Gouda aus Friesland, ebenfalls in etwa acht Kilogramm schwerer runder Form. "Den produzierenden Bauernhof kenne ich gut", erzählt sie. Niemand mache den Gouda besser, schwärmt sie. Überhaupt hat sie eine Vorliebe für die heimischen Sorten. Aus den Niederlanden lässt sie sich knapp 15 der momentan 25 Sorten im Angebot liefern. Den Gouda gibt es in diversen Variationen, alt und jung oder mit verschiedenen Kräutern verfeinert. Der Rest des Sortiments kommt aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz. "Ich will lieber weniger anbieten, dafür beste Qualität." Die delikate Feinkost-Auswahl hat freilich ihren Preis und liegt deutlich über dem Supermarkt-Niveau. Dafür gibt es Käse, der "gewöhnlich nicht im Kühlregal zu finden ist".

25 Käsesorten gibt es in der "Cheese Boutique". (Foto: Franz Xaver Fuchs)

So gibt es neben den Klassikern wie Gruyère, Emmentaler und Brie de Meaux etwa einen Espressokäse mit Kaffeenote, leicht angesüßten Karamellkäse aus Kuh- und Ziegenmilch und - als Eigenkreation - Blue Stilton mit Pfirsichlikör getränkt. "Klassisch mit Portwein habe ich ihn natürlich auch." Besonders beliebt bei den Kunden sei bislang der Blauschimmel-Käse "Blue d'auvergne" sowie der würzig-salzige Amelander, "in den kommt nur Milch von Kühen, die auf Ameland weiden", so Vicario-Abeltshauser. Selbstverständlich lagern auch Spezialitäten aus Ziegen- und Schafsmilch in einer Vitrine - wenngleich diese ganz und gar nicht den Geschmack der Inhaberin treffen. "Auch wenn ein Käse stark riecht" - Vicario-Abeltshauser rümpft die Nase - "das ist nicht meins". Wenn es um diese Sorten ginge, übernähmen schon mal ihre Mutter oder ihr Mann Andreas Abeltshauser die Beratung. "Er liebt Stinkerkäse und will am liebsten Limburger ins Sortiment aufnehmen", verrät seine Frau.

Der Käse lagert in den Vitrinen bei einer Temperatur zwischen fünf und sechs Grad, "bei unter vier Grad trocknet er aus und wird hart", sagt die Fachfrau. Im Geschäft gibt es ihn derzeit nur am Stück, auch für Raclette oder Fondue. Vicario-Abeltshauser bietet außerdem Käseplatten an, auf Bestellung kreiert sie zudem Käsetorten. Neben einer kleinen Auswahl an Wein bietet sie in ihrer Boutique zum Käse Feigen- und Quittenmarmelade an sowie Früchte- und Walnussbrot, das Bekannte in Malaga herstellen. Käse vertrage sich nämlich nicht nur mit Salzigem, sondern auch mit Süßem. Auf ihre Käseplatte käme deshalb auch immer Schokolade, am liebsten ein Stück mit Nüssen und Früchten.

© SZ vom 29.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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