Starnberg:Das Geisterhaus vom Obermühlthal

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Seit drei Jahren ist das einst beliebte Ausflugslokal geschlossen, nun erwägt der Besitzer ein neues Konzept.

Christian Deussing

Starnberg/Mühlthal Das Unkraut wuchert im Biergarten und auf dem Spielplatz. Tische und Bänke vermodern, das Moos frisst sich in den Terrassenboden hinein: Seit nun schon drei Jahren ist das einstige Ausflugslokal "Obermühlthal" geschlossen und nichts passiert, seitdem das letzte Wirtsehepaar das Anwesen aufgegeben hatte. Eigentümer des Areals ist der Würmtal-Zweckverband, der Anfang der neunziger Jahre wegen der Trinkwasserquellen in dem Gebiet das Grundstück von der Schlossbrauerei Kaltenberg erworben hatte.

Steht seit drei Jahren leer: der einst so beliebte Gasthof Obermühlthal an der S-Bahn-Strecke zwischen Gauting und Starnberg mit Biergarten. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Der Verdacht, das geisterhaft wirkende Haus sollte verfallen, weist Zweckverbands-Geschäftsführer Klaus Krüger indes zurück. "Wir wollen das Gebäude erhalten und ein komplexes Nutzungskonzept in dem Außenbereich entwickeln", versicherte er auf Anfrage der SZ. Dies könne aber wegen der Planungshoheit "nur in enger Abstimmung" mit der Stadt Starnberg erfolgen. Dabei strebt der Zweckverband auch eine sinnvolle Lösung für das alte Mühlengebäude an der Würm an, das zuletzt als Gebrauchtmöbellager genutzt worden war.

Ein Signal dafür, das es zumindest beim Gasthof "Obermühlthal" vorangehen soll, gibt es bereits. Denn nach Angaben des Zweckverbandes ist jetzt dem Hauptpächter des Lokals öffentlich per Gericht gekündigt worden. Der Grund: Die Adresse des Starnbergers ist seit langem nicht mehr bekannt - es heißt nur, dass er in einem Pflegeheim in Wien oder London leben soll. Jedenfalls glaubt Krüger, dass man damit einen Schritt weiter ist. Zudem hofft er, dass die Starnberger Stadtväter beim künftigen Nutzungskonzept mitziehen. Um welche Planungen es sich aber in punkto "Obermühlthal" genau handelt, ist bislang offen. Eines scheint jedoch sicher: Wenn das frühere beliebte Lokal wieder eine Zukunft haben sollte, müssten wohl dafür mehre hunderttausend Euro investiert und fähige Gastronomen als neue Pächter gefunden werden.

Man sei "offen und gesprächsbereit für alles, was in dem Außenbereich genehmigungsfähig" sei, sagte Starnbergs Zweiter Bürgermeister Ludwig Jägerhuber (CSU). Es gebe kein Interesse daran, die Gebäude verfallen zu lassen. Zudem sei ein Ausflugslokal im Obermühlthal sicher zu begrüßen - wenngleich dort "große Erweiterungen nicht möglich" seien und Parkplatzprobleme gelöst werden müssten, betonte Jägerhuber. Auch seien die Interessen des Trinkwasserschutzes zu wahren.

Seitdem der Bahnhof Mühlthal wegen zu geringer Auslastung vor siebeneinhalb Jahren stillgelegt worden war, geriet das nahe Wirtshaus Zug um Zug ins Abseits. Denn vor allem viele Münchner, die gern an Wochenenden mit der S-Bahn auch zu den Jazz-Frühschoppen hinausgefahren waren, blieben weg.

Überdies soll der letzte Pächter das Lokal und den Biergarten mit seinen 500 Plätzen nicht mehr besonders engagiert geführt haben. Erwin Gebhard, der seit 40 Jahren in dem ehemaligen Königlich-Bayerischen Bahnhofsgebäude wohnt, bedauert den Niedergang des benachbarten Anwesens. Er beobachtet auch immer wieder Ausflügler und Touristen, die sich vor dem Gasthaus die Nase stoßen und enttäuscht kehrt machen. Immerhin: Unten an der Abzweigung und sogar an der Staatsstraße gibt es noch Hinweisschilder auf das idyllisch gelegene Wirtshaus.

© SZ vom 25.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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