Seebad in Starnberg:Die Badetasche bleibt im Schrank

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Riesenrutsche, Saunalandschaft und Kaminlounge: Eigentlich hätte das neue Bad in Starnberg im Herbst öffnen sollen. Nun verschiebt die Stadt den Termin einmal mehr.

Von David Costanzo, Starnberg

Wo steckt die Badehose? Wo sind die Badelatschen? Wer auf die Internetseite des früheren Wasserparks und künftigen Seebads in Starnberg schaut, möchte am liebsten gleich den Rucksack packen. Da stehen Öffnungszeiten, Eintrittspreise, hübsche Bilder von tauchenden Kindern und saunierenden Frauen. Selbst Ticket-Gutscheine für 10, 50 und 100 Euro lassen sich online gestalten und kaufen. Nach mehr als zwei Jahren Sanierung steht da in Großbuchstaben: "Eröffnung: Frühjahr 2018". Aber daraus wird nichts.

Das Hallenbad am Ufer des Starnberger Sees sollte bereits im Herbst vergangenen Jahres öffnen, hieß es noch bis Frühjahr 2017. Danach lautete die Planung auf April dieses Jahres, also in den nächsten Wochen. Am Donnerstagabend nannte nun der Planer Jens Jedamzik den neuen Termin im Stadtrat: Ende Juni, voraussichtlich. Auch die Kosten für Umbau und Sanierung der Schwimmhalle könnten noch einmal steigen. Das Strandbad soll zumindest provisorisch im Mai wieder öffnen.

In dem mehr als 40 Jahre alten Bad habe es Überraschungen gegeben, sagte der Planer. Im Schwimmerbecken hätte etwa der Boden komplett neu gefliest werden müssen. Das Dach habe sich als undicht herausgestellt. Auftragnehmer hätten Schwierigkeiten gemacht, manche seien Pleite gegangen. Das habe den Bau immer wieder verzögert. Zudem falle die auf zwölf Wochen geplante Phase der Inbetriebnahme, also die Vorbereitung zwischen dem letzten Hammerschlag und dem ersten Badegast, wohl länger aus.

Und Zeit ist am Bau Geld: Projektsteuerer Jedamzik sprach von einem "Restrisiko" von 350 000 Euro, die beteiligte Handwerker aufgrund der Verzögerungen nachfordern könnten. Planer und Anwalt seien zwar überzeugt davon, dass diese Zuschläge unberechtigt seien und zuletzt sei bei dem Thema auch Ruhe eingekehrt. Aber die Kosten könnten schlimmstenfalls noch einmal von 22,5 auf 22,8 Millionen Euro steigen.

Ursprünglich war der Bau auf 18,6 Millionen Euro angesetzt gewesen, seit Mitte 2016 steigen die Kosten beinahe quartalsweise. Jedamzik schlüsselte dem Stadtrat die Teuerung von bislang 3,9 Millionen Euro - immerhin rund 21 Prozent - auf: Mit 609 000 Euro schlugen Insolvenzen und Kündigungen von Auftragnehmern zu Buche. 855 000 Euro kosteten Sonderwünsche, etwa weil der geplante Fitnessraum durch Gastronomie ersetzt wurde. Eine Million extra gab es wegen höheren Aufwands, weil Spezialmaschinen beim Abbruch nötig waren. 851 000 Euro machten höhere Nebenkosten aus und 594 000 Euro Leistungen, die nicht ausgeschrieben waren. Der Stadtrat segnete den Vortrag ab, der Rechnungsprüfungsausschuss will die Kosten genau untersuchen.

Das Bad bekommt einen Zugang zum See, der schön eingewachsen sein soll. (Foto: Stadt Starnberg)

Teurer wird auch das Außengelände: Saunagäste und Schwimmer werden sich auf edlen Granitstufen sonnen und über Treppen in den See tauchen können. Dafür soll die Ufermauer auf 30 Metern Breite weichen, der Abschnitt soll von Steg und Schilf eingerahmt sein. Allerdings sei die Planung nicht umzusetzen gewesen, weil ein aufwendigeres Fundament nötig gewesen sei, erklärte der Landschaftsarchitekt vom Büro Großberger, Beyhl und Partner. Dadurch steigen die Kosten von 152 000 auf 232 000 Euro - plus 53 Prozent.

Den genauen Betrag musste CSU-Stadtrat Thomas Beigel erst errechnen, da die Sitzungsunterlagen fehlerhaft waren. Stadträte der Mehrheit von CSU, SPD, Grünen, UWG, Parteifreien und Bürgerliste empörten sich vor allem, weil das Rathaus die Kalkulation erst am Morgen des Sitzungstags versandt habe - und das ohne den neuen Plan. Vor einem Jahr sei man unter Druck gesetzt worden, die erste Planung zu beschließen. Nun werde der Stadtrat vor vollendete Tatsachen gestellt. Zwischenzeitlich musste die Sitzung unterbrochen werden, weil es zu Wortgefechten zwischen Stadträten und Projektsteuerer Jedamzik kam. Dieser hatte moniert, dass er für 19 Uhr einbestellt worden war, der Wasserpark aber erst um 22.40 Uhr aufgerufen wurde.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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