Erneuerbare Energien:Wasserschutz steht Geothermie im Weg

Erneuerbare Energien: Bei Gut Breitenbach westlich von Geretsried bohrt eine Firma gerade in die Tiefe, um Geothermie zu erschließen. Dort soll allerdings heißes Gestein das Wasser erwärmen.

Bei Gut Breitenbach westlich von Geretsried bohrt eine Firma gerade in die Tiefe, um Geothermie zu erschließen. Dort soll allerdings heißes Gestein das Wasser erwärmen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Probleme im Genehmigungsverfahren sind größer als erwartet. Nun sucht die Gilchinger Asto-Gruppe einen neuen Bohrplatz im Unterbrunner Holz. Der Liefertermin für Wärme aus der Tiefe soll aber eingehalten werden.

Von Michael Berzl

Neben Windrädern und Photovoltaik könnte die Geothermie einen wichtigen Anteil an der Energiewende im Landkreis Starnberg leisten. Das vielversprechendste Projekt in dem Sektor treibt die Gilchinger Asto-Gruppe auf Gautinger Flur voran. In der Nähe des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen soll nach Wärme aus der Tiefe gebohrt werden, um damit Häuser und Firmen umweltfreundlich zu heizen. Doch nun gibt es Probleme mit dem Wasserschutz, die Hindernisse sind größer als erwartet. Darum suchen die Wärmeversorger gerade nach einem neuen Bohrplatz. Asto-Chef Bernd Schulte-Middelich verspricht aber, dass der versprochene Liefertermin Ende 2025 eingehalten wird.

Eigentlich können es viele Hausbesitzer kaum mehr erwarten, bis sie endlich einen Anschluss an die umweltfreundliche und krisensichere Wärmeversorgung bekommen. Bei einer Informationsveranstaltung im Gilchinger Rathaus im vergangenen November war der Andrang so groß, dass die Stühle im Foyer nicht ausreichten und viele Besucher stehen mussten. Der Gautinger Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann berichtet, pro Woche gingen bei ihm zwei bis vier Anfragen ein.

Seit mehr als sechs Jahren ist die Nutzung der Geothermie ein Thema in den beiden Gemeinden. Mittlerweile haben sich unter Federführung der Asto-Gruppe von Schulte-Middelich mehrere Unternehmen zusammengeschlossen; die österreichische Strabag ist dabei, die Silenos Energy in Köln sowie die Münchner Firmen Erdwerk und Heizwerk. In regelmäßigen Abständen taucht der Asto-Geschäftsführer bei Infoveranstaltungen oder in Gemeinderatssitzungen auf und verbreitet Zuversicht. Doch nun räumt er ein, dass er den bürokratischen Aufwand und mögliche Hindernisse etwas unterschätzt hat: "Da sind wir vielleicht etwas naiv gewesen".

Es war schon ein langwieriger und schwieriger Prozess, bis sich das Geothermie-Konsortium den bisher vorgesehenen Bohrplatz im Unterbrunner Holz per Erbpachtvertrag mit der Gemeinde Gauting für ein etwa 1,5 Hektar großes Grundstück sichern konnte. Doch der Wasserschutz erweist sich dort als Hindernis. "Der ohne unsere Kenntnis gewählte Standort befindet sich im direkten Zustrom der einzigen Trinkwasserbrunnen der Stadt Germering", teilt Andreas Schechinger vom Wasserwirtschaftsamt in Weilheim mit. Damit werde die Trinkwasserversorgung von etwa 40 000 Menschen gesichert. Entsprechend katastrophal wäre ein Ausfall.

Erneuerbare Energien: Bernd Schulte-Middelich treibt das Geothermieprojekt unermüdlich voran. Hier spricht er bei einem Richtfest im Astopark beim Flughafen Oberpfaffenhofen.

Bernd Schulte-Middelich treibt das Geothermieprojekt unermüdlich voran. Hier spricht er bei einem Richtfest im Astopark beim Flughafen Oberpfaffenhofen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gefahren könnten nach seinen Worten beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, bei den Bautätigkeiten, bei der Entwässerung des Bohrplatzes sowie beim Umgang mit dem möglicherweise chemisch nicht unproblematischem Thermalwasser entstehen. Das Durchbohren der Kiesschicht mit Grundwasser sei dagegen kein Problem, da die Bohrung in dem Bereich verrohrt und abgedichtet werde. Wegen der Risiken für das Trinkwasser sei jedoch die Lage von Bohrplätzen in Wasserschutzgebieten in Bayern generell verboten, teilt der Geologe mit. Zudem gebe es alternative Grundstücke, auf denen diese Gefährdung so nicht gegeben wäre.

Die Asto-Gruppe ist mit mehreren Grundbesitzern im Gespräch

Danach suchen nun Asto-Gruppe und ihre Mitstreiter. Das Geothermie-Konsortium zieht lieber die Reißleine, gibt den bisherigen Standort im Unterbrunner Holz auf und sucht nach einem Grundstück in der Nähe, bei dem weniger Hindernisse zu erwarten sind, wo der Wasserschutz nicht im Weg steht. Mit vier oder fünf Eigentümern sei man bereits im Gespräch, berichtet Schulte-Middelich. Es handle sich um Privatbesitz, sodass er diesmal weniger schwierige Kaufverhandlungen erwartet. Er sagt: "Wir sind guter Hoffnung, dass wir das bald gelöst haben."

"Die Verzögerung durch die Alternativenprüfung bedauern wir, halten unsere Einwände aber im Sinne des Trinkwasserschutzes für notwendig und gerechtfertigt", erklärt der Geologe in Weilheim und betont, das Wasserwirtschaftsamt wolle das Gautinger Geothermie-Projekt "keinesfalls" verhindern. Vielmehr beschäftige sich die Behörde seit Monaten intensiv damit, wie und wo Tiefengeothermie unter Wahrung des Trinkwasserschutzes möglich ist.

Für die Asto-Gruppe läuft die Zeit. Ende März und Ende November 2025 laufen Fristen im Rahmen der vom Wirtschaftsministerium erteilten Bergbauberechtigungen ab. Dann erlösche die Erlaubnis, wenn keine Verlängerung beantragt wird, teilte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag mit.

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