Erneuerbare Energien:Bohrung ins Ungewisse

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Geothermiekraftwerke gelten als eine Kerntechnologie der Wärmewende. (Foto: Florian Peljak)

Könnte Geothermie der Wärmemacher der Zukunft am Ammersee sein? Bei einer CSU-Veranstaltung zeigt sich, wie gespalten die Politik ist.

Von Renate Greil, Schondorf

Die Geothermie ist ein Thema, das in Schondorf bewegt, denn die Ammerseewest-Gemeinden Dießen, Utting und Schondorf könnten von einer derzeit wieder konkreter werdenden Tiefengeothermie mit einer Fernwärmeleitung profitieren. Als Referentin hatte die Frauenunion Ammersee West, der CSU-Ortsverein Schondorf und der Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU) der CSU die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU) aus dem Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen gewonnen, die auch aus einem Antrag zur Geothermie zitierte, der nach der Sommerpause von der CDU/CSU-Fraktion in den Bundestag eingebracht werden soll. Tenor des Antrags: die Förderung für die oberflächennahe sowie die Tiefengeothermie auszuweiten.

Weisgerber sah in der Geothermie großes Potential. Alleine die tiefe Geothermie mit Bohrungen in über 400 Metern Tiefe könnte schätzungsweise ein Viertel des deutschen Wärmebedarfs decken. Oberflächennahe Geothermie mit Bohrungen bis zu 400 Meter Tiefe arbeiten in der Regel mit erdgekoppelten Wärmepumpen, davon seien bundesweit 470 000 Anlagen installiert. Hier seien Quartierslösungen denkbar. Weisgerber forderte, die Förderung der Tiefengeothermie aus Effizienzgründen auf Wärmenutzung zu konzentrieren, "insbesondere in Verbindung mit Wärmenetzen." Zugleich sollten geeignete Instrumente gefunden werden, das finanzielle Risiko im Falle einer Nichtfündigkeit zu reduzieren.

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Denn das ist ein großes Problem bei den Geothermieprojekten. Erst die Bohrung bringt ans Licht, ob sich wirklich ein Schatz im Boden versteckt. Landsbergs Landrat Thomas Eichinger (CSU) zeigte sich skeptisch ob der neuen Diskussion um ein Tiefengeothermievorhaben der Gemeinden rund um die Gemeinde Finning und sagte voraus, dass dieses Projekt wie auch diejenigen davor zum Scheitern komme.

Damit spielte Eichinger auf frühere Projekte an. Beispielsweise wollte Anfang der 2010er Jahre bereits ein Investor ein Kraftwerk mit Tiefengeothermie zur Stromerzeugung am Ortsrand von Utting errichten und die Restwärme in ein Nahwärmenetz leiten, das unter kommunaler Regie hätte aufgebaut werden können. Das Vorhaben war in der Gemeinde umstritten, der Investor zog sich letztlich zurück.

In der ehemaligen Gautinger Realschule, die jetzt Grundschule ist, wurden im Heizungsraum Geothermie-Anlagen installiert. (Foto: Georgine Treybal)

Landrat Eichinger sah es als Hemmschuh an, dass man erst drei Kilometer in die Tiefe bohren müsse, um zu wissen, ob es funktioniere. Eine Unterstützung durch den Landkreis, die sich Bürgermeister Richard Michl (FW) aus Windach wünschte, konnte er sich kaum vorstellen. Daniel Gehr, Klimamanager der Gemeinde Windach, bezeichnete die Tiefengeothermie als "dicken Brocken", aber die Gemeinden Finning und Windach "packen es nochmal an". Auch die Nachbargemeinden sind eingebunden, eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit. Ein Fernwärmenetz könnte das warme Wasser transportieren. So könnte auf einen Schlag ein ganzes Dorf, egal ob alte oder neue Häuser, klimaneutral beheizt werden, meinte ein Bürger.

Gefordert wurde in der Diskussion auch ein Geothermie-Kümmerer, der die Gemeinden bei den Vorhaben unterstützen kann. Weisgerber gab an, dass die Kosten für die Wärmeerzeugung aus Geothermie weniger als drei Cent pro kWh betragen. Demgegenüber stünden allerdings größere Investitionskosten. Laut Weisgerber, die seit 2021 Sprecherin für Umwelt und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ist, hätten schon 2015 Umweltbundesamt und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bescheinigt, dass Umweltrisiken beherrschbar seien und eine seismische Überwachung inzwischen Standard sei, sowie Schäden durch seismische Ereignisse bei kontrolliertem Vorgehen nicht zu befürchten seien. Sollte es doch zu Schäden kommen, wird für Betreiber und Anwohner in dem Antrag gefordert, dass es eine entsprechende Versicherung geben müsse.

Um Abhängigkeiten bei Energieimporten entgegenzusteuern, setzte die 47-jährige CSU-Bundestagsabgeordnete, die von 2004 bis 2013 Mitglied des Europäischen Parlaments war, auf "unsere Heimatenergien". Mit dieser Wortschöpfung meinte sie "erneuerbare Energien, die wir jederzeit praktisch überall vor Ort erzeugen und nutzen können." In der Diskussion wurden mehrfach bei der Umsetzung von Projekten bürokratische Hemmnisse moniert, auch eine vorausschauende Planung der Stromnetze werde benötigt. Besprochen wurden weitere Themen wie Windräder oder bidirektionales Laden, bei dem die Batterie des Elektroautos als Speicher genutzt wird.

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