Bezirkstagswahl 2023 in Starnberg:Ich kandidiere!

Lesezeit: 4 min

Zwölf Kandidaten, eine Stimme. (Foto: Nila Thiel)

Mit Harald Schwab (CSU) und Martina Neubauer (Grüne) treten etablierte Kräfte an. Doch auch die anderen Parteien wollen Kandidaten aus dem Stimmkreis in den Bezirkstag schicken - die jüngste Bewerberin stellt die SPD.

Von Linus Freymark, Starnberg

Im Bezirkstag von Oberbayern sind aktuell zehn Parteien vertreten. Auch im Landkreis Starnberg hat jede dieser zehn Gruppierungen eine Bewerberin oder einen Bewerber für ein Direktmandat aufgestellt. Ein Überblick über die Kandidatinnen und Kandidaten, deren Partei in der aktuellen Amtsperiode einen oder mehrere Sitze im Bezirkstag hat.

Harald Schwab, CSU

Harald Schwab sitzt seit 2003 im Bezirkstag. (Foto: Nila Thiel)

Seit 1996 ist Harald Schwab Kreis- und Gemeinderat, seit 2003 sitzt er zudem im Bezirkstag. Der 60-jährige Gilchinger legt den Fokus seiner Arbeit auf die Pflege sowie auf die Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen. Sein Credo dabei: ambulant vor stationär. Dies helfe sowohl den Betroffenen als auch deren Angehörigen.

Wegen dieser Themen ist Schwab auch nach 20 Jahren immer noch gern Teil des Gremiums. "Man kann sozial wirken für die Bürger", sagt er. Für die kommende Amtsperiode hat Schwab bereits Pläne: Er will sich für ein Pflegehotel einsetzen, in dem die Angehörigen pflegebedürftiger Menschen Unterstützung bekommen sollen. "Die müssen Entlastung erfahren", findet er.

Martina Neubauer, Grüne

"Der Bezirkstag ist das Sozialparlament", sagt Martina Neubauer. Klar, dass sich die studierte Sozialpädagogin in dem Gremium wohl fühlt. Mit Unterbrechungen gehört sie dem Bezirkstag bereits seit 1994 an. "Mir gefällt es einfach, mich fachlich einbringen und für die Menschen da sein zu können", erklärt die 60-jährige Starnbergerin, die auch einen Sitz im Kreistag hat.

Neben der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen liegt Neubauer die sogenannte freie Kinder- und Jugendarbeit besonders am Herzen. Diese wird von Organisationen wie dem Bayerischen Jugendring durchgeführt. Neubauer verspricht: Sie will sich in der nächsten Amtsperiode weiterhin für deren Finanzierung einsetzen. Denn der Wert dieser Angebote für junge Menschen sei kaum hoch genug einzuschätzen.

Selina Rieger, SPD

Selina Rieger will für die SPD in den Bezirkstag. (Foto: Jana Islinger)

Selina Rieger liegt mit ihren Themen voll in der Agenda des Bezirkstags. Eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, eine ausreichende Kulturförderung und die Inklusion voranzutreiben - das sind Riegers Anliegen. Zudem will sich Rieger für eine Stärkung des Ehrenamts einsetzen. Das sei schließlich "das Rückgrat unserer Gesellschaft", findet die SPD-Kandidatin.

Mit ihren 21 Jahren ist Rieger die jüngste Starnberger Anwärterin auf einen Sitz im Bezirkstag. Kommunalpolitische Erfahrung hat sie aber bereits: Seit 2020 sitzt sie im Gilchinger Gemeinderat und setzt sich dort vor allem für die Belange junger Menschen ein. Vor allem in der Pandemie seien Kinder und Jugendliche oft zu kurz gekommen, findet sie. Das soll nicht noch einmal passieren.

Petra Gum, Freie Wähler

Die Förderlehrerin Petra Gum will einen ihrer politischen Schwerpunkte auf das Bildungssystem legen. (Foto: Freie Wähler)

Für die Förderlehrerin Petra Gum ist eines ihrer Kernthemen klar: Sie will das Bildungssystem fit für die Zukunft machen. "Schulbildung am Puls der Zeit" nennt sie das. Dafür brauche es zielgerichtete Investitionen. Darüber hinaus will die Kreis- und Gemeinderätin für den Fall ihrer Wahl in den Bezirkstag die "medizinische Grundversorgung vor Ort" durch den Erhalt kleiner Kliniken wie in ihrem Heimatort Seefeld sicherstellen.

Auch ansonsten ist Gum eine Befürworterin regionaler Strukturen und erachtet ein klassisches Thema des Bezirkstags für besonders wichtig: Kultur- und Heimatpflege ist für sie eine "Herzensangelegenheit".

Cedric Muth, FDP

Der Berger Jurist Cedric Muth will für die FDP in den Bezirkstag. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Pflege von Angehörigen so lange es geht in den eigenen vier Wänden ermöglichen - dafür will sich Cedric Muth einsetzen. Der gebürtige Frankfurter ist im Alter von sechs Monaten in den Landkreis Starnberg gezogen und lebt heute in Berg. Dort engagiert sich der Jurist für die FDP im Gemeinderat und ist seit 2020 obendrein Mitglied des Kreistags.

Den Fokus seiner Politik legt er auf mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit und die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Nicht aus den Augen lassen dürfe man bei all diesen Vorhaben aber die Finanzierung. "Ein besonnener Umgang mit den anvertrauten Steuergeldern hat höchsten Stellenwert", erklärt der Kandidat der Liberalen.

Alexander Neumeyer, AfD

AfD-Kandidat Alexander Neumeyer kommt aus Seeshaupt. (Foto: Georgine Treybal)

Alexander Neumeyer nimmt bei der AfD eine Doppelrolle ein: Der 66-Jährige aus Seeshaupt tritt für die Rechtspopulisten sowohl bei der Landtags- als auch bei der Bezirkstagswahl als Kandidat an.

Seit 2015 ist Neumeyer Mitglied in der AfD, zuvor war er Anhänger von Franz Josef Strauß, später war der gebürtige Stuttgarter Mitglied in der Piratenpartei. In der Kommunalpolitik war Neumeyer bislang nicht groß aktiv. Er war stellvertretener Kreisvorsitzender der Piratenpartei in Weilheim und ist nun Sprecher seiner Partei im Landesfachausschuss für Arbeit, Soziales und Alterssicherung.

Andreas Neubauer, Linke

Andreas Neubauer kandidiert für die Linke. (Foto: privat)

Die Lebensverhältnisse von Menschen mit Behinderung verbessern - das ist eines der beiden Hauptanliegen von Andreas Neubauer. Ein Schwerpunkt dabei: die Arbeitsbedingungen in den Werkstätten. Denn die Beschäftigten dort bekommen oft weniger als Sozialhilfeempfänger. "Das will ich definitiv abschaffen", sagt Neubauer.

Zudem will sich der Kandidat der Linken dem Bildungssystem widmen. Seine Vision: eine Schule für alle. Dabei müsse man auch die Wege überdenken, wie man die Inklusion vorantreiben kann. Diese sei laut Gesetz vorgeschrieben, erklärt der 55-jährige Stockdorfer. "Aber in der Realität funktioniert das aktuell nicht."

Willi Neuner, ÖDP

ÖDP-Kandidat aus Traubing: Willi Neuner will in den Bezirkstag. (Foto: Arlet Ulfers)

Artenschutz, Barrierefreiheit und Mobilität im ländlichen Raum, auch ohne eigenes Auto - das sind die politischen Steckenpferde von Willi Neuner. "Alle gemeindlichen Flächen müssen ökologisch verbessert genutzt werden", findet der ÖDP-Kandidat für den Bezirkstag.

Dass Neuner neben dem Umweltschutz auch die Belange von Menschen mit Behinderung besonders auf dem Zettel hat, erklärt sich mit seiner Lebensgeschichte: Der 60-jährige Softwareentwickler ist stark sehbehindert und gilt vor dem Gesetz als blind. Das hält den Traubinger aber nicht davon ab, sich in Tutzing politisch zu engagieren. Den Einzug in den Gemeinderat hat er zwar verpasst, allerdings ist er Mitglied im Tutzinger Ortsvorstand der ÖDP.

Alexander Wertatschnik, Bayernpartei

Der 32-jährige Alexander Wertatschnik geht für die Bayernpartei ins Rennen. (Foto: privat)

Als gelernter Elektriker mit mehr als einem Jahrzehnt Berufserfahrung weiß Alexander Wertatschnik um die Bedingungen für das Handwerk. "Ich kenne die Stärken und Schwächen", sagt er. Klar, dass der 32-Jährige bei seiner politischen Arbeit vor allem die Schwächen im Blick hat und diese beheben will. Aber ist der Bezirkstag dafür das richtige Gremium?

Nun ja, sagt Wertatschnik, Gesetze zur Stärkung des Handwerks könne man dort nicht beschließen. "Aber man kann bei den zuständigen Stellen Druck ausüben." Das zweite großes Thema des Friedingers ist das Soziale. Wertatschnik will sich im Bezirkstag unter anderem für eine Verbesserung der Pflege einsetzen.

Christina Kreidemeier, Tierschutzpartei

Christina Kreidemeier ist die Kandidatin der Tierschutzpartei. (Foto: privat)

Die Tierschutzpartei hat tatsächlich einen Sitz im Bezirkstag erobern können. Mit Susanne Wittmann stellt die Partei eine Vertreterin - und würde dieses Mandat natürlich gerne verteidigen. Für den Landkreis Starnberg hat die Gruppierung die 24-jährige Tierärztin Christina Kreidemeier aufgestellt, die gleichzeitig für den Landtag antritt.

Ihre politischen Ziele: die Abschaffung der Massentierhaltung sowie die Förderung einer ökologischen, regionalen und nachhaltigen Landwirtschaft. Zudem setzt sie sich für die Reduzierung von Plastikmüll, die Aufforstung und den Schutz bestehender Wälder sowie einen langfristig kostenfreien ÖPNV ein.

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