Starnberg:Aufregung ums Provisorium der Fachoberschule

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Beharren auf zügigen Ausbau der Fachoberschule: Schulleiter Anton Furtmayr und Elternbeiratssprecherin Alexandra Höchstetter. (Foto: Arlet Ulfers)

Die FOS ist mittlerweile auf drei Standorte verteilt. Nun bringt Landrat Karl Roth eine Verschiebung des Neubaus ins Gespräch. Schulleiter und Eltern schlagen Alarm.

Von Peter Haacke, Starnberg

Bei Schulleitung und Elternbeirat der Starnberger Fachoberschule (FOS) schrillen derzeit die Alarmglocken. Grund dafür ist eine Randbemerkung von Landrat Karl Roth (CSU), die in der Vorwoche im Zuge der Haushaltsberatungen des Kreistags gefallen war: Befragt nach Einsparmöglichkeiten angesichts der vielen Investitionen des Landkreises mit einem Schuldenstand in Höhe von bis zu 180 Millionen Euro bis 2023 hatte Roth den Neubau der FOS am Starnberger Bahnhof Nord ins Spiel gebracht, den man als einziges Projekt zeitlich verschieben könne.

Sowohl FOS-Schulleiter Anton Furtmayr als auch Elternbeiratsvorsitzende Alexandra Höchstetter wandten sich daraufhin am Mittwoch mit Brandbriefen an die Öffentlichkeit. Tenor der beiden Schreiben: "Wir brauchen eine verlässliche Perspektive und eine klare Positionierung", erklärte Furtmayr. Im Jahr 2018 war die Fertigstellung des FOS-Neubaus für 2023 in Aussicht gestellt worden, doch "wir sind jetzt schon ein Jahr hinten dran", sagte der Schulleiter. Personelle Engpässe im Landratsamt hätten laut Kreiskämmerer Stefan Pilgram zu Verzögerungen bei der Planung des Schulneubaus geführt, schreibt Höchstetter. Dass das Projekt nun aber wegen finanzieller Engpässe verschoben werden könnte, obwohl die prekäre Raumsituation der FOS hinlänglich bekannt ist, empfindet die Elternbeiratsvorsitzende Höchstetter "als einen Schlag ins Gesicht".

Dabei gilt die FOS in Starnberg als Erfolgsmodell: Die Kombination aus Allgemeinbildung und Berufsorientierung wird seit 2015 bestens angenommen, die Schule mit derzeit 405 Schülern in 16 Klassen an drei Standorten wächst stetig - ebenso allerdings die eklatante Raumnot, die durch einen Neubau am Starnberger Bahnhof Nord behoben werden soll. Tatsächlich stellte die räumliche Ausstattung der FOS von Beginn an nur eine Zwischenlösung dar: "Die Räume sind zu klein, es gibt keine Sozialräume, der Schulbetrieb ist auf mehrere Standorte verteilt", schreibt Höchstetter. Die Schüler werden im ehemaligen Telekom-Gebäude an der Gautinger Straße 1, der Moosstraße 18 b und der Moosstraße 5 unterricht. In diesem Schuljahr ist mit dem Ausbildungszweig "Internationale Wirtschaft" eine zukunftsorientierte Ausbildungsrichtung hinzugekommen. Doch "die Raumsituation entspricht insgesamt nicht einmal Mindeststandards", meint Höchstetter. Laut Schulleiter Furtmayr fehlen dringend benötigte Unterrichts-, Fach- und Sozialräume, wie sie an jeder anderen Schule selbstverständlich sind. Zwar bekommt die FOS vom Schuljahr 2020/21 an einen vierten Standort, der aber "erhebliche Auswirkungen auf die Unterrichtsorganisation" haben wird. Für Furtmayr ist diese "zeitlich begrenzte Lösung tolerabel, nicht jedoch als Dauerzustand auf Jahre hinaus".

Landrat Roth fühlt sich jedoch missverstanden. Der im Rahmen der Beratungen zum Kreishaushalt gefallene Halbsatz, der die Protestschreiben von Furtmayr und Höchstetter zur Folge hatte, sei "keine Beschlusslage", beteuerte er, "wir planen wie bisher". Die für die FOS vorgesehenen Mittel seien weiterhin im Haushaltsplan enthalten. Gleichwohl seien mit dem Vorhaben auch Unwägbarkeiten verbunden: Die Stadt Starnberg muss den Bebauungsplan absegnen, das Grundstück am Seilerweg soll baureif gemacht werden, es folgen Ausschreibung und Architektenwettbewerb ab etwa Mitte 2020. Der Bau des neuen Schulgebäudes werde etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Doch "eine Verschiebung und Streichung des FOS-Neubaus kommt überhaupt nicht in Frage", versicherte Roth. Von einer "bewussten Täuschung" durch Pilgram, wie es im Schreiben von Höchstetter heißt, ist demnach keine Rede. Nach aktuellem Stand kostet der Schulneubau rund 27 Millionen Euro.

Nach einem Telefonat zwischen dem FOS-Schulleiter und Roth scheint das "Missverständnis" aber ausgeräumt zusein. Furtmayr erwartet vom Landratsamt nun ein "tragfähiges Interimskonzept" für die nächsten Jahre. Andernfalls sei die Schule gezwungen, im nächsten Schuljahr "die Neuaufnahme zu begrenzen".

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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