Stadtentwicklung in Starnberg:Edeka-Grundstück soll neu bebaut werden

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Starnberg: Das 33 800 Quadratmeter große Areal an der Leutstettener Straße zwischen Bahnhof-Nord und Gautinger Straße soll neu bebaut werden. Die Planungen sehen den Neubau mehrerer Gebäude vor, der Edeka-Markt soll bleiben. (Foto: Nema GmbH)

Eigentümer Hans Beigel möchte einen multifunktionalen Gebäudekomplex errichten, der Supermarkt soll bleiben. Der Stadt hat er die Unterbringung von Bücherei, Musik- oder Volkshochschule angeboten.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Norden Starnbergs ist in städtebaulicher Hinsicht eher nüchtern-funktional geraten: Bahnhof-Nord, Busbahnhof und Gewerbegebiet sind nicht unbedingt anheimelnde Orte, an denen man freiwillig länger verweilt. Das soll sich auf absehbare Zeit ändern: Abgesehen vom Großprojekt "Moosaik" - ein Vorhaben, das in der Verwaltung höchste Priorität genießt und in wenigen Jahren Wohnen und Arbeiten ermöglichen soll - gibt es auch im Bereich zwischen Bahnstation und Gautinger Straße Überlegungen für eine Neugestaltung: Auf dem Areal des Edeka-Verbrauchermarkts möchte Grundstückseigentümer Hans Beigel junior einen multifunktionalen Gebäudekomplex neu errichten. Bislang spielte die Stadtverwaltung nicht so richtig mit beim Vorhaben, doch bald schon könnte Bewegung in die Angelegenheit kommen. Grundstückseigentümer Beigel will noch dieses Jahr eine Entscheidung treffen: "Ich warte auf ein Signal der Stadt."

Die Idee ist grundsätzlich nicht neu: Schon 2013 gab es erste Überlegungen für einen Neubau des Supermarkts und eine Umgestaltung des Bahnhof-Vorplatzes. Ein Jahr später fand ein Planungsworkshop statt, den die Stadt Starnberg und die "Nema Starnberg GmbH KG" als Grundstückseigentümerin ausgelobt hatten. Auf einer Fläche von insgesamt 33 800 Quadratmetern - das entspricht in etwa fünf Fußballfeldern - wurden die Flächen des damaligen Tengelmann-Marktes an der Leutstettener Straße, ein nördlich angrenzendes Grundstück sowie Teilbereiche im Umfeld des Bahnhofs überplant. Der damalige Siegerentwurf sah ein Fachhandelscenter mit einem Dutzend Geschäften und einem Autohaus vor, der Busbahnhof sollte entlang des Truhenseewegs verlegt werden.

Doch der Entwurf erwies sich insbesondere aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse und der geplanten Tiefgarage als finanziell nicht umsetzbar. Danach ruhte das Vorhaben, es reiften Gedanken für eine Änderung des Handelskonzepts. Weitere Verzögerungen ergaben sich durch die kartellrechtlich schwierige Übernahme der Kaiser's-Tengelmann-Gruppe durch Edeka (2016/17) sowie die Corona-Jahre. 2021 beauftragte Beigel ein weiteres Architekturbüro, das im Januar 2023 nach diversen Überarbeitungen im Bauausschuss der Stadt präsentiert und zustimmend zur Kenntnis genommen wurde. Im September präzisierte Beigel das Konzept für den Busbahnhof und ließ auch eine Kostenschätzung nebst Mietangebot erstellen. Seither aber gab es von der Stadt laut Beigel keine Reaktion.

Das Gelände des 1972 erbauten Starnberger Supermarkts an der Leutstettener Straße soll umgestaltet werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für Beigel gibt es derzeit zwei Optionen: Entweder ändert die Stadt schnellstmöglich den aktuellen Bebauungsplan für eine "große" Lösung mit Baubeginn in zwei oder drei Jahren. Oder er bebaut das Areal neu nach den aktuellen Vorgaben des rechtsverbindlichen Bebauungsplans. Demnach würde der 1972 erbaute Verkaufsmarkt, der nach mehr als 50 Jahren längst nicht mehr modernen Kriterien entspricht, durch ein vergleichbares Gebäude ersetzt werden. Hinzu käme ein Getränkemarkt im Norden und ebenerdige Parkplätze - eine Variante, die dem derzeitigen Bestand entspricht.

Spielt der Stadtrat mit und ändert den aktuellen Bebauungsplan, könnte östlich vom Bahnhof-Nord ein neues Einkaufszentrum mit Hotel, Wohneinheiten und Parkmöglichkeiten entstehen. Auch für Musikschule, VHS und Bücherei wäre Platz. (Foto: nema GmbH)

Weitaus attraktiver für das Quartier wäre laut Beigel - und auch nach Ansicht vieler Stadträte - eine umfassende Neugestaltung mit mehreren Einzelgebäuden. Das größte Volumen hätte weiterhin der Verbrauchermarkt im Osten des Grundstücks mit drei darüberliegenden Parkhaus-Ebenen und circa 440 Stellplätzen. An der südöstlichen Ecke des Grundstücks - an der Kreuzung Leutstettener und Gautinger Straße - könnte ein Gebäude mit Nebenflächen, Büros und Co-Working-Flächen entstehen. Verbunden über einen Shared-Space-Bereich würden im Westen zudem mehrere Einzelgebäude entstehen: Im Erdgeschoss sind Handelsflächen möglich, in den Obergeschossen ist Wohnen angedacht. Ebenfalls denkbar: eine Hotelnutzung im Low-Budget-Bereich mit zwei oder drei Sternen. Oder die Unterbringung städtischer Institutionen wie Bücherei, Musik- oder Volkshochschule, für die mittelfristig ohnehin zwingend eine neue Heimat gefunden werden muss; Beigel hat der Stadt ein entsprechendes Mietangebot vorgelegt. Plätze, Dächer und Fassaden der Gebäude sollen begrünt, Dachflächen mit Fotovoltaikanlagen bestückt werden.

Hans Beigel, Eigentümer des Areals an der Leutstettener Straße, möchte sein Grundstück schon seit Jahren neu gestalten. Der Edeka-Supermarkt soll als Mieter bleiben. (Foto: Peter Haacke)

Auf eine im Entwurf ebenfalls berücksichtigte Umgestaltung des Busbahnhofs mit zwölf Stellplätzen hätte Beigel dagegen wohl nur wenig Einfluss. Der Ausbau zu einem regionalen ÖPNV-Drehkreuz ist Angelegenheit des Landkreises in Zusammenarbeit mit der Stadt. Das Interesse daran könnte angesichts einer prekären Haushaltslage jedoch eher gering sein. Immerhin: Beigel hat Sanitär- und Aufenthaltsräume für das Fahrpersonal berücksichtigt. Er betont, dass sämtliche Gebäude sowohl von der Größe als auch von der Anordnung der Nutzungen her noch verändert werden könnten. Wichtig ist ihm eine Lärmabschottung zum Bahnhofsbetrieb hin. Beigel rechnet für das Projekt vage mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.

So oder so ähnlich könnte das Einkaufsquartier jenseits des Starnberger Bahnhofs-Nord aussehen. (Foto: Nema GmbH)

Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung fallen. Edeka würde gern am Standort bleiben - früher oder später aber in einem modernen Markt. "Mit Stadt oder ohne Stadt", sagt Beigel, der noch immer auf einen Besprechungstermin mit Bürgermeister Patrick Janik hofft, will sich noch dieses Jahr für einen Entwurf entscheiden. Ausschlaggebend dafür, welche Lösung realisiert wird, sei das anstehende Bebauungsplanverfahren, das in "zeitlich vernünftigem Rahmen" noch dieses Jahr auf den Weg gebracht werden müsste.

Der Stadtrat begrüßt das städtebauliche Konzept mit Nutzungen für Einzelhandel, Dienstleistungen, Büro- und Wohnflächen sowie Bereichen für die Öffentlichkeit. Die Planungen sind im Internet einsehbar unter www.nema-starnberg.de. Doch Beigel weiß auch: Aus Sicht der Stadtverwaltung ist eine Neubebauung des Areals an der Leutstettener Straße angesichts knapper Personalressourcen im Bauamt und vieler weiterer Großprojekte vor allem eine Frage der Prioritäten und des Geldes.

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