Segelsport:Münchner Yacht-Club bleibt erstklassig

Lesezeit: 3 min

Weil sich die Bremer Segelkameradschaft aus der Bundesliga zurückzieht, muss der MYC aus Starnberg nun doch nicht absteigen.

Von Ralf Tögel, Starnberg

Zum Glück hat Michael Liebl einen leistungsstarken Server. Denn sonst, so erzählt er erfreut, wäre sein Computer mit Sicherheit abgestürzt, "so wie es im Chat abgegangen ist". Liebl ist Teammanager der Bundesliga-Mannschaft des Münchner Yacht-Clubs (MYC), er hatte den Teammitgliedern eine nette Nachricht zukommen lassen, die zu einem wahren "Freudenaufschrei" geführt habe: Der MYC wird auch in der kommenden Saison erstklassig segeln. Das hat er der Segelkameradschaft "Das Wappen von Bremen" zu verdanken, denn die Hanseaten haben einigermaßen überraschend ihren Rückzug aus der ersten Segel-Bundesliga bekannt gegeben - und die Münchner sind nun der erste Nachrücker.

Das ist dem Umstand zu verdanken, dass sich die MYC-Segler nur wegen der Winzigkeit von zwei Punkten aus der Beletage hatten verabschieden müssen, als 15. der Tabelle. Die finale Regatta in Glücksburg beendeten sie auf Rang zwölf zwar als bestes bayerisches Team, das reichte aber nicht mehr zum Ligaverbleib. Zu unbeständig segelte die junge Crew, wie das oft passiert, wenn hoffnungsvolle Talente an das Niveau im Erwachsenenbereich herangeführt werden. Liebl sagte damals, dass er die Schuld trage, was ihn ehrt, aber wohl nicht so ganz die Wahrheit trifft. Denn der Manager setzte die neue Linie des Klubs einfach konsequent und weitgehend ungeachtet der Resultate um.

Der Abstieg sei den Aktiven schon tief in den Knochen gesessen, aber er sagt auch: "An unserer Strategie wird sich nichts ändern." Soll heißen, dass die Münchner weiterhin auf ihren Talente-Pool aus der eigenen "Sailing Academy" setzen, um diese an das nachhaltig hohe Niveau der Liga heranzuführen. "Wir wollen unsere Segler praktisch vom Optimisten-Alter an ausbilden, also von einem Alter von etwa zehn Jahren an, das soll dann in der Segel-Bundesliga enden." Er werde in der kommenden Saison wie geplant in einer Regatta "das komplette Juniorenteam einsetzen". Die einzige Änderung angesichts des unverhofften Klassenerhalts sei, dass der Yacht-Club nun "fünf statt vier Regatten segeln wird".

Die Vorbereitung laufe ohnehin schon längst, allerdings mit großen Problemen. Auch der Sportbetrieb der Segler wurde durch das Corona-Virus empfindlich gestört. Die traditionellen Trainingseinheiten am Gardasee seien komplett ins Wasser gefallen. Daher werde man improvisieren und "im März auf dem Bodensee trainieren", sagt Liebl, denn auf dem Starnberger See verhindert eine Vogelschutzverordnung das Üben bis Anfang April.

Kein Einzelschicksal, wie Liebls Konkurrent Ilja Wolf bestätigt. Auch die Saisonvorbereitung des Bayerischen Yacht-Clubs ist gehörig durcheinander geraten, der Konkurrent vom Nordufer des Starnberger Sees hat, wie viele weitere Konkurrenten auch, den Trainingstörn nach Oberitalien storniert. Die Einheiten in den Faschingsferien habe man noch durchgezogen, erzählt Wolf, jetzt ist Italien abgeriegelt. Ob man in den Osterferien an den Gardasee kann, stehe in den Sternen. Dank Platz vier aus der Vorsaison hat sich der BYC die Berechtigung für eine der drei Champions-League-Qualifikationen gesichert: Vom 11. bis 14. Juni wird die BYC-Crew nun versuchen, sich im finnischen Mariehamn für das Finale Anfang Oktober in Porto Cervo zu qualifizieren. Und auch Wolf berichtet von einer Neuausrichtung: Der BYC wird vorwiegend mit jungen Talenten in die Saison gehen: "Wir machen einen Schnitt und setzen total auf den Nachwuchs. Auch wenn wir dann bestimmt nicht so erfolgreich wie in den vergangenen zwei Jahren sein werden." Ein paar Routiniers sollen die Talente anleiten, erläutert Wolf, der Fokus liege aber auf dem Nachwuchs. In diesem Zusammenhang hat der BYC-Manager noch eine interessante Neuigkeit: "Wir wurden gefragt, ob wir die Youth Sailing Champions League ausrichten wollen, das wäre natürlich eine Ehre für uns." Im Juni ist dieses große und wichtige Event geplant, so Wolf, doch derzeit seien Wasserstandsmeldungen nicht sinnvoll, es gelte die Corona-Nachrichtenlage abzuwarten.

Der dritte Vertreter vom Starnberger See "hat alles richtig gemacht", wie Teammanager Maximilian Weiß sagt: "Wir haben uns vorher entschieden, nicht an den Gardasee zu fahren, sondern am Bodensee zu trainieren." Auch der Deutsche Touring Yacht-Club setzt auf seine Talente, "wir wollen weiter junge Leute einbauen". Ein Rang unter den Top Sechs wäre schön in der kommenden Saison, sei aber keine zwingende Vorgabe: "Hauptsache wir bekommen den Drive der erfolgreichen Zeiten wieder rein."

© SZ vom 11.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: