Musik:"Schlager sind beruhigend"

Lesezeit: 4 min

Schulterklopfen von einem echten Schlagerstar: Dass Heino ihn in den Arm genommen habe, das habe ihn besonders gefreut, sagt Udo Alexander. (Foto: privat)

Udo Alexander kann singen wie Roy Black. Bei einem Doppelgänger-Wettbewerb überzeugte der Starnberger Uschi Glas und Mike Krüger mit seiner Stimme, und Heino klopft ihm auf die Schulter. Nun will der Mesner mit seinen eigenen Liedern in die Charts.

Von Carolin Fries, Starnberg

Dass er so singen kann wie Roy Black, das wurde Udo Alexander vor etwa 20 Jahren bewusst. Da stand er wieder einmal auf der Bühne und präsentierte die ganze Schlager-Palette von Rex Gildo über Peter Alexander und eben auch Roy Black, als ihm ein Fan unterstellte, er habe das Lied "Ganz in weiß" playback gesungen, also lediglich die Lippen bewegt, während die Originalaufnahme vom Band lief. Hatte er nicht, noch nie, doch dass er sein Idol stimmlich derart treffend imitierte, das überraschte ihn selbst. Seit jenem Tag jedenfalls sind Udo Alexander und Roy Black eine Einheit, wenn man so will.

"Ich weiß alles über ihn", sagt Udo Alexander über sein Idol Roy Black. (Foto: privat)

Der 47 Jahre alte Starnberger hat sich ganz und gar der deutschen Schlagerlegende verschrieben. "Ich weiß alles über ihn", sagt er. Wie er gelebt und geliebt hat, wie er gestorben ist und wie er Musik machte. Regelmäßig fährt Alexander nach Heldenstein bei Mühldorf am Inn, wo Gerhard Höllerich, wie der Sänger mit bürgerlichem Namen heißt, 1991 mit nur 48 Jahren an Herzversagen in seiner Fischerhütte starb. "Ich pflege die Gedenkstätte", sagt Udo Alexander, "einfach so". Es sei ihm wichtig, dass die Erinnerung aufrecht erhalten wird.

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Deshalb singt Udo Alexander auch die Lieder von Roy Black. Und zwar so gut wie kein anderer: Beim Doppelgänger-Wettbewerb, den die Produktionsfirma von Blacks letztem großen TV-Erfolg "Ein Schloss am Wörthersee" heuer veranstaltet hat, hat Alexander in der Kategorie Gesang gewonnen. Uschi Glas, Guido Retzer und Mike Krüger saßen mit in der Jury und kürten einen stimmlichen und einen optischen Doppelgänger. Udo Alexander sang als Sieger beim Jubiläumsfest in Österreich "Das Mädchen Carina". Dabei imitiert er auch die Atemtechnik des Schmusesängers, der an einer Herzerkrankung litt. "Er hat immer so geschnauft zwischen den Zeilen, das muss man natürlich mit reinbringen", sagt der gelernte Hotelkaufmann, der seit zwei Jahren in Starnberg wohnt.

Unendlich oft hat er sich diese Lieder angehört - und immer wieder nachgesungen. Für ihn alles andere als eine Qual. "Schlager sind beruhigend", erklärt Udo Alexander seine Leidenschaft. "Und die Texte sind auch meistens schön." Dass Heino ihn nach seinem Auftritt in den Arm nahm, "das war das Schönste".

Udo Alexander singt als stimmlicher Sieger des Roy Black-Doppelgänger-Wettbewerbs am Wörthersee. Links von ihm sitzt der Sieger in der optischen Kategorie. (Foto: privat)
Roy Black ist nach wie vor gefragt, insbesondere am Wörthersee. (Foto: privat)
Udo Alexanders mit einem Foto seines Idols und seiner Managerin Johanna Seitz am Starnberger See. (Foto: Georgine Treybal)

Roy Black ist nun also sein Markenzeichen. Ob es sich nicht angeboten hätte, sich als Udo Alexander auf die Lieder von Peter Alexander zu konzentrieren? Darüber hat er nie nachgedacht. Schon früher in der Wohnung der Eltern liefen immer die Lieder von Roy Black: "Meine Mutter war ein großer Fan". Sie sorgte dafür, dass ihre zwei Söhne - auch Udo Alexanders älterer Bruder - schon in jungen Jahren eine musikalische Ausbildung erhielten. Udo Alexander lernte erst Akkordeon, später am Richard-Strauss-Konservatorium Klavier und Flöte, drei Jahre lang nahm er Gesangsunterricht. "Während die anderen Jungs draußen spielten, musste ich Instrumente lernen", sagt er.

Man habe ihn auch gehänselt, weil er Schlager hörte anstatt Milli Vanilli oder Modern Talking. "Heute sind die Leute eher neidisch", erzählt Alexander, wenn sie mitbekommen, was aus seinem Hobby geworden ist. Dass der gleiche Junge, der mit zwölf Jahren bei Awo-Sommerfesten und Tanznachmittagen mit dem Akkordeon auf der Bühne saß, heute im dunkelblauen Anzug mit Krawatte Schnulzen wie die einstigen Stars singen kann und damit die Aufmerksamkeit von Kamerateams und Journalisten erregt - manchmal kann er es selbst noch nicht glauben.

Udo Alexander pflegt seit vielen Jahren die Roy Black-Gedenkstätte in Heldenstein bei Mühldorf am Inn. (Foto: privat)
Hier stand einst die Fischerhütte des Sängers und Schauspielers. (Foto: privat)
Heute erinnert nur noch eine Miniaturhütte an den Ort, an dem der Schlagerstar 1991 starb. (Foto: privat)

Und er singt immer noch. Einmal im Montag tritt er jeweils am Sonntagnachmittag im Anzinger Forsthof im Landkreis Ebersberg auf, längst hat er dort eine kleine Fangemeinde. "Das tut meiner Seele gut, wenn ich die Leute lachen sehe". Und so bescheiden, wie der Starnberger rüberkommt, wäre das womöglich auch so geblieben, wäre er nicht auf Johanna Seitz getroffen, die seit einigen Jahren seine Managerin ist. Und sein größter Fan.

"Ich hab den Udo gehört und nur gedacht: Wow!", erzählt die 60-Jährige. Und weil sie "in der Schlagerszene schon länger unterwegs" ist, nimmt sie Udo Alexander jetzt einfach mit. Organisation kann die Leiterin einer großen Drogerie-Filiale in Ebersberg, die privat am liebsten in die Schlagerwelt abtaucht. Sie lässt "den Udo" heuer um die Goldene Alpenkrone mitsingen, schickt ihn nach Braunau und Bad Füssing für Konzerte. Höhepunkt aber wird unbestritten die Roy Black-Gala am 7. Oktober zum Todestag des Schauspielers und Sängers in Bobingen sein. "Er klingt genau wie er, hat diesen Schmelz in der Stimme", sagt sie. Und dann googelt sie, wie das im Fachjargon heißt: "Timbre".

Seitz wohnt in Hohenlinden an der Bundesstraße 12, auf der Roy Black häufig zu seiner Fischerhütte unterwegs gewesen sei. "Ich hab' ihn öfters getroffen", erzählt Seitz. Und zwar im Supermarkt, dem letzten auf der Strecke. Dann habe sie ihn gefragt, wie es geht, man habe kurz geratscht. Ganz unkompliziert. Auch sie ist ein großer Roy-Black-Fan. In einer Disko sei sie noch nicht einmal gewesen. "Schlager ist dein Leben und meins auch", sagt sie zu Udo Alexander und blickt liebevoll zu ihrem Schützling.

"Musik ist der Schlüssel zum Glück", heißt seine erste Platte

Der Sänger, smart in weißem Hemd und weißen Turnschuhen zur Jeans, ist der einzige Künstler, den Seitz vermarktet. "Da muss man mehr draus machen", sagt sie voller Begeisterung. Und Udo Alexander nickt. Am liebsten würde er von der Musik leben können. Seit 18 Jahren arbeitet er als Mesner in einer Pfarrei in Untermenzing, bereitet Gottesdienste vor, steht dem Pfarrer zur Seite. Er habe eine starke Beziehung zur Kirche, sagt er. Darum habe er umgeschult und einen Job im Hotel aufgegeben. Natürlich hätten sie ihn in der Pfarrgemeinde gleich gefragt, ob er nicht auch den Kirchenchor verstärken wolle. "Neee", sagte Alexander.

Er hat jetzt auch eine eigene Platte, "Musik ist der Schlüssel zum Glück", heißt sie. Zwölf Lieder hat er im Studio von Produzent Fritz Diesenreither im Zillertal aufgenommen. Darunter sind zwei Lieder von Roy Black, doch auch Eigenkompositionen wie "Eingebrannt im Herzen": Zu einem flotten Disco-Fox-Sound gibt es hier Zeilen wie "auf alle Zeit verewigt, so gehörst du mir". Roy Black mag ihm den Einstieg in die Schlagerszene geöffnet haben - "doch ich bin Udo Alexander", sagt der Sänger. Er will es jetzt alleine probieren, nicht nur nachsingen und imitieren. "Der Schlager ist wieder im Kommen", ist er überzeugt. Alexander hat sogar Autogrammkarten. "Wollen Sie eine?", fragt er, und dann unterschreibt er mit Silberstift auf der Karte.

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