Wirtschaft im Landkreis:Ausbau in der Warteschleife

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Das Gewerbegebiet Schorn aus der Luft: Neben dem Starnberger Autobahndreieck soll ein Hightech-Campus entstehen. (Foto: Google Earth)

Nach drei Jahren Pause möchte sich der Starnberger Stadtrat wieder mit der Erweiterung des Gewerbegebiets Schorn befassen. Vorerst soll weniger bebaut werden als bisher geplant. Doch die Probleme sind die gleichen geblieben.

Von Peter Haacke, Starnberg

Gewerbegebiete sind für Städte und Kommunen so etwas wie eine Einkommensgarantie. Und die Gewerbesteuer wiederum sichert die Erfüllung gesetzlicher Aufgaben wie Kindergärten, Schulen, Kultur und Sport oder die Aufrechterhaltung der örtlichen Infrastruktur. In Starnberg galt jahrelang das Gewerbegebiet Schorn als wichtigstes Zukunftsprojekt, das der Kreisstadt Einnahmen bescheren sollte.

Seit mehr als 30 Jahren ist eine Erweiterung vorgesehen. Doch abgesehen von ersten Entwürfen zur Entwicklung eines Hightech-Standorts und den mittlerweile wohl geplatzten Plänen der Starnberger Brauerei, die sich dort gern angesiedelt hätte, passierte in den vergangenen Jahren nichts mehr. Nun hat Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) das Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Im Januar soll der Stadtrat darüber beraten.

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Für das Areal beim Starnberger Autobahndreieck, das umgeben ist von üppig sprießender Natur und landwirtschaftlichen Flächen, hat es schon allerlei Planungen gegeben. Es wurde diskutiert und protestiert, doch stets wurde der umstrittene Ausbau des Areals immer wieder verworfen. Die "Bürgerinitiative Schorn" etwa stemmt sich vehement gegen eine Erweiterung, der Kreistag verweigerte bislang eine Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet. Die Grünen sprechen sich dagegen aus, und auch die Nachbargemeinden Schäftlarn und Wangen sind wegen der befürchteten Verkehrsbelastung nicht begeistert.

Dabei blieb das Gelände des einstigen Milchwerk-Areals in all den Jahren nahezu unverändert. Einziger größerer Betrieb ist das Verteilzentrum der Post, das jedoch nach Germering umziehen wird, daneben gibt es noch eine Handvoll kleinerer Betriebe. Und mit der Starnberger Brauerei wird es voraussichtlich nichts werden wegen der Wasser- und Abwasserproblematik: Der Stadtrat plant, sich im neuen Jahr gesondert mit diesem Thema zu befassen.

Die Geschichte von Schorn ist lang, die Problematik bis heute ungelöst. 2015 beschloss der Stadtrat eine Fortsetzung der Planungen. Es fanden Experten-Workshops statt, von der Autobahndirektion kam eine Zusage zum Bau eines Halbanschlusses. Die Asto-Gruppe, die am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen die Ansiedlung von Unternehmen betreibt, sollte sich fortan um das Starnberger Gewerbegebiet kümmern. 2019 beschloss man die Aufstellung eines Bebauungsplans und beantragte zugleich die Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet.

Üppig sprießende Natur und landwirtschaftliche Flächen: Hier möchte die Stadt in den nächsten Jahren moderne Betriebe ansiedeln. (Foto: Georgine Treybal)

Doch das Echo auf die Pläne war im Januar 2021 alles andere als positiv: Die Liste der Einwendungen gegen die Änderung des Bebauungsplans mit der Nummer 7508 war lang: 120 Einzelpunkte - Entwürfe, Berichte, Gutachten, Stellungnahmen, Untersuchungen und Analysen - standen zur Einsichtnahme bereit, darunter mehr als 200 Einwendungen.

Die Kritik am Ausbau besteht bis heute. Abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob Starnberg tatsächlich ein Gewerbegebiet in der vorgesehenen Größe mit 3000 Arbeitsplätzen braucht, geht es auch um Fragen des Naturschutzes, der Klimaveränderung sowie Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und Landschaftsbild, das Grundwasser, den öffentlichen Nah- und Radverkehr und Folgen für die Infrastruktur der Kreisstadt.

Allein die Größe der Erweiterung sieht man mittlerweile auch im Starnberger Rathaus eher skeptisch und möchte daher reduzieren. Die für eine gewerbliche Nutzung neu festgesetzten Flächen sollen um etwa die Hälfte von 20,4 Hektar auf 11,1 Hektar reduziert werden. Von den vier geplanten Bauquartieren sollen vorerst nur zwei realisiert werden, die beiden anderen optional beibehalten werden. An den Sondergebieten "Versorgungszentrum" und "Energie und Sport" möchte man festhalten. Angestrebt ist eine stufenweise Entwicklung, doch dafür müssen alle bisher vorliegenden Unterlagen überarbeitet werden.

Die "Bürgerinitiative Schorn" - hier bei einer Infoveranstaltung 2019 in Wangen - weiß die betroffenen Bürger auf ihrer Seite im Widerstand gegen den Ausbau des Gewerbegebietes. (Foto: Arlet Ulfers)

Ziel der Stadt bleibt es, in einer ersten Stufe zusammenhängende Gewerbeflächen in der Größenordnung von 11,1 Hektar inklusive Sondergebiete umsetzen zu können, zumal durch die Umstrukturierung des Gewerbegebiets im Starnberger Norden zum " Moosaik" klassische Gewerbeflächen entfallen dürften. Für dieses Vorhaben müssten die bereits vorhandenen Unterlagen jedoch aktualisiert werden. Auf der Agenda stehen bekannte Themen: Änderung des Flächennutzungsplans, Autobahn-Halbanschluss und die Anpassung des Bebauungsplans.

Entscheidender Baustein neben vielen weiteren Details aber ist die Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet, über die der Kreistag entscheidet. Somit "ist die Entwicklung Schorns mit Unsicherheiten behaftet", weiß Bürgermeister Janik. Bis hier entscheidendes passiert, dürften weitere Jahre vergehen. Da ist sich der Stadtrat einig.

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