Oldtimer-Mopeds:Chromglänzendes Hobby

Lesezeit: 3 min

Er ist stolz auf seine Rex-Mopeds: Sammler Anton Bauer. (Foto: Georgine Treybal)

Anton Bauer zeigt 30 ausgewählte Modelle seiner Rex-Mopeds-Sammlung in einer Ausstellung im Pöckinger Beccult. Die Entstehungsgeschichte der Fahrzeuge hat auch ganz viel mit Possenhofen zu tun.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Da steht der Traum aller Jugendlicher der 1950er-Jahre. Chromglänzend, sportlich-schnittig, in edlem Naturweiß und einem fröhlich-roten Sitz für zwei Personen: Die Rex Como, Baujahr 1955. Es ist nur ein Modell aus Anton Bauers Sammlung. Der gebürtige Pöckinger hat schon früher Mopeds gesammelt. "Ich war schon immer infiziert, aber erst vor vier Jahren habe ich mich auf Rex-Modelle spezialisiert", sagt er. Die Idee hatte sein Enkel, als Bauer ihm erzählte, dass die Rex-Motoren zwar in München gefertigt, die Mopeds aber später auf Schloss Possenhofen zusammengebaut worden sind.

Seither hat Bauer seine Sammlung stetig und intensiv auf derzeit 80 Modelle erweitert, so dass man bei ihm die Entwicklung der Rex-Motoren von den 1930er-Jahren an bis zur Einstellung der Fertigung 1964 sehen kann. Unter dem Motto "Von Possenhofen in die ganze Welt und wieder zurück" werden von Donnerstag, 17. August, bis Sonntag, 20. August, 30 ausgewählte Modelle im Pöckinger Beccult ausgestellt. Die Ausstellung ist der Gewerbeschau nachempfunden, die 1952 in Starnberg stattfand. "Das ist der Ursprung", sagt Bauer, der den Dingen gerne auf den Grund geht.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Der Name Rex ist eng verbunden mit Possenhofen. Die Brüder Erich und Kurt Bagusat gründeten die Firma 1948. Im gleichen Jahr kauften sie auch das Schloss Possenhofen. Ein Bruder wohnte im Schloss, der zweite baute eine Villa in der Nähe. Wegen des großen Erfolgs ihrer Mopeds verlegten die Unternehmerbrüder einen Teil der Fertigung in den 1950er-Jahren in das Schloss und schafften dadurch Arbeitsplätze in der kleinen Gemeinde am Starnberger See.

Das erste Modell, das 1952 in Possenhofen gebaut wurde, hieß "Flaschen-Rex", weiß Bauer. Er selbst ist 1948 in Possenhofen geboren und seine Eltern hatten eine Rex Como. Mit 16 Jahren kaufte er sich selbst eine Rex, weil man das Moped ohne Führerschein fahren durfte. Er erinnert sich noch gut daran, wie er und seine Freunde den Hügel hinaufgefahren sind, auf dem heute das Wohnviertel Lindenberg steht, sowie das Autohaus, das er gegründet und aufgebaut hat. "Das vergisst man nicht", sagt Bauer, der bis heute ein leidenschaftlicher Motorradfahrer ist. Damit schließt sich für ihn der Kreis, warum er jetzt als Rentner Rex-Modelle sammelt.

Besonders auffällig ist der Doppelvergaser des Modells Rex KL 35. (Foto: Georgine Treybal)
Von einem Moped hat dieses Fahrrad mit Hilfsmotor noch nicht besonders viel: das aus dem Jahr 1930 stammende Modell Gockerell Piccolo mit Hängemotor. (Foto: Georgine Treybal)

Sauber aufgereiht stehen Bauers "Schätze" in einer Halle. Kaum zu glauben, dass viele seiner Oldtimer-Mopeds mehr als 70 Jahre alt sind. Früher habe man alles aufbewahrt, habe nichts weggeworfen. "Heute heißt es weg, weg, weg", erklärt er, wie er seine Sammlung in so kurzer Zeit aufbauen konnte. Es hätten sich viele Menschen bei ihm gemeldet, die noch so ein altes Moped herumstehen hatten. Sie hätten ihn bestärkt die Ausstellung zu initiieren.

Unter seinen Sammlerstücken sind Originale, andere mussten erst restauriert werden. Das macht Bauer nicht selbst, sondern der szenebekannte Spezialist Mike Kron. Denn es sei ein spezielles Equipment erforderlich, um die Modelle wieder in den Originalzustand zu versetzen, sagt Bauer.

Die Fahrräder mit Motorunterstützung, die in einer anderen Halle stehen, sind sogar viel älter. Erste Patente für Hilfsmotoren gab es laut Bauer bereits 1920. Das Modell Gockerell Piccolo war ihm zufolge der Ursprung. Später gab es eine rasante Entwicklung und die motorunterstützten Fahrräder wurden serienmäßig hergestellt. Die Hilfsmotoren konnten aber auch als kompletter Bausatz mit Tank gekauft und selbst in alle Fahrradtypen eingebaut werden.

Richtige Stoßdämpfer hat das Anfang der 1950er-Jahre gefertigte Modell Rex Luxus noch keine, dafür aber schon Federn. (Foto: Georgine Treybal)

Die Technik entwickelte sich stetig weiter. "Es gab eine Komfortsteigerung", sagt der Sammler. Zunächst waren die Fahrräder ohne Federung, die gab es erst von 1952 an. Weil die amerikanischen Besatzungskräfte den Namen Gockerell nicht aussprechen konnten, ist das Rad Bauer zufolge umbenannt worden in Cockerell mit C am Anfang.

Auch die Mopeds wurden sportlicher und schnittiger. Bauer öffnet einen Schrank, der voll ist mit chromblitzenden Motoren und zeigt auf ein Modell mit der Fabrikationsnummer 918. Aus diesem sei der Rex-Motor entwickelt worden, erklärt er. Das letzte Moped-Modell, das hergestellt wurde, ist eine Rex KL 35, Baujahr 1964. "Es war die Wirtschaftswunderzeit", erklärt der Sammler. Dieses Modell hatte schon Extras wie Stoßdämpfer, Doppelvergaser, Doppelauspuff, Schaltautomatik sowie einen erhöhten Lenker. Das Modell wurde exportiert in die Nachbarländer und sogar in die USA. Bauer hat ein Original-Modell in den USA entdeckt und es zurückgekauft, damit es wieder in den Ursprungsort zurückkommt. Denn es ist ihm wichtig, das die Sammlung im Entstehungsort Possenhofen bleibt und für seine Heimatgemeinde Pöcking erhalten wird.

Zur Ausstellung gibt es auch ein Rahmenprogramm, etwa einen Ferienworkshop für Kinder, einen Teilemarkt, Live-Restaurierungen oder Tanzmusik. Der Eintritt ist frei. Am Samstag ist eine 21 Kilometer lange Sternfahrt mit original Rex-Mopeds geplant, mit Stationen an allen wichtigen Orten wie dem Schloss Possenhofen, der Bagusat-Villa, dem Strandbad Feldafing oder einer Überfahrt zur Roseninsel. Dafür ist eine Anmeldung unter beccult@poecking.de oder in der Gemeindeverwaltung erforderlich.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesundheit
:"Von meiner psychischen Erkrankung zu erzählen, ist wie ein Outing"

Wenn Männer krank werden, dann körperlich. Das dachte auch Hansjörg Zimmermann - bis er seine Diagnose Burn-on bekam. In einer Klinik traf der Professor aus Starnberg viele Betroffene und lernte, über das Tabuthema zu reden.

Interview von Carolin Fries

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: