Starnberg:Rettungsaktion für eine mächtige Buche

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Steht einem Neubau im Wege: die alte Buche in der Ludwigstraße. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

CSU-Fraktionschef Ludwig Jägerhuber will per Eilantrag verhindern, dass der Baum an der Ludwigstraße gefällt wird. Doch der Stadt sind die Hände gebunden.

Von Peter Haacke, Starnberg

Zu Bäumen im Innenstadtbereich haben die Starnberger eine besondere Affinität - vor allem, wenn sie womöglich gefällt werden sollen. Ein Bauvorhaben in der Ludwigstraße 5 hat nun die CSU auf den Plan gerufen: Per Eilantrag an die Stadtverwaltung versuchte Stadtrat Ludwig Jägerhuber am Faschingsdienstag, die Fällung einer mächtigen Buche an der Ecke Ludwigstraße/Kaiser-Wilhelm-Straße zu verhindern. Das Zeitfenster ist offenbar knapp - sowohl für Jägerhuber als auch für den Grundstückseigentümer. Auf dem gut 1000 Quadratmeter großen Eckgrundstück soll das 1873 erbaute Gebäude abgerissen werden und stattdessen ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus mit 18 Wohnungen und Tiefgarage entstehen, dem die Buche im Weg steht. Nur bis Ende Februar dürfen laut Naturschutzgesetz Bäume umgeschlagen werden, von 1. März bis 30. September ist die Fällung verboten.

Ob die von Jägerhuber initiierte Rettungsaktion Erfolg haben kann, ist fraglich. Bürgermeister Patrick Janik sagte auf Anfrage, die Stadtverwaltung habe keine Handhabe. Er zitierte in diesem Zusammenhang ein entsprechendes Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichts München. Lediglich das Landratsamt könne gegebenenfalls noch eine Veränderungssperre herbeiführen, so Janik. Zweiter Aspekt: Der Stadt sind im Hinblick auf Baumfällaktionen die Hände gebunden. Der Stadtrat hatte die Baumschutzverordnung im Juli 2015 auf Antrag der WPS mit Unterstützung von FDP, Bürgerliste und BMS nach 23 Jahren abgeschafft - gegen den ausdrücklichen Rat der Experten aus der Verwaltung. Gegen eine überarbeitete Neuauflage auf Antrag der Grünen im März 2019 votierte zuletzt mehrheitlich auch der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität.

Besonderen Schutz genießen seither nur Bäume, die im jeweiligen Bebauungsplan - vorwiegend wegen ihrer ortsbildprägenden Funktion - explizit als erhaltenswert festzusetzen sind. Und genau hier liegt die Crux: Für das Areal nördlich der Ludwigstraße existiert bislang kein Bebauungsplan, die Buche dürfte also gefällt werden. Der Bauausschuss will über einen Bebauungsplan für das Teilstück zwischen Maximilian- und Kaiser-Wilhelm-Straße, das auch für das Vorhaben in der Ludwigstraße entscheidend ist, erst am Dienstag, 23. Februar, beraten. Dann aber könnte es für die Buche bereits zu spät sein: Laut Jägerhuber soll der Baum noch diese Woche gefällt werden.

Dabei ist unstrittig, dass Bäume unverzichtbar für gutes Klima sind. "Die Umsetzung dieses Neubaus würde die Fällung der einzeln stehenden, stadtbildprägenden Buche voraussetzen", schreibt Jägerhuber in seinem Antrag. "Dieser stadtbildprägende Einzelbaum sollte nach meiner Auffassung erhalten bleiben und in einer neuen Bebauung auf dieser Flurnummer Bestand haben." Der Chef der CSU-Fraktion beantragt eine Vitalitäts- und Zustandsprüfung der Buche und eine naturschutzrechtliche Prüfung durch die Untere Naturschutzbehörde. Er hofft auf Gespräche mit dem Bauwerber, um die Fällung doch noch zu verhindern.

© SZ vom 17.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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