Verkehr in Schondorf:"Ich habe gedacht, ich zelte neben der Autobahn"

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In Schondorf gilt auf der Ortsdurchfahrt womöglich bald Tempo 30. (Foto: Nila Thiel)

In Schondorf könnte bald Tempo 30 auf den Ortsdurchfahrten gelten. Da diese Staatsstraßen sind, sind die Hürden hoch - doch die Kommunalpolitik ist zuversichtlich.

Von Renate Greil, Schondorf

Verhaltener Optimismus machte sich am Ratstisch in Schondorf breit. Denn die bei der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellten Ergebnisse der Lärmaktionsplanung sind eindeutig - es bahnt sich bei den Chancen für einen Tempo-30-Erlass die ersehnte Wende an. Die Schwierigkeit lag bislang vor allem darin, dass die Gemeinde Schondorf für die Ortsdurchfahrten der beiden Staatstraßen 2055 und 2346 nicht selbst entscheiden durfte, da hier das Straßenbauamt Weilheim zuständig ist, das viele Initiativen abgeblockt hatte.

Zuletzt waren die Ergebnisse der von der Gemeinde initiierten Feinuntersuchung der Staatsstraße 2055 mit dem Staatlichen Bauamt diskutiert worden, die verschiedene Empfehlungen wie einen Kreisel am südlichen Ortseingang vorsah. Nun wird eine viel gewünschte Maßnahme wohl zeitnah kommen: Vielleicht könnten noch vor Jahresende neue Tempo-30-Schilder in der Greifenberger Straße, der Uttinger Straße und in der Landsberger Straße aufgestellt werden.

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Als Ergebnis seiner Untersuchungen für den Lärmaktionsplan schlägt Korbinian Grüner von der beauftragten Firma Accon GmbH aus Greifenberg eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 sowohl tagsüber als auch nachts auf den beiden Ortsdurchfahrten vor. Als zweite Maßnahme soll ein lärmarmer Asphalt bei Sanierungen des Straßenbelags verwendet werden. Außerdem könnten bei einigen Häusern auch passive Lärmschutzmaßnahmen wie Schallschutzfenster und Lärmschutzwände die Belastung für die Anwohner reduzieren.

Der Aktionsplan erfolgt auf der Grundlage der EU-Umgebungslärmrichtlinie, zuständige Behörde für Hauptverkehrsstraßen ist seit Januar 2021 die Regierung von Oberfranken, die inzwischen die Zuständigkeit auf die Gemeinde Schondorf übertragen hat. Bürgermeister Alexander Herrmann (Grüne) erläuterte, das der Lärmaktionsplan so ähnlich wie ein Bauleitplanverfahren funktioniere und der Plan deshalb für einen Monat öffentlich ausgelegt werde und die Träger öffentlicher Belange sowie die Bürger gehört werden. Nach der Auslegungsfrist werden die eingegangenen Meldungen im Gemeinderat behandelt, danach tritt der Lärmaktionsplan in Kraft. Dieser muss laut Fachmann Grüner spätestens alle fünf Jahre überprüft werden.

Die aktuelle Zählung aus diesem Jahr ergab nun beim ersten Zählpunkt in der Greifenberger Straße über 15 000 Fahrzeuge täglich, die sich von Nord nach Süd bis zum letzten Zählpunkt in der Uttinger Straße auf über 11 000 Fahrzeuge reduzieren. In der Landsberger Straße fuhren über 3750 Fahrzeuge. An den Hauptverkehrsstraßen werden am Tag 475 Menschen von einem Straßenlärm zwischen 55 und 74 Dezibel belastet. Nachts sind es 247 Menschen bei einer Lärmbelastung zwischen 50 und 64 Dezibel. Gezählt wurden 74 Fälle starker Belästigung, in 14 Fällen wurden starke Schlafstörungen protokolliert.

Alle Anwohner hoffen darauf, dass es bald leiser wird

Bei drei Gebäuden wurden Werte ermittelt, die als gesundheitsgefährdend einzustufen sind. Durch die Reduzierung auf Tempo 30 reduziere sich diese Anzahl auf null. Die Anzahl der betroffenen Gebäude, bei denen die Lärmsanierungswerte überschritten werden, verringert sich von 51 (Tag) und 58 (Nacht) Gebäuden auf neun beziehungsweise zwölf. Eine Überschreitung der Immissionsgrenzwerte liegt bei 113 (Tag) und 114 (Nacht) Häusern vor, davon blieben 57 und 62 übrig. Kombiniert mit der zweiten Maßnahme reduziert sich die Anzahl belasteter Wohnhäuser nochmal deutlich.

"Sie kommen nicht mehr aus", meinte Grüner aufgrund der vorliegenden Ergebnisse zu einem Entscheidungsspielraum des Straßenbauamts. Die Tempo-30-Schilder seien schnell aufgestellt, meinte Rainer Jünger (CSU). Bürgermeister Herrmann erklärte, dass demnächst im Bereich des südlichen Bahnüberganges bei der Staatsstraße 2055 eine Sanierung der Fahrbahn wegen Spurrillen anstehe. "Ich habe gedacht, ich zelte neben der Autobahn", berichtete Bettina Hölzle (CSU) von ihren Erfahrungen bei einer Übernachtung im eigenen Garten, der in zweiter Reihe zur Durchgangsstraße liegt. Nun hoffen alle, dass es bald leiser wird.

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