Starnberg:Ein Bedürfnis der Stadt

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Die bisherigen Toilettenanlagen auf der Rückseite des Bahnhofs See sollen geschlossen und durch ein modernes Toilettenhäuschen auf der Ostseite des Bahnhofs ersetzt werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Die öffentlichen Toiletten in der Kreisstadt sind oft genug "stille Örtchen" des Grauens. Am Bahnhof See soll nun für knapp eine halbe Million Euro eine moderne WC-Anlage entstehen, mit der sich sogar etwas Geld verdienen lässt.

Von Peter Haacke, Starnberg

Wenn es wirklich mal pressiert, haben S-Bahnreisende und Ausflügler in Starnberg ein echtes Problem: Wer dann in höchster Not keinen verständnisvollen Geschäftsmann oder Gastwirt findet, der die Benutzung seines WCs erlaubt, steht unter enormen Druck, denn weit und breit findet sich kein öffentliches Klo. Es gibt keine öffentlichen Toiletten, die auf die Schnelle oder gegen Entgelt zur Verfügung stehen, nicht einmal an den beiden Bahnhöfen. Das soll jetzt anders werden: Zumindest am Bahnhof See plant die Stadt den Bau eines modernen Toilettenhäuschens.

Die unschöne Situation ist nicht neu, und man kann der Stadtverwaltung auch nicht vorwerfen, sie hätte nicht wenigstens versucht, die unerfreulichen Umstände zu ändern. Sogar ehrenamtliche Versuche hat es in den vergangenen Jahren gegeben, das öffentliche Toilettenleben zu retten: Eva Pfister etwa - damals noch CSU-Stadträtin mit dem Nachnamen John - renovierte im Jahr 2011 auf eigene Kosten in ihrer Freizeit die WC-Anlage am Bahnhof See. Eine Gemeinschaft Starnberger Gastronomen hat sich der Aktion "Nette Toilette" angeschlossen, um in der Not zu helfen. Und vor dem Bahnhof Nord stellte die Stadt zeitweise eine mobile WC-Einheit auf, weil die Anlagen im Bahnhofsgebäude dauerhaft gesperrt waren; ein Umstand, der bis heute Gültigkeit hat.

Im Bürgermeisterbüro gehen regelmäßig Beschwerden über den Zustand der öffentlichen Toiletten ein, sofern sie denn überhaupt geöffnet sind. Insbesondere an den Bahnhöfen bieten die Örtchen vorwiegend ein unappetitliches Bild: Verdreckte Klosetts, verstopfte Urinale, abgerissene Papierhalter, vollgekritzelte Wände, Dreck in allen Ecken. Dabei ist es der Verwaltung "ein großes Anliegen, jedem Bürger den ganzen Tag über saubere Toiletten anzubieten", heißt es in der Beschlussvorlage des Bauausschusses, der am Donnerstag über das weitere Vorgehen bei der öffentlichen Toilettenanlage Bahnhof See beriet.

Dazu muss man wissen: Eine Kommune ist grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, öffentliche Toiletten anzubieten. Die Stadt Starnberg macht es dennoch, weil die Folgen im wahrsten Sinne des Wortes unübersehbar wären und Menschen unter Notdurft zuweilen sehr erfinderisch werden und sich bei den Bahnhöfen, beim Undosa, am Kirchplatz, im Bucentaurpark oder auf dem Steininger Badegrundstück erleichtern. Nun aber schlägt die Verwaltung vor, die WC-Anlagen am Bahnhof See künftig nicht mehr selbst zu betreiben. Erklärtes Ziel ist es, die bestehenden Toiletten an der Rückseite des Bahnhofgebäudes zu schließen. Die noch bestehende und mangels Ersatzteilen bereits dauerhaft geschlossene Behindertentoilette soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Zugang via Münzautomatik oder Kartenzahlung

Geplant ist stattdessen die Aufstellung eines Containers oder Toilettenhauses an der Ostseite des Bahnhofgebäudes. Zur Auswahl stehen verschiedene Varianten mit Graffitischutz und Sitzbrillenreinigung in Holz- oder Glasoptik. Die barrierefreien Kabinen sollen überdies weitgehend vandalismussicher sein. Der Zugang erfolgt über eine Münzautomatik oder per Kartenzahlung, klein kostet 50 Cent, groß einen Euro. Das Gesamtpaket hat freilich seinen Preis: Je nach Ausstattung sind zwischen 373 000 und 454 000 Euro fällig.

Weil die Stadt derzeit finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, setzt die Verwaltung auf ein Finanzierungsmodell über zehn Jahre. Monatlich wären dann etwa 9000 Euro für Kredit und Dienstleistungen fällig. Andererseits erwartet die Verwaltung monatlich rund 10 000 Euro Einnahmen. Im Sommer rechnet man am Bahnhof See mit bis zu 600 Personen am Tag, im Winter mit 300. Der Stadt dürfte somit auf lange Sicht das seltene Kunststück gelingen, aus vielen kleinen Geschäften ein etwas größeres zu machen.

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