Amtsgericht Starnberg:Pfleger soll Bewohnerin im Altenheim misshandelt haben

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Ein Kfz-Meister wehrte sich vor dem Starnberger Amtsgericht gegen einen Strafbefehl. (Foto: Georgine Treybal)

Der 46-jährige Angeklagte bestreitet die Tat. Auch andere Mitarbeiter in der Starnberger Senioreneinrichtung werden verdächtigt, der Prozess dauert an.

Von Christian Deussing, Starnberg

Was passierte in der Nachtschicht auf den 5. Februar im vergangenen Jahr im Starnberger Altenheim Rummelsberger Stift? Nachts hatte oft ein bestimmter Pfleger Dienst, der nun auf der Anklagebank des Amtsgerichts sitzt. Dem 46-Jährigen wird vorgeworfen, in jener Nacht in einem Zimmer in Zorn geraten zu sein und eine demenzkranke und schwerstpflegebedürftige Bewohnerin geschlagen und grob misshandelt zu haben. Die wehrlose 82-jährige Frau erlitt laut Anklage schmerzhafte Hämatome in der Mundhöhle, zudem war die Schleimhaut der Seniorin aufgeplatzt, die nach der gewalttätigen Attacke im Krankenhaus behandelt werden musste.

Bislang schweigt der Angeklagte zum Vorwurf, "Schutzbefohlene misshandelt" zu haben. Sein Verteidiger erklärte lediglich, dass sein Mandant die Tat vehement bestreite. Das Gericht versucht nun, das noch unklare Geschehen zu rekonstruieren. Demnach dauerte die Nachtschicht in dem Seniorenheim an der Waldschmidtstraße von 21 bis 6.30 Uhr. Ein Kollege der nachfolgenden Frühschicht entdeckte die Verletzungen im Gesicht der Bewohnerin und teilte dies am Morgen der damaligen Heimleiterin telefonisch mit - die daraufhin sofort die Seniorin aufsuchte und die Polizei rief. Der Ehemann des Opfers war bereits verständigt worden, er ist in dem Verfahren Nebenkläger.

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Jetzt wurde die einstige Heimleiterin im Prozess vernommen. Dabei nahm die 49-jährige Führungskraft den Angeklagten in Schutz und lobte seine engagierte und zuverlässige Arbeit. "Er war immer da und hat sogar auf Urlaub verzichtet", berichtete die Zeugin, die den Pfleger aber nach dem Vorfall in das Söckinger Haus des Altenheims zurückversetzt hat.

Der Kollege aus der Frühschicht soll dem Pfleger die häufigen Nachtzuschläge jedoch missgönnt haben. Der Mann habe den Angeklagten nicht leiden können, betonte die einstige Vorgesetzte. Der beschuldigte Altenpfleger habe oft gelacht und lustige Sachen gemacht, doch nicht jeder im Hause habe seinen Humor gemocht, sagte die Zeugin. Ob es denn Beschwerden über ihn gegeben habe oder er überfordert gewesen sei, wollte Richter Ralf Jehle wissen. Es sei über ihn schon im Söckinger Haus negativ geredet worden, an den Vorwürfen sei aber nichts ernsthaft dran gewesen, berichtete seine frühere Chefin.

Der Altenpfleger ist im Söckinger Haus weiter beschäftigt. Er mache dort seine Arbeit vernünftig, es gebe keinen Anlass, ihm Vorwürfe zu machen, erklärte der neue Heimleiter. Man verfüge zudem über ein "recht differenziertes Kontrollsystem der Mitarbeiter in sämtlichen Wohnbereichen der Einrichtung", alles werde überprüft.

Die Attacke hätte auch nach der Schicht des beschuldigten Pflegers passieren können

Zu dem Fall in Starnberg wurde auch eine Kripobeamtin befragt. Es sei auszuschließen, dass sich die Seniorin selbst verletzt haben könnte. Das untermauerte ein Rechtsmediziner in der Verhandlung. Die Verletzungen resultierten aus "stumpfer Gewalt", entweder durch einen Gegenstand, oder einen Schlag mit Faust oder Rückhand, erläuterte der Sachverständige. Und noch eines hielt er fest: Die Attacke hätte auch nach der Nachtschicht erfolgen können.

Der Prozess wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Darunter ist auch der Pfleger aus der Frühschicht, der seinen Job nach dem Vorfall gekündigt hatte. Der Ex-Mitarbeiter wird polizeilich vorgeführt, weil er seiner Ladung zum Verhandlungstermin nicht gefolgt war.

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