Starnberg:Die Schönheit des Alltäglichen

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George E. Todd zeigt sein Lebenswerk in der Starnberger Kreissparkasse.

Katja Sebald

Der Weßlinger Fotograf George E. Todd stellt in der Starnberger Sparkassen-Galerie aus. Foto: Fuchs  (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Lange hat George E. Todd auf diese Ausstellung in der Galerie der Kreissparkasse gewartet, jetzt ist sie unter dem Titel "Along the way - Auf dem Weg" als großartige Retrospektive seiner Fotoarbeit aus mehr als einem halben Jahrhundert zu sehen. George E. Todd wurde 1925 in Grimsby in England geboren. Nach einem Kunststudium in London und nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er in einem Forschungslabor der britischen Marine. 1972 kam er nach Deutschland, wo er bei der DLR in Oberpfaffenhofen über viele Jahre mit Weltraumforschungsprojekten beschäftigt war. Ebenso lange lebt er mit seiner Frau Pat in Hochstadt.

Seit 1990 widmet sich Todd ganz der Fotografie - bis heute arbeitet er ausschließlich analog. Seine Leidenschaft gilt dem Mittel- und Großformat. Seine Fotos waren in mehr als sechzig Ausstellungen zu sehen und wurden in zahlreichen Bildbänden veröffentlicht. Es ist ihm ein großes Anliegen, sein Wissen und seine Erfahrung an junge Menschen weiterzugeben. Für seine künstlerische Arbeit wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geadelt, unter anderem mit der Aufnahme in die Deutsche Gesellschaft für Photografie.

Fotografiert hat George E. Todd sein ganzes Leben lang, wie diese Ausstellung eindrücklich dokumentiert. Die ältesten gezeigten Aufnahmen entstanden in den 1950er Jahren in Spanien: "Franco's Kids" heißt eine Straßenszene aus dem Jahr 1959. Eine weitere Serie zeigt das Dorfleben in Hochstadt, etwa das Maibaumaufstellen in den Zeiten vor der allgegenwärtigen Trachtenkostümierung. Zu sehen sind einfache Menschen, die in ihren alltäglichen Beschäftigungen innehalten, um dem Fotografen in die Kamera zu lächeln.

Aber eigentlich ist es beinahe gleichgültig, welches Motiv in den Fokus von Todds Kamera gerät. Und sicherlich sind es auch nicht die technischen Mittel, die diese außergewöhnlichen Bilder ausmachen. Es ist nicht unbedingt die Schwarz-Weiß-Ästhetik, die sparsam-gekonnte Schattenmalerei. Und auch nicht das ungemein satte Leuchten der wenigen Farbaufnahmen. Vielmehr ist es der Blick des Künstlers, der die Schönheit im Alltäglichen entdeckt, der aus zunächst eher merkwürdigen Details Kunstwerke macht, der in belanglosen Szenerien zeitlos Gültiges entdeckt. Mal sind es die italienischen Männer, die den Kirchgang den Frauen überlassen und im Sonntagsstaat auf der Straße diskutieren. Dann sind es die kleinen Meeresfischlein, die auf einer Zeitung liegen und mehr als ein ganzes Fotoalbum von einer Reise nach Italien erzählen. Es ist ein leeres Treppenhaus voller Melancholie, ein stilles Kaffeehaus, ein Hotelzimmer. Eine weite Wüstenlandschaft. Eine leise Erzählung von einem langen Weg.

Die Ausstellung ist noch bis zum 15. März in der Galerie der Kreissparkasse Starnberg zu sehen.

© SZ vom 05.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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