Atmungsaktiv und wiederverwertbar:Wohnen zwischen Lehmwänden

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Entlang der Kramerbergstraße in Wangen sollen drei Doppelhäuser aus Lehm entstehen. (Foto: Nila Thiel)

Im Starnberger Ortsteil Wangen errichten Starnberger Architekten die ersten Doppelhäuser aus Ton und Sand - und damit in einer umweltfreundlichen Bauweise.

Von Carolin Fries, Starnberg

Es sollen ganz besondere Häuser werden, die entlang des Kramerbergwegs im Starnberger Ortsteil Wangen gebaut werden. Wenngleich sich die drei Doppelhäuser auf den ersten Blick kaum von anderen Neubau-Projekten in der Region unterscheiden, wie Gabriele von Wilmsdorff sagt. Die Maklerin vom Starnberger Büro Claudia Bader Immobilien vermarktet erstmals Häuser aus Lehm. "Nur im Fassadenschnitt wird die Besonderheit deutlich", sagt sie. Die Häuser sollen noch in diesem Jahr in Massivbauweise aus ungebrannten Lehmsteinen gebaut werden. Das gäbe es im Landkreis Starnberg bislang bisher nicht. "Wenn, dann stehen noch vereinzelt historische Häuser aus Lehm."

Noch sind die Grundstücke entlang der Straße unbebaute Wiese. Der Frühling ist auch hier erwacht, das Gras treibt frisch aus, die Vögel zwitschern aufgeregt. Schon bald soll es aber losgehen mit dem Bau der nachhaltigen und ökologischen Häuser auf den 200 bis 300 Quadratmeter großen Grundstücken. Dabei können individuelle Käuferwünsche von den Starnberger Architekten Thomas Dall'Armi und seinem Sohn Roman berücksichtigt werden, wie Wilmsdorff betont. Ein Schnäppchen ist so ein Domizil im "Grün-Gürtel von Starnberg", wie es im Exposé heißt, allerdings nicht: Die Preise liegen zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Euro.

Dafür gibt es einen hohen ökologischen Wohnkomfort, wie die Maklerin sagt. Die 36,5 Zentimeter dicken Außenwände aus Lehmsteinen könnten Temperaturen besonders gut speichern, weshalb das Haus im Sommer vor Wärme und im Winter vor Kälte schütze. Zudem besitze die Mischung aus Sand, Schluff und Ton als Baustoff eine natürlich hohe Schallschutzqualität. Thomas von Dall'Armi spricht von einem "gesunden Baustoff", der zudem in ausreichenden Mengen vorhanden und nun endlich auch zugelassen sei. "Jetzt geht es darum, ihn auch industriell anzuwenden." Der Architekt denkt dabei auch an den mehrgeschossigen Wohnungsbau. "Wir wollen eine echte Alternative schaffen", sagt er. Im kommenden Jahr werde sein Büro ausgehend von der diesjährigen Landesgartenschau zwei Mehrfamilienhäuser in Lehmbauweise in Kirchheim bauen.

Auf den ersten Blick unterschieden sich die Häuser nicht von solchen in Ziegelbauweise. (Foto: Claudia Bader Immobilien)
Das Raumklima soll durch die Lehmwände besonders behaglich sein. (Foto: Claudia Bader Immobilien)

Seine ersten Lehmhäuser sollen jene in Wangen sein. Die Wohnfläche beträgt in jeder Doppelhaushälfte etwa 153 Quadratmeter zuzüglich 50 Quadratmetern Nebenfläche. Insgesamt gibt es sechs Zimmer, zwei Bäder und ein Gäste-WC. Alle Häuser werden komplett unterkellert, hierfür wird Beton recycelt. Die Dachgeschosse sind mit Gauben ausgebaut. Die Wärme wird durch Luft-Wärmepumpen mit Pufferspeichern erzeugt und über Fußbodenheizungen in den Häusern verteilt. Im Exposé wird mit der ruhigen Wohnlage und der Nähe zu Autobahn und S-Bahn geworben. Dass gezielt solvente bis vermögende Interessenten angesprochen werden, machen die zusätzlichen Hinweise auf die Nähe der Munich International School sowie der gehobenen Gastronomie deutlich.

Laut Gabriele von Wilmsdorff ist das erste Haus bereits verkauft. "Wir bereiten momentan den Notartermin vor." Eine junge Familie habe sich für ein Lehmhaus entschieden. "Es trifft den Zeitgeist", sagt Wilmsdorff. Doch gebe es neben großem Interesse auch Skepsis gegenüber dem Baustoff Lehm, vor allem in Bezug auf die Haltbarkeit. Thomas von Dall'Armi versteht derlei Sorgen. Doch nach seinen Worten sind sie unbegründet. "Das sind richtig feste Steine", erklärt er, "da weicht nichts auf oder bröckelt weg."

Am Samstag und Sonntag, 20. und 21. April jeweils von 11 bis 14 Uhr auf dem Grundstück am Kramerbergweg Informationsveranstaltungen mit den Architekten statt.

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